Zum Erfolg von Olga Krsmanova
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mit dem Erreichten zufrieden zu sein. Ich hatte eigentlich nicht vor, in Österreich zu bleiben, sondern wollte hier nur genug Geld verdienen, um mich in der Tschechei selbständig zu machen, doch es kam anders, wenn auch ähnlich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich würde mich nicht als erfolgreich bezeichnen, aber ich bin stolz darauf, mein eigenes Geschäft zu führen, obwohl meine Ausgangsposition eine denkbar schwierige war und ich einen sehr harten Weg hinter mich bringen mußte. Mein Leben macht mich heute glücklich und mehr könnte ich nicht erwarten.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich habe nie aufgegeben, obwohl ich viele Schwierigkeiten überwinden mußte, angesichts derer viele andere gescheitert wären. Auch war es wichtig, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein: die Tatsache, daß ich mich selbständig machen konnte, beruht nicht zuletzt auf Zufall, obwohl mir die Möglichkeit ohne mein Engagement nicht offengestanden wäre. Wichtig war meine Bereitschaft, mich weiterzubilden und die Belastung in Kauf zu nehmen, an drei Tagen pro Woche am Abend Kurse zu besuchen und den umfassenden Stoff zu bewältigen. Ich bin ein Mensch, der unter Druck am meisten erreicht. Als ich den Kurs zur Kosmetikerin besuchte, mußte ich meine Tochter, die damals gerade in die Schule kam, in die Obhut meiner Schwester in der Tschechei geben. Da ich mich selbst um sie kümmern wollte und diese Lösung nur als notdürftig empfand, mußte ich die Prüfung einfach in kürzester Zeit schaffen, und das motivierte mich ungemein.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich erwarte Offenheit und Loyalität. Da ich eine Chefin bin, die sehr viel toleriert und sehr großzügige Freiheiten gewährt, lege ich Wert auf die Einstellung, daß eine Hand die andere wäscht. Eine wesentliche Voraussetzung für gute Zusammenarbeit ist Interesse bzw. Freude an dieser Tätigkeit.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich kann sehr gut mit Menschen umgehen. Meine Kunden schätzen, abgesehen von meiner fachlichen Kompetenz, die persönliche Ansprache und den menschlichen Kontakt. Ich habe auch Kunden, die insbesondere die Form der Gesichtsmassage, die ich in Tschechien gelernt habe und die sich von der österreichischen Technik wesentlich unterscheidet, schätzen und speziell deswegen in meinen Salon kommen. Darüber hinaus macht mir mein Beruf große Freude, und das spüren meine Kunden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gab Phasen, in denen mein Privatleben unter meinem beruflichen Engagement litt, aber heute halte ich mich strikt an die Öffnungszeiten. Ich bin fast 50 Stunden wöchentlich im Geschäft, und das muß genügen, weil ich meine Freizeit und mein Privatleben brauche, um Kraft zu schöpfen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich habe manchmal das Gefühl, daß die junge Generation das Leben nicht ernst genug nimmt. Die Einstellung, daß der Sozialstaat sowieso dafür sorgen wird, daß man halbwegs gut leben kann, wenn man keinen Beruf findet, erschreckt mich. Ich rate einem jungen Menschen, Motivation und Antrieb zu entwickeln, sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen und angesichts von Schwierigkeiten nicht aufzugeben. Wichtig empfinde ich einen gewissen Respekt vor Älteren, Pünktlichkeit und Verläßlichkeit, aber auch Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe keine expliziten Ziele, weil ich erlebt habe, daß man wichtige Dinge nicht wirklich planen kann. Ich möchte nicht expandieren, sondern mein Geschäft so wie bisher weiterführen, meinen Mitarbeitern Arbeitsplätze bieten und meine Kunden weiterhin so zufrieden stellen, daß sie sich wohl fühlen und in guten Händen wissen.