Zur Karriere von Erich Gass

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule besuchte ich die Fachschule für Tischlerei und Innenausbau in Mödling. Nachdem ich diese Schule abgeschlossen hatte, konnte ich bereits mit 19 Jahren die Meisterprüfung ablegen und wurde jüngster Meister Österreichs. In der Zwischenzeit war ich im väterlichen Betrieb in der Werkstatt, Planung, Kalkulation, etc. tätig und besuchte später noch die Holzfachschule in Rosenheim, um mein Können zu perfektionieren. 1987 kehrte ich mit 22 Jahren in den väterlichen Betrieb zurück, um ihn zu übernehmen, da mein Vater sehr prompt das Unternehmen verließ. Ich führe die J + M Gass GmbH bis dato und beschäftige heute insgesamt zwölf Mitarbeiter. Wir befassen uns mit der Produktion von Möbeln, Ausführung sämtlicher Tischlerarbeiten und Sonderanfertigungen, individuellen Einzelanfertigungen für Büros, Geschäfte, Küchen, Wohnräumen und Hotels, darunter die Austria Hotelgruppe, sowie dem Einzelhandel mit Elektrogeräten, Teppichen und die Handelsware die Collektion. Der Tischlereibetrieb existiert seit 1897 und wurde von meinem Großvater Peter Gass gegründet. Heute zählen neben Privatkunden Ärzte und Firmen wie Henkel Austria, EA Generali oder VW-Audi zu unserem Kundenkreis, für die wir in Wien und im angrenzenden Ausland (Budapest, Prag, Bratislava) tätig sind und vor allem Möbel nach Maß planen und produzieren.

Zum Erfolg von Erich Gass

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, von meinen Kunden für meine Leistung honoriert zu werden und Aufträge zu erhalten. Die Zufriedenheit des Kunden und langfristige Beziehungen, die teils noch aus der Zeit meines Vaters stammen, bestätigen mich darin, gut zu arbeiten, und darin liegt mein Erfolg. Erfolg ist für mich eigentlich erst dann echt, wenn ich ihn mit jemand anderem – mit meiner Familie – teilen kann, weil ich nichts davon habe, wenn ich ihn allein feiere.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe meinen Traumberuf gefunden und könnte mir nicht vorstellen, etwas anderes zu tun – in diesem Sinne sehe ich mich als erfolgreich, weil es mich immer wieder befriedigt, meine Ideen umzusetzen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Meine Kunden schätzen meine Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. Meine Fairneß ist eine Stärke, die für langfristige Kundenbindung sorgt. Ich bin sicher nicht der billigste Tischler, aber ich versuche einen guten Mittelweg zu finden und kann meinen Kunden langjährige Erfahrung, Know-how, Tradition und höchste Qualität bzw. ein sehr breit gefächertes Angebot und individuelle Beratung bieten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich lasse eigentlich alles auf mich zukommen und entscheide so rasch wie möglich, wenn ich eine Entscheidung treffen muß. Generell bin ich kein Mensch, der Probleme liegen läßt, aber es gibt auch Situationen, in denen ich etwas zuwarte, ehe ich einen Entschluß fasse. Im Grunde entscheide ich allein, weil ich mich schließlich auch für alle Entscheidungen verantworten muß, ich bespreche mich aber in manchen Fällen zuvor mit meiner Frau und meinem Tischlermeister.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich erwarte von meinen Mitarbeitern Ehrlichkeit und die Bereitschaft, auch einmal länger zu arbeiten, wenn ein Auftrag fertiggestellt werden muß. Im Gegenzug gewähre ich einige Freiheiten und bin gern bereit, einmal einen unvorhergesehenen Urlaubstag zu gestatten. Fachliche Kompetenz, die Liebe zum Beruf, Interesse an der Tätigkeit und Gespür für die Materialien sind wesentliche Voraussetzungen für eine gelungene Form der Zusammenarbeit, da der Beruf des Tischlers nicht besonders gut bezahlt ist, viel Zeit kostet und Fingerspitzengefühl verlangt.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Der Tischlereibetrieb Gass zeichnet sich durch Qualitätsbewußtsein und Tradition aus. Neben der anerkannten Büromöbelproduktion überzeugen wir im Objekt- und im Privatbereich durch ideenreiche Raumausstattung und einmalige Serviceleistungen. Wir treten als Generalunternehmer auf, renovieren, adaptieren und übergeben Objekte auf Wunsch auch schlüsselfertig inklusive der Einrichtung. Das ermöglichen wir durch die Zusammenarbeit mit Handwerkern andere Gewerbe (Maurer, Installateure, Elektriker, etc.). Unsere Kunden erhalten Maßanfertigungen und Service zu fairen Preisen. Elektrogeräte beziehen wir direkt von Siemens, Philips, Bauknecht und anderen, Polstermöbel von führenden österreichischen und deutschen Herstellern. So können wir unseren Kunden beim Kauf eines dieser Produkte einen unschlagbaren Preisbonus bieten. Meine Kunden schätzen auch, daß ich ihnen persönlich als Berater zur Verfügung stehe.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gelingt mir nur schwer, abzuschalten, weil meine Gedanken immer im Unternehmen sind. Da meine Frau ebenfalls im Unternehmen tätig ist, verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben bei uns beiden. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, im Urlaub abschalten zu können .Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ein junger Mensch sollte sich sehr genau überlegen, was er aus seinem Leben machen will. Ich war selbst nie jemand, der in den Tag hinein gelebt hat und rate jedem, sich mit seiner Zukunft auseinanderzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Wer erfolgreich werden möchte, darf sich nicht zuviel auf andere verlassen, muß Entscheidungen treffen und manche Risiken eingehen. Heute zählt mehr denn je auch eine fundierte Ausbildung, die aber unternehmerisches Denken und kaufmännisches Gespür nicht ersetzen kann. Ich denke, daß es am erfolgversprechenden ist, seinen Traumberuf zu finden – wer einen Traum hat, sollte alles daran setzen, ihn zu erfüllen, auch wenn er dabei finanziell nicht die besten Aussichten hat, aber dafür gerne arbeitet; dann kommt der Erfolg von alleine.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mein Unternehmen weiterhin erfolgreich führen und auf dem derzeitigen Mitarbeiterstand halten. Gedanken an eine mögliche Expansion habe ich wieder verworfen, weil die Betriebskosten einer Tischlerei horrend sind, jedoch die Erweiterung der zusätzlichen Handelsware als Ergänzung. Eines meiner wesentlichen Ziele ist es, meinen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen und den Lebensstandard meiner Familie weiterhin aufrecht zu erhalten.

Jüngster Tischlermeister Österreichs mit 19 Jahren.