Zum Erfolg von Martin Stein
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich innere Zufriedenheit mit meinem Leben. Erfolg bedeutet, an einem Arbeitsplatz tätig zu sein, wo ich mich wohlfühle, mir meine Arbeit Spaß macht und ich mich in meiner Arbeit entfalten kann. Desweiteren ist für mich die positive Resonanz der Gäste ein Erfolg. Die Auszeichnung mit Hauben ist für mich nur ein Teilerfolg, da allein der Michelin-Stern einen wahren Erfolg für mich darstellt. Die Verteilung der Hauben ist sehr trendlastig und nur die Michelin-Gourmets sind auch selbst Köche, von denen ich mir meinen Erfolg gern zuerkennen lasse.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe es geschafft, das zu verwirklichen, was ich wollte. Daß mein beruflicher Erfolg in späterer Folge in einem eigenen Lokal gipfeln wird, ist für mich eine Selbstverständlichkeit.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich glaube, daß meine Ausbildung im Bereich Chemie für meinen heutigen Erfolg ausschlaggebend war, weil ich dieses Wissen heute sehr gut anzuwenden weiß. Auch die Tatsache, daß ich durch diese Ausbildung drei Jahre älter und dadurch reifer war als meine Klassenkameraden, kam mir zugute. Ich konnte mich durch meine Vorkenntnisse auch in den Sprachen Englisch und Französisch viel intensiver als meine Klassenkollegen auf das Kochen konzentrieren und dadurch verfeinerte Kreationen ausarbeiten. Sehr wichtig war auch, daß ich schon während meiner Schulzeit ständig nebenbei arbeitete und mich immer mehr als alle anderen für meinen Job einsetzte. Man muß natürlich immer auf den Geschmack der Gäste achten, daher bin ich der Überzeugung, daß man nach Geschmack, nicht nach Trends, kochen sollte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich glaube, ich habe mich immer schon als erfolgreich betrachtet.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Auch wenn alles schon da war und daher alles wie eine Imitation erscheint, ist es nicht so. Wir alle sind Individuen und kochen daher immer auf unsere eigene Art und Weise. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich bin der Meinung, daß Papier geduldig ist. Ich führte immer wieder Bewerbungsgespräche mit Menschen, die massenhaft Zeugnisse und Belobigungen mithatten. Aus den Papieren kann ich natürlich nicht sehen, was jemand in einem Betrieb gemacht hat. Vor der Eröffnung unseres Restaurants sprach ich mit 60 Köchen, ließ jeden dreimal kommen und arbeitete mit Fragebögen. Mir sind die Hintergrundinformationen über den Menschen an sich wichtig. Für mich zählen die Familienverhältnisse mehr als jedes Zeugnis. Das zweite Kriterium für mich ist der abgeleistete Präsenzdienst, da nur ehemalige Präsenzdiener auch Selbstdisziplin besitzen und unseren harten Beruf durchstehen können. Der dritte Punkt für eine eventuelle Aufnahme ist der berufliche Werdegang.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die Motivation der Mitarbeiter fällt natürlich leichter, wenn man sie selbst ausgesucht hat. In einer kleinen Küche ist es auch einfacher, ein mehr oder weniger funktionierendes Freundschaftssystem aufzubauen, wobei ich natürlich schon klarstellen möchte, daß Freundschaft nicht mit Blödheit verwechselt werden darf. Mir ist es wichtig, daß die Höflichkeitsform gewahrt bleibt und daß nicht geraunzt und gemault wird. Ich habe noch nie jemanden angeschrien, denn wenn ich einmal schreien müßte, wäre das Arbeitsverhältnis sowieso beendet.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Als Küchenchef hat man naturbedingt wenig Zeit für Fortbildung, daher muß man sich sehr sorgfältig auf dieses Aufgabengebiet vorbereiten. Ich besuchte das Kochseminar „Wild-Krustentiere-Trüffel“ mit Eckart Witzigmann und Reinhard Gerer und auch das Fortbildungsseminar „Allgemeine Lebensmittelhygiene, Reinigung, Desinfektion“.