Zur Karriere von Tina Eggl
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich stamme aus einer bürgerlichen Familie, die ihre Wurzeln in bescheidenen bäuerlichen Verhältnissen hatte. Mein Vater fing seine Karriere sehr klein an und arbeitete sich bis zum Generaldirektor der Bundesforste empor. Seine Laufbahn und ein strenges Elternhaus waren wichtige Prägungen meiner Kindheit. Meine Mutter, eine Mittelschulprofessorin, trug wesentlich dazu bei, mich pflichtbewußt und leistungsorientiert zu erziehen. So wuchs ich unter Leistungsdruck auf, und auch meine Schulzeit kann man nicht als eine besonders glückliche bezeichnen, weil ich mich mit den Anforderungen, die an mich gestellt wurden, nicht identifizieren konnte. Nach der vierten Klasse eines neusprachlichen Gymnasiums wechselte ich in die höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe im 19. Wiener Bezirk, wo ich 1982 die Matura ablegte. Zu dieser Zeit lernte ich, was es bedeutet, sich durchzubeißen. Da mir bewußt war, daß für mich die Matura essentiell war, strebte ich danach, diese Aufgabe so schnell wie möglich zu erfüllen. Im Laufe des Lebens gibt es oft Phasen, in denen man Dinge machen muß, die einem keinen Spaß machen, da nützt nur eine eiserne Disziplin, um sich zu überwinden. Mein früher Berufswunsch war es, Journalistin zu werden, und auch Menschen interessierten mich immer. So traf ich die Entscheidung, das Studium der Publizistik, Psychologie und der Volkswirtschaft zu beginnen. Da es mir wichtig war, so schnell wie möglich mit dem Journalismus in Berührung zu kommen, bewarb ich mich für ein Volontariat bei der Tageszeitung Die Presse und wurde aufgenommen. Relativ schnell wurde ich auch angestellt und konnte das journalistische Handwerk erlernen. Mit 24 Jahren arbeitete ich als Redakteurin bei der Presse, war aber bald mit meiner Situation nicht mehr zufrieden. Ich suchte neue Herausforderungen, so trennte ich mich von meinem Arbeitsgeber und wechselte zum Kurier. In dieser Zeit setzte ich mich zum ersten Mal mit dem ORF auseinander. Danach traf ich eine Entscheidung, die ich heute als Fehlentscheidung bezeichnen würde. Gelockt von einem sehr lukrativen finanziellen Angebot, wechselte ich zur Zeitung Täglich Alles, was einen Karriereknick verursachte und mir die Erkenntnis brachte, daß man nur dann effizient arbeiten kann, wenn man sich mit einem Produkt identifiziert. Nach einer gewissen Zeit stellte ich fest, daß ich die Tätigkeit, die ich ausübte, nicht mit meinen moralischen Prinzipien vereinbaren konnte und verließ das Medium. Drei Monate lang war ich arbeitslos und extrem frustriert. Dann half mir das Netzwerk, das ich im Laufe der Zeit aufgebaut hatte. Ich begann bei einer Casting-Agentur, die Leute für diverse ORF-Shows suchte. Das Projekt entwickelte sich sehr erfolgreich, und mir wurde vom ORF angeboten, eine eigene Agentur zu gründen und bei der Gestaltung von Walter Schiejok-Sendungen mitzuwirken. Das Angebot war sehr attraktiv, aber ich spürte, daß ich die Aufgabe mit meinen Mitteln noch nicht bewältigen konnte und lehnte ab. Zu diesem Zeitpunkt suchte Dr. Reinhard Skolik, damals Intendant des Landesstudios Niederösterreich, jemanden für sein Büro, dem er vertrauen und den er mit verschiedenen Aufgaben betrauen konnte. Da er mich gut kannte, fragte er mich, ich folgte seinem Ruf und blieb acht Jahre im Landesstudio Niederösterreich. Als Dr. Skolik zum Programmchef des ORF avancierte, wollte ich nicht mit ihm nach Wien wechseln. Mir war es wichtig, etwas Neues zu machen, wo ich in Eigenverantwortung über Gestaltungsmöglichkeiten entscheiden konnte. So nahm ich das Angebot von Herrn Javurek an und wurde Marketingleiter der Agentur GEWISTA.