Zum Erfolg von Michael Seisl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich persönlich bedeutet Erfolg, mich in meinem Leben wohlzufühlen. Daher würde ich Erfolg sehr eng mit Glück in Verbindung bringen, obwohl Erfolg nicht nur eindimensional ist, sondern von der privaten und beruflichen Situation abhängt. Zum beruflichen Erfolg gehört der wirtschaftliche, es kommt aber auch die Komponente des Wohlfühlens dazu.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich zu 80 Prozent als erfolgreich, aber ich hätte mehr erreichen können.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich glaube, daß man in einer Führungsposition am ehesten dann Erfolg hat, wenn man bei sich selbst bleibt. Man muß die Verantwortung übernehmen und auch dazu stehen, darf aber nicht manisch an dieser Position hängen. Die Bereitschaft, etwas zu ändern, ist eine Voraussetzung für den Erfolg, dabei muß man aber sehr behutsam vorgehen. Ich halte nicht viel davon, bestehende Organisationen mit dem eisernen Besen durchzufegen, das ist höchstens eine Notlösung, wenn alle Alarmglocken läuten. Behutsamkeit bei Veränderungen ist ein Faktor für den Erfolg, aber die permanente Veränderung ist wesentlich.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin ein Kämpfer, der niemals aufgibt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter sind es, die die Arbeit verrichten und eigentlich diejenigen, die abgesehen vom unternehmerischen Risiko und strategischen Entscheidungen den Betrieb am Leben erhalten.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Gigant Verpackungs GmbH ist ein Großhandelsunternehmen für Verpackungsmaterial und -maschinen. Unser Hauptgeschäft sind Verpackungen für den Transport und die Lagerfähigkeit von Produkten. Die Verpackungsbranche ist recht abwechslungsreich und interessant, da man immer ein gewisses Maß an Flexibilität und Improvisation an den Tag legen muß, es ist aber auch die Konkurrenz relativ groß. Wir sind in einem Bereich tätig, den der Konsument kaum wahrnimmt, und die Wertigkeit der Verpackung liegt grob gerechnet bei einem Promille des Produktwertes - genau diese Wertigkeit nehmen wir ein. Unsere Betonung liegt auf dem technischen Bereich, etwa ein gutes Drittel unseres Umsatzes machen wir mit Verpackungsmaschinen. Das ist unsere große Stärke, denn beim Maschinenhandel ist es wichtig, daß die Maschinen auch gewartet werden, dabei sind wir in Österreich mit großem Abstand die Besten. Wir haben Erfolg, indem wir die Führerschaft in der Dienstleistung erlangen, was für ein Handelsunternehmen eine zielführende Strategie ist. Durch die geringe Wertigkeit unseres Produktes können wir nur durch höhere Dienstleistung punkten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Diese Bereiche lassen sich ganz gut vereinbaren, ich bin zwar nicht immer Herr meiner Zeit, kann aber immer wieder sehr viel zeitlichen Freiraum gewinnen, den ich mit Arbeitszeiten in der Nacht oder an Wochenenden kompensiere. Ich habe genug Arbeit, die mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun haben.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Der nächsten Generation möchte ich raten, nicht auf die Pessimisten zu hören und auch den Ratschlägen der Lehrer sehr vorsichtig zu begegnen, denn Lehrer sind Spezialisten auf ihrem Gebiet, aber sehr weit von der wirtschaftlichen Realität entfernt. Wenn man vor der Entscheidung steht, in welche Richtung man sich beruflich entwickeln soll, würde ich raten, lange in sich hinein zu hören und eventuell auch mehrere Jahre in der Schwebe zu bleiben. Es gibt genügend Möglichkeiten der Ausbildung, diesen Zustand sinnvoll zu nutzen. Sehr gut nachdenken sollte man bei Ausbildungen, die nur ein Berufsbild zulassen, denn das Spektrum ist dann sehr klein. Ich würde den Leuten raten, ins Ausland zu gehen, viele Sprachen zu lernen und Musik zu machen, denn das öffnet den kulturellen Bereich, der einem sonst verschlossen bleibt, und das ist eine sehr wertvolle Bereicherung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Für das Unternehmen gibt es zwei Ziele: erstens soll der Generationenwechsel in der Geschäftsleitung endgültig durchgeführt werden, dabei sollen aber die Mitarbeiter das Gefühl haben, daß eine gewisse Kontinuität vorhanden ist. Das zweite Ziel ist die Stärkung der Ertragskraft des Unternehmens. Mein privates Ziel ist frei nach dem Orakel von Delphi: „Erkenne dich selbst“.