Zur Karriere von Philipp von Lattorff
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Mich prägten meine internationale Herkunft sowie längere Aufenthalte in verschiedenen Ländern der Welt. Mein Vater ist Deutscher, meine Mutter Ungarin, und schon als Kind war ich aufgrund der internationalen Tätigkeit meines Vaters mit verschiedenen Kulturen konfrontiert. Seit dem Jahr 1975 lebe ich in Wien, wo ich das Gymnasium der Schulbrüder in Wien-Strebersdorf besuchte, in dem der Schwerpunkt auf Sport gesetzt wurde. Diese Schule brachte mir unter anderem Teamgefühl und Disziplin bei; es war eine harte, aber für mich sehr nützliche Zeit. Nach der Matura war klar, daß ich mich für internationales Studium entschied, und nach einer Überlegungsphase entschloß ich mich für einen Aufenthalt in Spanien, nicht zuletzt weil ich auch eine neue Sprache lernen wollte. Im Jahr 1987 begann ich ein Wirtschaftsstudium in Barcelona, das ich 1991 mit dem Titel Master of Business Science abschloß. Nach zwei Jahren fühlte ich mich in Spanien wie ein Einheimischer und konnte nicht mehr viel dazulernen. Nach dem Abschluß kehrte ich daher nach Österreich zurück und überlegte lange, wo ich mein Berufsleben anfangen wollte. Da Finanzen und Controlling sozusagen das Blut jedes Unternehmens sind, begann ich in diesem Bereich bei der Firma Hornik, die auf Verpackungen spezialisiert war. Der nächste Schritt führte mich zu IBM Austria, weil ich erfahren wollte, wie die gleichen Prozesse in einem großen internationalen Konzern ablaufen. Nach einem Jahr stellte ich fest, daß diese Erfahrung für mich wichtig war, aber kaum meine Leidenschaft werden würde. Ich wollte weiterhin international tätig sein, aber gern die Branche wechseln, und so entschloß ich mich für die Pharmazie, die mich schon lange interessierte. Ich vertrete die Meinung, daß man sich bei der Wahl des Studiums - wenn man nicht absolut überzeugt ist, was man machen will - für ein Fach entscheiden sollte, das mehrere Tore im Berufsleben offenläßt, etwa Jurisprudenz oder Wirtschaft. Die Erkenntnisse bei IBM führten mich zum Entschluß, nicht mehr bei einem überdimensionalen Konzern weiterzuarbeiten, sondern mich für etwas Überschaubareres zu entscheiden. Bei der Pharma-Firma Boehringer-Ingelheim, die weltweit 37.000 Mitarbeiter beschäftigt, bot sich die Chance, für Ost- und Zentraleuropa tätig zu sein. Das erste Jahr der Arbeit bei diesem Konzern war sehr zeitintensiv, was mir aber dazu verhalf, mir einen guten Ruf zu erarbeiten und das Vertrauen meiner Arbeitsgeber zu gewinnen. Als logische Konsequenz bekam ich das Angebot, als Area Manager in die baltischen Länder Lettland, Litauen und Estland zu wechseln, um dort ein Büro zu gründen. Das war eine besonders lehrreiche Zeit, weil ich von Null anfangen und alle Prozesse einer Firmengründung kennenlernen mußte. Nach zwei Jahren ereilte mich der Ruf, das Büro in Ungarn zu übernehmen. Danach holte man mich in die Zentrale nach Ingelheim, wo ich für zwei Jahre Verantwortung für fast alle Länder Europas übernahm. Ein Jahr lang war ich für die Einführung eines neuen Produktes verantwortlich, und im Jahre 2000 erhielt ich das Angebot, als Marketing Director für Zentral- und Osteuropa in Wien zu arbeiten.