Zum Erfolg von Norbert Wieczorek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat sehr viel mit Zufriedenheit zu tun. Wichtig für mich ist das Schöpfen von Selbstbewußtsein aus meiner Tätigkeit - ich möchte gebraucht werden, und etwas erschaffen, das andere nicht gekonnt hätten. Außerdem möchte ich mir ein angenehmes Leben leisten können und eine gute Position in der Gesellschaft einnehmen. Ich strebte immer nach oben, daher empfinde ich meine Position als sehr angenehm.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich durchaus als erfolgreich, obwohl mein Leben nicht so verlaufen ist, wie ich es mir vorgenommen habe, denn für mich wäre eine dokumentierte Ausbildung sehr wichtig gewesen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Die humanistische Ausbildung, die auch in der Fachrichtung Hochbau vermittelt wird, halte ich für die Grundlage meines Erfolges, weil sie eine Bildung ist, durch die ich ein gutes Gefühl für meine Umgebung und meine Mitmenschen bekam. Ich versuche immer, Verständnis für die Situation des anderen aufzubringen. Ein weiterer wichtiger Aspekt in meiner Ausbildung war die Wiederholung des vierten Schuljahres aufgrund vieler Fehlstunden. Durch das Repetieren kam ich zu einer Lehrerin, die Architektin war, und die mir die Liebe zum Beruf vermittelte, weil sie mir das Schöne dieser Tätigkeit aufzeigen konnte. Außerdem war ich in dieser Klasse der Älteste, dadurch war ich auch derjenige, der immer um Rat gefragt wurde, weil ich ja alles schon einmal gehört hatte. Von der Gemeinschaft in die Rolle des Primus erhoben lernte ich zu führen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Früher gab es oft Bauprojekte, die mich verfolgten und an die ich permanent dachte. Seit ich in führender Position bin, muß ich mich von solchen Zwängen freispielen, um auf die ständig anfallenden Dinge schnell regieren zu können, denn sobald ich in ein Projekt involviert bin, bin ich für nichts anderes zugängig. Wenn ich gefragt werde, was ich arbeite, sage ich immer „Nichts“, denn wenn ich ins Büro komme, habe ich grundsätzlich nichts vor. Mein Tag beginnt mit dem Lesen meiner Emails, damit kommen die ersten Aufgaben bzw. Mitarbeiter mit ihren Problemen. Ich bin zwar ein Freund der Checklisten und der organisierten Abläufe, hinterfrage aber permanent die funktionierenden Dinge, denn am liebsten sind mir Abläufe, die erst gerade erfunden wurden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter sind für mich der wichtigste Aspekt eines Unternehmens. Ich schätze Mitarbeiter, die schnell einen Grundkonsens und einen roten Faden bzw. Anforderungen von selbst erkennen, selbständig arbeiten und diese Vorgaben verläßlich und sorgfältig umsetzen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wien Süd ist ein traditionelles Unternehmen, das seit mehr als 90 Jahren im sozialen Wohnbau tätig ist und für Tausende Menschen modernen und leistbaren Wohnraum geschaffen hat. Das Unternehmen hat sich zu einem der führenden gemeinnützigen Wohnbauunternehmen des Landes entwickelt, wobei neben den hohen Ansprüchen an Qualität und Kompetenz immer auch die engagierte Betreuung der MieterInnen einen zentralen Stellenwert einnahm. Zudem nimmt Wien Süd europaweit eine Pionierrolle bei der Implementierung ökologischer Elemente in den sozialen Wohnbau ein, die auch international Beachtung findet. Es wurden Konzepte entwickelt, die es Menschen gestatten, die Wohn- und Freizeitbedürfnisse ebenso abzudecken wie die Wünsche nach Kommunikation und sozialer Integration. Das umfaßt beispielsweise den Einbau von Schwimmbädern am Dach sowie Sauna- und Fitneßbereiche, Kommunikationsräume, großzügige Grün- und Erholungsflächen und menschengerechte, freundliche Architektur.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ein wesentlicher Faktor ist Allgemeinbildung, denn Menschen, die viele Interessen haben und auch mit Hobbies erfolgreich sind, sind in der Gesellschaft eher anerkannt. Außerdem soll man die Nähe zu Gleichgesinnten suchen, um sich austauschen zu können und Feedback und Bestätigung zu bekommen. Denn nur von Gleichgesinnten kann man lernen und bekommt so die Chance, sich zu korrigieren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Seit einem Jahr bin ich hier offiziell mit Führungsaufgaben betraut, habe also mein berufliches Lebensziel erreicht und damit eigentlich mehr, als ich erwarten durfte. Mein Traum ist es, auch mit 65 Jahren im Haus noch gern gesehen und gebraucht zu werden und an weiteren interessanten Projekten maßgeblich beteiligt zu sein.