Zum Erfolg von Sonja Wehsely
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mir Ziele zu stecken und diese zu erreichen. Ich glaube aber, daß Erfolg für jeden etwas anderes bedeutet und grundsätzlich sehr individuell zu bewerten ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin erfolgreich, weil ich damit leben kann, daß ich nicht everybody's darling bin. Auch die Hartnäckigkeit, mit der ich Ziele verfolge, war ausschlaggebend. Ich wuchs in einer politisch interessierten Familie auf und bin ein konfliktfähiger Mensch.
Ist es für Sie als Frau in der Politik schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich meine, daß es für Frauen aufgrund ihrer Sozialisierung und der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen schwieriger ist, erfolgreich zu werden, weil sie oft geneigt sind, es allen recht machen zu wollen. Wenn ein Mann ein harter Verhandlungspartner ist, beweist er Durchsetzungsvermögen, Frauen werden in der gleichen Situation negativ bewertet, nämlich als streitsüchtig und überehrgeizig. Man kann auch beobachten, daß Frauen sich weit weniger zutrauen als Männer, die in den seltensten Fällen an sich oder ihrer Qualifikation zweifeln. Ich halte es daher für wichtig, als Frau ganz bewußt Selbstzweifel beiseite zu schieben und sich zu trauen, Dinge einfach zu machen. Im übrigen denke ich, daß die Mechanismen in Politik und Wirtschaft dabei recht ähnlich sind.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Mein Erfolg basiert nicht auf einer Einzelentscheidung, sondern auf meinem Bestreben, immer dran zu bleiben und nicht aufzugeben.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Eine Persönlichkeit, die mich schon prägte, bevor ich sie kennenlernte, war Johanna Dohnal. Die fiel mir auf, weil sie für eine Sache kämpfte - auch auf die Gefahr hin, nicht nur beliebt zu sein. Ich bin heute der Meinung, daß viele Verbesserungen für Frauen zu einem Großteil dem Engagement von Johanna Dohnal zu verdanken sind, wobei es mir sehr leid tut, daß viele junge Frauen heute nicht mehr sehen, daß das meiste, was heute selbstverständlich ist, erkämpft wurde. Weiters war Brigitte Ederer sehr wesentlich für meinen politischen Werdegang, sie war ein unmittelbares Vorbild für mich.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich denke, daß es für mich wesentlich ist, nicht darauf angewiesen zu sein, daß andere mich toll finden. Ich schöpfe sehr viel Anerkennung aus mir selbst und meinem nahen Umfeld.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich arbeite in einem sehr guten Team und bin meinen Mitarbeitern freundschaftlich verbunden.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich halte Ehrlichkeit für enorm wichtig: ich habe nichts davon, mich mit schwachen Mitarbeitern zu umgeben und meine daher, daß man die Größe haben muß, in einem Team exzellenter Menschen zu arbeiten, die sich ihre Kritikfähigkeit auch dann bewahren, wenn man als Vorgesetzte in der Hierarchie höher klettert. Wesentlich ist, speziell im politischen Bereich, Loyalität, die man aber nicht mit Vasallentum verwechseln darf.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe das große Glück, einen Lebenspartner gefunden zu haben, der selbst beruflich sehr engagiert ist und meine Einstellung teilt, daß sich beide Elternteile gleichermaßen um die Kinder kümmern sollten. Aus diesem Grund kann ich mir Diskussionen ersparen, die ich von vielen Frauen kenne, die Karriere machen. Das Angebot an entsprechenden Kinderbetreuungseinrichtungen der Stadt Wien ist Grundlage dafür, daß ich Beruf und Privatleben gut vereinbaren kann.