Zum Erfolg von Gottfried Wallner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich das Nichtvorhandensein von Enttäuschungen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Natürlich bin ich erfolgreich. Der Auftrag, den ich mir selbst gegeben habe, eine Institution, die schon so alt ist, nicht zum Absturz zu bringen, ist Motiv und Anstoß genug, mich dahinterzuklemmen. Ich freue mich über meine Arbeit und es gibt kaum einen Tag, an dem ich nicht gerne hierher komme. Das liegt einerseits am ansprechenden Ambiente und zweitens am guten Verhältnis zu den Mitarbeitern, denn obwohl ich hier an die 50 Mitarbeiter führe, gibt es so gut wie keine personellen Probleme. Auch konnten wir das Theresianum, das bis vor zehn Jahren eine geschlossene Festung im Bezirk war, der Öffentlichkeit zugänglich machen, indem wir den Festsaal für kulturelle Veranstaltungen freigaben. Erfolgreich bin ich auch, was den Verdienst anlangt, denn mein Gehalt ist vergleichbar mit dem eines Ministerialbeamten, und das konnte ich ohne Studium erreichen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Da mir Ehrgeiz eigentlich immer fremd war, ist sicherlich eine gewisse Ruhe und Belastbarkeit ausschlaggebend. Ich werfe nie die Flinte ins Korn, sondern versuche immer den Überblick zu bewahren und die Dinge nicht entgleisen zu lassen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich versuche die Voraussetzungen, die in irgendeiner Sache eine Rolle spielen, zu analysieren und zu verstehen, um die entsprechenden Aktionen zu setzen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Vor allem versuche ich Leute zu finden, die nicht über-, aber auch nicht unterfordert sind. Wenn ich eine Sekretärin suche, freue ich mich, wenn sie eine gute Ausbildung hat, nehme aber keinen Studienabgänger, weil diese unterfordert und damit schnell unglücklich wären. Die Mitarbeiter sollen auf die Position abgestimmt sein, wo sie gebraucht werden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Indem ich zum Beispiel versuche, selbst ein gutes Vorbild zu sein. Es gibt auch immer wieder Gelegenheiten, wo man zusammensitzt und wo ich nicht vergesse, dafür zu danken, daß jeder in seinem Bereich seinen Beitrag dazu leistet, damit das Gesamtwerk funktioniert. Außerdem kann man auch stolz darauf sein, im Theresianum zu arbeiten, einer weithin beachteten österreichischen Institution.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Ehe wurde 2001 geschieden, was aber nicht unmittelbar mit meinem Beruf zusammenhing, sondern auf die ganz verschiedenen Interessen von mir und meiner Frau zurückzuführen ist.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich würde den Nachkommen vor allem Toleranz und Demut empfehlen, und ihnen raten, Abstand zu nehmen von allem, was als bösartig, ellbogenartig oder menschenverachtend ausgelegt werden kann, Selbsterkenntnis zu erlangen, sich zu bescheiden auf das bißchen, was man ist. Bei aller Betonung der eigenen Fähigkeiten soll man sie doch niemals überbewerten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wenn ich die Berufswelt verlassen habe, möchte ich noch ein Studium beenden, und auf jeden Fall möchte ich schreiben, was ich schon seit meiner Jugend tue. Theater und Oper sind meine Hobbys und es gibt in meinem Kopf einige Ideen für Drehbücher und Theaterstücke.