Zur Karriere von Wolfgang Tratter
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte die Handelsakademie, weniger aus fachlichem Interesse, sondern eigentlich nur, um eine abgeschlossene Ausbildung zu haben. Denn mein größter Jugendtraum war es, Profisportler zu werden. Leider kam dann eine schwere Verletzung dazwischen, und so war an eine Sportlerkarriere nicht mehr zu denken. Verletzungsbedingt fehlte ich auch sehr viel in der Schule und verlor meine berufliche Orientierung gänzlich. Schließlich schlug mir mein Vater vor, eine Lehre bei der Verbundgesellschaft zu absolvieren. Dort hätte ich nämlich die Möglichkeit, alle drei Monate eine neue Abteilung kennenzulernen, und würde auf diesem Weg vielleicht einen Beruf finden, der mir Spaß macht. Ich war zwar nicht begeistert, sagte aber zu. Heute bin ich sehr froh darüber, denn meine zweite Station war die Marketingabteilung; und ich wußte sofort, daß ich hier meine berufliche Heimat gefunden hatte. Ich durfte die restliche Lehrzeit im Marketing absolvieren und blieb anschließend noch weitere fünf Jahre bei der Verbundgesellschaft. Es war eine äußerst interessante und lehrreiche Zeit, in der ich unterschiedlichste Projekte betreute, vom Kraftwerk Zwentendorf bis zum Kraftwerk Freudenau. Nebenbei besuchte ich Marketingseminare und ein Kolleg und erhielt so eine fundierte Ausbildung. Mit 23 Jahren sah ich dann aber keine wirkliche Perspektive mehr bei der Verbundgesellschaft, da ich zwar etliche Projekte verantwortlich betreute, die letzte Verantwortung aber immer mein vorgesetzter Abteilungsleiter trug. Er war damals etwa 45 Jahre alt und wollte auch weiterhin in dieser Position tätig sein. Da ich immer schon ehrgeizig war, trennten wir uns einvernehmlich. Ich bewarb mich bei der Würth Handelsagentur, wurde zu einem Bewerbungsverfahren eingeladen und schnitt als jüngster Teilnehmer ganz knapp als Zweitbester ab. Aufgrund meines Alters und des Ergebnisses erhielt ich den Job und wurde als Leiter der Marketingabteilung die weltweit jüngste Führungskraft bei Würth, einem international tätigen Unternehmen. Dort lernte ich alle internationalen Aspekte des Marketings, der Werbung und des Sponsorings kennen. Wichtig war mir, daß es sich trotz der Internationalität um eine österreichische Firma handelte, in welcher Entscheidungen auch relativ rasch getroffen wurden. Es galt schon damals der Grundsatz: Nicht der Große frißt den Kleinen, sondern der Schnelle den Langsamen. Ich konnte den Hauptteil meiner Zeit der Realisierung von Projekten widmen. Dennoch verließ ich Würth nach zwei Jahren, da ich gemeinsam mit meiner Frau und einer Kinderpädagogin ein eigenes Projekt umsetzen wollte. Damals, kurz vor der Währungsumstellung, hatten wir die Idee zu einer Euro-Erlebnis-Spielewelt vor dem Rathaus. Da Österreich zu dieser Zeit auch den EU-Vorsitz innehatte, wäre dies PR-technisch gut zu vermarkten gewesen. Leider waren wir ein paar Monate zu spät dran, da die Werbebudgets für die Euro-Einführung schon vergeben waren, und konnten nur mehr kleine Teilbereiche unseres Konzeptes umsetzen. Ich gründete dann eine Agentur für Marketing und Werbung, mit der ich das Privatradio Burgenland und einige andere Firmen betreute. Das lief zwar recht gut, aber ich wollte eigentlich auf Dauer nicht selbständig sein, da mir für die kaufmännischen Belange das Interesse und die Geduld fehlen. Zufällig lernte ich dann den Geschäftsführer von Esselte Bene Österreich kennen, der mir die Position des Marketingleiters anbot. So war ich bis 2003 für das lokale Brand Management verantwortlich, dann wurde das Unternehmen von einem privaten amerikanischen Investor übernommen. Im Zuge einiger Umstrukturierungen erhielt ich das Angebot, das Marketing für Deutschland, Österreich und die Schweiz zu übernehmen. Das war wieder eine tolle Herausforderung, doch aufgrund meiner zahlreichen Geschäftsreisen kam meine Familie über zwei Jahre viel zu kurz. Da dieser Zustand für mich nicht haltbar war, wollte ich mich beruflich wieder verändern. Im November 2005 wechselte ich schließlich als Marketingleiter zu hagebau Österreich. Das Unternehmen ist am Baustoff- und Baumarktsektor höchst erfolgreich, im Marketingbereich läßt sich aber noch einiges verbessern. Daran arbeite ich derzeit mit viel Freude und Einsatz.