Zum Erfolg von Friedrich Thum
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn man Erfolg so definiert, daß man ein Unternehmen mit wenig Arbeit führt und damit viel verdient, dann bin ich nicht erfolgreich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nur bis zu einem gewissen Grad, da es mir nicht gelang, mit zunehmendem Alter weniger zu arbeiten. Aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Zeiten mußte ich in den letzten Jahren sogar noch mehr arbeiten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Neben meiner langjährigen Branchenerfahrung sind es vor allem meine Mitarbeiter, die viel zum Erfolg beitragen, weil sie gut mit Menschen umgehen und auf die Kunden individuell eingehen können.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Die zehn Jahre, nachdem ich die Firma 1972 von meinem Vater übernommen hatte, waren meine erfolgreichste Zeit. Danach wurde nicht nur die Parkplatzsituation in der Umgebung immer schlechter, sondern auch die Supermarktketten immer stärker, und das Einkaufsverhalten begann sich zu Ungunsten des Marktes zu verändern. Gemeinsame Werbeaktionen mit den anderen Marktständen scheiterten regelmäßig an den Kosten, die jeder Einzelne zu tragen gehabt hätte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es gab keine einzelne Schlüsselentscheidung, den Beruf meines Vaters wollte ich aber schon als Kind ausüben.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität, sofern sie gut gemacht ist. In meinem Beruf kann das nur im Bereich der Warenpräsentation und des Sortiments liegen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Geprägt wurde ich sicherlich von meinem Vater.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In diesem Beruf erfährt man eigentlich keine Anerkennung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
70 Prozent des Erfolges des Unternehmens machen meine Mitarbeiter aus, der Rest geht auf das Konto meiner Ideen bei der Artikelauswahl und Berücksichtigung saisonaler Begebenheiten sowie auch Qualität und Preis.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wesentlich sind Kundenfreundlichkeit und Fleiß.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Indem ich beweise, daß ich das Geschäft besser beherrsche als andere und mir auch selbst für keine Arbeit zu gut bin, sorge ich für Motivation.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Freundlichkeit meiner Mitarbeiter, meine Zusammenstellung des Sortiments sowie dessen Qualität sind unsere Stärken.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In meinem Beruf hat man wenig Zeit für ein Privatleben, und dieses ist vom Beruf auch nicht zu trennen. Ich stehe um halb drei Uhr morgens auf, und auch nach Marktschluß bin ich zuhause mit Büroarbeiten beschäftigt.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Auch dafür bleibt keine Zeit. Für den Beruf selbst ist zwar keine laufende Weiterbildung nötig, aber in den Bereichen Werbung oder Internet würde ich mich gerne fortbilden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn man Fleiß und Interesse zeigt, hat man schon gewonnen. Jeder, dem sein Beruf Spaß macht, wird darin auch erfolgreich werden. Das ist der Unterschied zum reinen Geldverdienen: wer sich durch Fleiß und Interesse hervorhebt, wird automatisch in bessere Positionen gelangen und damit auch besser verdienen. Heute sollte man jede Möglichkeit zur Aus- und Weiterbildung ergreifen, auch wenn 50 Prozent davon vielleicht nutzlos sind. Erfolg hat viele Komponenten, dazu zählen auch die persönlichen Beziehungen und die Partnerschaften mit Geschäftsfreunden. Je mehr Menschen man kennt, desto mehr Vorteile kann man daraus ziehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Vor zehn Jahren hätte ich Umsatzzuwächse und Wachstum als Ziele genannt, heute – mit 55 Jahren – will ich das Unternehmen so weiterführen, daß ich beruhigt in Pension gehen kann. Ich habe kein Bedürfnis mehr nach Expansion, da ich die Zukunft der Branche nicht so rosig sehe. Heute decken die großen Ketten bereits 95 Prozent des Marktes ab.