Zum Erfolg von Baldur Gosch
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Um den privaten Erfolg über den Erfolg der Firma zu definieren wäre er für mich dann gegeben, wenn kaufkräftige Kunden an Wiener Wohnen einfach nicht vorbeikämen. Tatsächlich gibt es noch rund zehn Mitbewerber und um die Nummer Eins in diesem Markt zu werden fehlte es mir an Eigenkapital.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich selbst sehe mich nicht als erfolgreich, werde aber von meiner Familie so gesehen. In meinem Freundeskreis sieht man mich schon weniger erfolgreich, da man dort Erfolg auch am Zeitaufwand mißt. Die Branche akzeptiert mich als Kenner der Materie. Als Erfolg kann es gewertet werden, daß ich zu den 50 Prozent der (ehemals 24) Mitgliedern der Wiener Gruppe zähle, die noch nicht aufgegeben hat.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Erfolg muß man den nötigen Einsatz gegenüberstellen. Vieles empfinde ich gar nicht als Arbeit, weil mich der Beruf interessiert und ich gerne mit Menschen arbeite. Ein weiteres Erfolgskriterium sind sicher meine Ideen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Durch die Wahl der Geschäftspartner habe ich zwölf Jahre lang von den früheren Mitinhabern, die ein angesehenes Architekturbüro betrieben profitiert. Ein Teil meines Geschäftes war für rund 5 Jahre an Wiener Textil (Heimtextilien), die hier ein Textilstudio betrieben vermietet. Diese Kooperation brachte ebenfalls gute Synergien. Die Trennung 1991, um sich beide vergrößern zu können, war eine Fehlentscheidung. Damals setzte man große Hoffnung in die EU und Ostererweiterung, und jeder dachte an Expansion. Die Erwartungen wurden jedoch nicht erfüllt, die EU brachte mir sogar eher Nachteile. Innenarchitektur wollte ich schon seit meiner Studienzeit machen und hatte auch geplant in diesen Betrieb einzusteigen, wollte aber zuvor noch Auslandserfahrung sammeln. Der frühe Tod des Vorbesitzers änderte jedoch meine Pläne und zwang mich zum Handeln.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
In dieser Branche ist beides denkbar. Mitunter haben gute Nachahmer mehr Erfolg als Pioniere, die teure Designer beschäftigen. In Österreich kann man kreative Architekten, die noch dazu erfolgreich sind an einer Hand abzählen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Das Architektenehepaar Wickenburg, die bis 1986 meine Partner waren, haben mich beruflich geprägt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Daß man mich arbeiten läßt, ich in das Privatleben der Kunden eingreifen darf und meine Dauerkunden ein ganzes Wohnleben lang begleiten darf, empfinde ich als Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich hätte einige Ideen, wie Geschäfte meiner Größenordnung besser funktionieren würden, und wie man gemeinsam Synergien nutzen könnte (z.B. bei der Verrechnung, Lagerhaltung, etc.). Leider drang ich mit meinen Vorschlägen nicht zu den Kollegen durch und es kam nie zur Umsetzung. In guten Zeiten war jeder damit beschäftigt seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, und in schlechten Zeiten fehlte es am Geld zur Realisierung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Für das Funktionieren jedes Betriebes sind gute Mitarbeiter wesentlich, ihre Auswahl und die Aufteilung der Arbeit ist wichtig, um den Führungspersonen den Rücken freizuhalten. Aus diesem Grund trainieren wir unsere – meist langjährigen – Mitarbeiter entsprechend.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich entscheide nach beruflicher Kompetenz, Ausbildung und nach Entwicklungsfähigkeit.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
In regelmäßigen Mitarbeiterbesprechungen überlegen wir gemeinsam die Situation, ich fordere Wünsche des Personals ein, wir analysieren sie und ich binde die Mitarbeiter in die Entscheidungen ein.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir profitieren von der guten Frequenzlage im Stadtzentrum, und die Art der Präsentation in ehemaligen Wohnungen kommt bei den Kunden gut an.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da ich im Haus wohne, gelingt mir die Verbindung sehr gut, und ich kann dadurch auch engeren Kontakt zu meinen Kindern halten.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Als Mitglied der Wiener Gruppe und der Gesellschaft für Wohnkultur (ca. 160 Mitglieder aus Deutschland und Österreich), besuche ich regelmäßig die Tagungen (ca. 1 Woche / Jahr), da ich diese Art von Erfahrungsaustausch über wirtschaftliche Daten für sehr wichtig halte. Für Fachzeitschriften und Messebesuche wende ich zwei bis drei Prozent meiner Zeit auf.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich hoffe innerhalb der nächsten fünf Jahre einen Nachfolger für mein Geschäft zu finden um die fachkundige Vertretung gewisser Marken und die weitere Betreuung meines Kundenkreises sicherzustellen. Außerdem hoffe ich immer noch darauf, daß es mir gelingt mit ähnlichen Geschäften eine Kooperation aufzubauen. Das würde das Geschäft auch für meinen Sohn als Nachfolger interessant machen.