Zur Karriere von Othmar Schneider
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich begann mit vier Jahren mit dem Schifahren und wurde schon als Schüler von meinen Lehrern motiviert, diesen Bereich auszubauen. Damals legte man überhaupt großen Wert auf den alpinen Schisport, und alle Schüler, die Interesse daran hatten, gingen am Nachmittag Schifahren, wobei wir uns anfangs – es gab ja noch keine Lifte – auf das Schispringen konzentrierten und uns Schanzen bauten. Später steckten wir uns eigene Slaloms mit unseren Schistöcken und trainierten auf diese Art und Weise. Ungefähr einmal pro Monat wurde ein Schülerschirennen veranstaltet, auf das wir uns jedesmal freuten, weil es nach Abschluß des Wettbewerbs nicht nur die Siegerehrung, sondern auch heiße Würstel gab. Ich wechselte nach Abschluß der Pflichtschule an die Handelsakademie in Bregenz, wo ich 1948 maturierte, um in der Folge an der Universität Innsbruck Pharmazie zu studieren. Parallel zu meiner Ausbildung entwickelte sich meine Laufbahn als Sportler. Ganz im Gegensatz zu den heutigen Profischifahrern trainierten wir damals - abgesehen von den Wochenenden - Ende November/Anfang Dezember eine Woche auf der Zugspitze und absolvierten mit viel Glück eine weitere Woche Abfahrtstraining. Im Sommer wurde eine weitere Woche Konditionstraining in Schileiten absolviert, aber ansonsten hatte man Zeit für die Ausbildung. Vor den olympischen Spielen 1952 intensivierte ich mein Training in Lech und verbrachte etwa drei Wochen auf Kursen – den Slalom konnte ich dann auch gewinnen. 1953 wurde ich von den USA eingeladen, um dort als Renn-Coach zu arbeiten und selbst Rennen zu fahren. In der Folge brach ich mir den Knöchel und konnte mich bei den Weltmeisterschaften 1954 gerade noch für den Riesenslalom qualifizieren, wo ich den vierten Platz belegte. In dieser Zeit faßte ich den Entschluß, mein Studium aufzugeben und mich stattdessen auf den Schisport zu konzentrieren, da ich sehr gute Angebote erhielt. 1955 wurde ich erneut in die USA eingeladen. 1956 standen die Spiele im Zeichen Toni Sailers, der alle drei Bewerbe gewann, und meine alte Verletzung machte sich immer unangenehmer bemerkbar. Nach den Olympischen Spielen fuhr ich noch drei Rennen und verletzte mich beim letzten erneut - wiederum am Knöchel. Daher entschloß ich mich, meine Karriere als aktiver Sportler zu beenden. 1957/58 war ich als Trainer der amerikanischen Nationalmannschaft und 1959/60 als Trainer der österreichischen Nationalmannschaft tätig, wo ich Karl Schranz, Egon Zimmermann, Erich Hinterseer und andere betreute. 1960 bekam ich das Angebot, die chilenische Nationalmannschaft zu trainieren. Dies interessierte mich natürlich, daher nahm ich an und vermittelte neben meiner Trainertätigkeit chilenischen Schilehrern die neue österreichische Schitechnik. Wenig später erhielt ich ein weiteres Angebot des Besitzers des Hotels Portilto Chile, die dortige Schischule zu übernehmen. Der Vertrag, den man mir bot, war so gut, daß ich ihn annehmen mußte. Egon Zimmermann folgte mir nach Chile und war einer der ersten Österreicher, die im Sommer in Chile trainierten konnten. Die Winter von 1961 bis 1975 verbrachte ich in Michigan, wo ich vier Schischulen führte, ehe ich 1975/76 nach Österreich zurückkehrte und heiratete. Schon zuvor hatte ich mit dem Bau des Sporthotels begonnen, das ich 1978 eröffnete, und arbeitete mit der Schitechnik-Firma meines Schwiegervaters, Huber Gerätebau, die zu Huber Trikot gehörte, zusammen. Vor allem die Skikanten und Bindungseinstellgeräte wurden – auch aufgrund meiner Verletzung – zu meinem Hobby. Ich führte in der Folge dieses Unternehmen, während meine Frau - und später meine Tochter - die Hotelführung übernahmen. Mit 66 Jahren ging ich schließlich in Pension.