Zum Erfolg von Ilse Annatour
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg liegt für mich in der Zufriedenheit meiner Gäste, die sich in meinem Betrieb wohlfühlen und mir Anerkennung für meine Kochkünste aussprechen. Diese Bestätigung meiner Arbeit motiviert und freut mich, weil ich damit weiß, daß ich auf dem richtigen Weg bin.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich würde mich nicht als erfolgreich bezeichnen, aber ich bin stolz darauf, nicht aufgegeben zu haben. Ich habe bisher viel erreicht und freue mich darüber, und das ist das wichtigste.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bin ein sehr konsequenter Mensch, der niemals aufgibt. Wenn ich mir etwas vornehme, versuche ich mit aller Kraft, es auch durchzusetzen. Ich bin sehr stark und hart zu mir selbst - im Sommer arbeite ich fünf Monate hindurch täglich von Früh bis Spät, und mir würde nie in den Sinn kommen, mich selbst zu bemitleiden. Basis meines Erfolges sind meine Zielstrebigkeit und mein Wille, es zu schaffen. Vor allem bin ich kein Mensch, der zurückschaut, ich lebe in der Gegenwart und mache das beste daraus. Meine heutige Tätigkeit macht mir großen Spaß. Schon als Bankangestellte schätzte ich den Kontakt zu meinen Kunden, weil ich Menschen mag und gern kommuniziere, daher fühle ich mich im Gastgewerbe sehr wohl. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist in jedem Fall meine positive Lebenseinstellung.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich löse Probleme sehr rasch und spreche Mißstände, die mir auffallen, sofort offen an.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich persönlich wurde noch nie aufgrund der Tatsache, daß ich eine Frau bin, benachteiligt, glaube jedoch, daß es als Mutter schwieriger ist, erfolgreich zu sein. Ich habe auch in dieser Branche kein Problem, da ich von meinen Gästen respektiert und ernst genommen werde.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Mutter prägte mich insofern, als sie selbst viele Entbehrungen auf sich nehmen mußte und immer den Willen hatte, es trotzdem zu schaffen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Da ich selbst ein absolut ehrlicher Mensch bin, erwarte ich diese Eigenschaft auch von meinen Mitarbeitern. Ich toleriere Fehler, weil wir alle nur Menschen sind, aber ein Mitarbeiter muß auch dazu stehen können und darf mich nicht anlügen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich biete meinen Gästen gutbürgerliche Wiener Küche je nach Saison und koche selbst, wobei ich viel von meiner Schwester lernen konnte, die eine sehr gute Köchin ist. Ich verwende keine Fertigprodukte, da ich großen Wert auf frische und qualitativ hochwertige Speisen lege. Meine Gäste schätzen die Atmosphäre und das freundliche Service, darüber hinaus stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis. Ein Geheimnis meines Erfolges liegt vielleicht darin, daß ich von mir selbst ausgehe und alles daran setze, meinen Gästen das zu bieten, was ich selbst erwarten würde.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Im Moment verfüge ich über kein Privatleben, weil ich sehr viel arbeite und sämtliche Freizeit meinem achtjährigen Sohn widme.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich sehe an vielen Jugendlichen vieles, das mir nicht gefällt und versuche sehr bewußt, meinen Sohn anders zu erziehen: er hat Pflichten, wird zu Höflichkeit und Pünktlichkeit angehalten und soll ein positiv denkender Mensch werden. Viele junge Menschen werden zu Egoisten herangezogen, die überhaupt nicht auf andere achten und sofort aufschreien, wenn ihnen vermeintlich etwas genommen wird; mein Sohn soll lernen, daß man nicht immer auf seine Rechte pochen kann, sondern Pflichten wahrnehmen muß, die für das soziale Leben wichtig sind. Den Eltern würde ich raten, ihren Kindern ein gutes Vorbild zu sein, weil die Kindheit eine prägende Zeit für das spätere Leben ist. Erfolgreich kann grundsätzlich sein, wer erfolgreich sein will. Eine gute Ausbildung spielt meiner Meinung nach keine zwingende Rolle beim Erfolg, es kommt wirklich nur auf den Willen zum Erfolg an. Wer etwas gern macht und sich dafür interessiert, lernt es auch, und dazu braucht er keine Schule, obwohl fundierte Ausbildung natürlich vieles erleichtert, weil sie eine gute Basis darstellt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Pachtvertrag wurde vor kurzem auf weitere zehn Jahre verlängert. Ich habe vor, in diesen zehn Jahren hart zu arbeiten, um alle noch bestehenden Schulden zu tilgen und später mehr Zeit für mich selbst zu haben.