Zum Erfolg von Martin Kiesel
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflicher Erfolg erleichtert mir mein Leben. Dafür zu sorgen, kann auch Spaß machen. Es ist ein Erfolg, wenn ich von jemandem eingeladen werde, ein Wohnhaus für ihn zu bauen. Privat ist es mir wichtig, die nötige Ruhe zu finden, um abschalten und entspannen zu können. Zeit für die mir wichtigen Menschen und für mich zu haben, macht ein beruflich erfolgreiches Leben zu einem Großteil erst möglich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn ich mein bisheriges Berufsleben ansehe, realisiere ich, daß ich aus einerKriese mit 37 Millionen Schilling und einen drohenden Konkurs ohne große juristische Hilfe mich persönlich befreien konnte, bin ich froh, dies erreicht zu haben. Seit fünf Jahren bin ich mit der Entwicklung meines Büros so zufrieden, daß sich dabei ein gewisses Erfolgsgefühl einstellt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der Grundstein dafür liegt sicher in in meiner Erziehung im Internat. Im Arbeitsleben war ich stets sehr arbeitsam und stellte oft den Schlaf hintan. Ich glaube auch, ein verläßlicher Mensch zu sein.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich kommt dieses Gefühl erst heute nach und nach. Wenn ich die Probleme sehe, die ich in meiner Vergangenheitbewältigen mußte, kann ich nun viel gelassener an meine Arbeit und meine Person herangehen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es sind einige Dinge, die ich im nachhinein rechtzeitig gelöst hatte. Ich stieg zur gebotenen Zeit mit CAD-Programmen in das Computerzeitalter ein. Damals war dies ein kapitalintensiver Schritt, der nicht gleich wirtschaftliche Wunder versprach. Andererseits beging ich den Fehler, zu sehr auf Fremdkapital zu setzen - aus heutiger Sicht zu früh. Was den innerbetrieblichen Aufbau betrifft, empfinde ich mich wiederum recht erfolgreich.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Imitation endet meistens peinlich.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gab einen Professor, der mir damals als junger Mensch, der frisch aus Deutschland nach Österreich gekommen war, sein Fach, den Hochbau entscheidend näher brachte. Das war nicht gerade populär, neben den rein ästhetischen Fächern, für meinem weiteren Weg jedoch von entscheidendem Vorteil.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn ich mit meiner Arbeit selbst zufrieden sein kann und die Bewohner eines von mir geplanten Gebäudes nach zehn Jahren auch noch glücklich sind, ist mir das eine große Genugtuung und Anerkennung. Ein Privatkunde baut in der Regel nur ein Haus in seinem Leben.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Honorarsituation ist heute leider sehr trist. Weiters schlagen wir uns oft als Bauaufsicht mit Problemen herum, die schon vorher und nicht von uns ausgeräumt hätten werden sollen. Ein Problem stellt sicherlich auch die Vergabe von öffentlichen Aufträgen dar, für die ich mich einfach nicht mehr bewerbe, da eine Aussicht auf Erfolg nur durch entsprechende Hilfen zu bestehen scheint und die Bewerbung nur Kosten entstehen läßt.Welche Rolle spielen Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg? Ich brauche den Arbeitnehmer so wie er mich braucht. Insofern kann man nur gemeinsam gute Arbeit leisten. Meine Mitarbeiter brauchen die Aufträge, die ich ihnen verschaffe, wie ich sie für deren Durchführung benötige.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wichtigstes Kriterium ist die Persönlichkeit und ob diese in unser Team paßt. Ich sehe mir die Handschrift des Bewerbers an, weil ich der Meinung bin, dadurch etwas über seine Arbeitsmethodik zu erfahren.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuchte immer ein angenehmes Klima zu schaffen, das den Mitarbeitern in hohem Maß entgegenkommt. Zu mir sollte jeder ohne Vorbehalte kommen können. Das größere Motivationsproblem ergibt sich jedoch meist mit den Bauherrn, wenn es darum geht, ihn von Lösungen zu überzeugen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich denke, mit meinem persönlichen Engagement und dem meiner Mitarbeiter einiges dazu beizutragen, daß es unserem Betrieb heute gut geht, dessen Arbeit unsere Kunden zufrieden stellt und neue Kunden bringt. Wir können innerhalb kurzer Zeit unser Büro auf einen neuen Auftrag ausrichten, um diesen optimal zu auszuführen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich sehe alles als eine Frage der Zeiteinteilung und nehme einen Termin mit meinen Kindern genauso ernst wie einen beruflichen. Mit meiner Lebensgefährtin stimme ich die Zeit ab, wo sich gemeinsame Freiräume ergeben oder machen lassen. Früher opferte ich zum Beispiel meinen Geburtstag für Termine, was ich heute nicht mehr mache.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte ein Gefühl für Verantwortung für sich und seine Umwelt entwickeln und sich bewußt werden, daß man nicht alleine auf der Welt ist.