Zum Erfolg von Holger Knemeyer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg läßt sich sicher nicht am Bankkonto ablesen, obwohl der materielle Erfolg natürlich eine schöne Begleiterscheinung darstellt. Erfolg bedeutet für mich, ein Ziel zu haben und es binnen eines bestimmten Zeitraumes zu erreichen, oder zu optimieren. Erfolg hat immer damit zu tun, sich in seinem Beruf wohlzufühlen und daraus Befriedigung zu erlangen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Mein Ziel war es ursprünglich, Anwalt zu werden, und durch Zufall – weil mich ehemalige Vortragende ansprachen – trat ich in dieses Unternehmen ein, in dem ich heute Gesellschafter bin. Da ich mich in meiner Tätigkeit wohlfühle, jeden Tag gern zur Arbeit gehe und gleichzeitig weiß, daß ich bei einigen Radiostationen und Fernsehsendern sofort mit offenen Armen aufgenommen werden würde, sehe ich mich heute als erfolgreich. Ich bin, anders ausgedrückt, beruflich ein sehr zufriedener Mensch – und zwar unabhängig von den wirtschaftlichen Faktoren.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Wesentlich war meine Ausbildungszeit im Repetitorium, wo ich erkannte, daß es extrem wichtig ist, schwierige Fälle in ihrer Komplexität zu erfassen und zu verstehen, aber einfach darstellen zu können. Ich eignete mir hier die Fähigkeit an, vernetzt zu denken. Ich denke, daß ich mich auch durch meine Fähigkeit auszeichne, besonders auf junge Menschen eingehen zu können, weil ich mir bei jeder Gruppe von Studenten, die bei uns beginnen, darüber im klaren bin, daß viele bei Null beginnen. Ich habe es schon als Schüler gehaßt, auswendig zu lernen, kann mir aber Dinge perfekt merken, die ich verstanden habe. Da ich den Willen hatte, mich von der Masse abzuheben, entwickelte ich Ehrgeiz, obwohl ich grundsätzlich ein fauler Mensch bin. Ich habe mich von Anbeginn meiner Tätigkeit im Repetitorium sehr intensiv engagiert, weil ich mir der Verantwortung bewußt bin, die ich für die Studenten trage. Obwohl ich ein guter und schneller Student war, engagiere ich mich heute viel intensiver als zur Zeit meines Studiums, weil ich nicht mehr gut informiert sein muß, um eine gute Note zu erreichen (die meine Karriere begünstigt), sondern, um Menschen zu helfen. Ich übe meine Tätigkeit mit größter Begeisterung aus und sehe darin einen wesentlichen Faktor meines Erfolges, da ich ansonsten der hohen Belastung nicht standhalten könnte.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Juristisch war das sicherlich mein Vater. In meiner journalistischen Tätigkeit lernte ich zahlreiche Persönlichkeiten und Prominente kennen und konnte eine sehr wertvolle Erfahrung sammeln; daß nämlich jeder nur mit Wasser kocht und alle Menschen im Grunde „normal“ sind, selbst wenn sie in sehr hohen Positionen tätig oder sehr berühmt sind. Je näher man einen Prominenten kennenlernt, desto mehr gewinnt man die Erkenntnis, daß er in Wahrheit nicht mehr darstellt, als man selbst. Auch lernte ich, daß – abgesehen von großen Veranstaltungen – die Presse oft hofiert wird, weil jeder froh ist, über seine Sache sprechen zu können, und versuchte daher, meinem Gegenüber weder den Bauch zu pinseln, noch das Haar in der Suppe zu suchen; also vernünftig zu berichten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre von Absolventen, mit denen wir auch nach ihren Prüfungen in Kontakt bleiben, sehr viel Anerkennung, weil sie mir immer wieder bestätigen, daß ich meine Arbeit gut mache, und sich oft bei mir bedanken.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin sehr viel unterwegs und gehe in meinem Beruf auf, so kommt es mitunter vor, daß ich während des Essens aufstehe, um mir etwas zu notieren, das mir in diesem Moment gerade wichtig erscheint. Für mich ist es vor allem wichtig, mich sportlich zu engagieren, weil ich weiß, daß dem körperlichen Burnout unweigerlich das geistige folgen würde; der notwendige Ausgleich kann aber auch in einem guten Gespräch liegen.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Fortbildung ist mir sehr wichtig. Da ich während meines gesamten Studiums mit Ausnahme der Examensvorbereitung halbtags beim Radio tätig war, besuchte ich zahlreiche Seminare im Bereich JournalismusWelchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Wer der Meinung ist, daß die Rechtswissenschaften mit Auswendiglernen von Stoff zu tun haben, irrt sich. Ein kluger Kopf hat einmal festgestellt, daß das menschliche Gehirn eigentlich nicht für die Juristerei ausgelegt ist, da sich Sachverhalte immer von mehreren Seiten stimmig argumentieren lassen. Wesentlich ist systematisches Verständnis, also die Fähigkeit, Gesetzestexte zu verstehen und zu interpretieren.