Zum Erfolg von Ernestine Baumann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, daß der Gast zufrieden das Haus verläßt und gerne wieder kommt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin ein Mensch, der immer vorausschaut und für alle Veränderungen offen ist. Ich bin sozusagen der Motor des Betriebes und setze gern neue Ideen ein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wir konnten einen Traditionsbetrieb, der schon bestens eingeführt war, übernehmen. Der Gasthof besteht seit 1970, und mit der Übernahme kamen viele Änderungen und Renovierungen auf uns zu. Wir hatten damals auch den Schlachthof zu betreuen, der bis 1995 existierte. Aus dieser Fleischhauerei resultiert der Gasthof, daher war der Bekanntheitsgrad in Leopoldau und Umkreis sehr groß. Mein Mann, sein Bruder und ich wurden gerne als neue Wirtsleute nach den Schwiegereltern angenommen, wir führen verschiedenartige Spezialwochen, Bälle, Hochzeiten, Jubiläen und andere Veranstaltungen von diversen Vereinen in unserem großen Saal, unsere Menükarte wurde reichhaltiger und anspruchsvoller zu moderaten Preisen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich mußte als Frau sicher mehr arbeiten und mehr Einsatz erbringen, da ich neben dem anstrengen Gastgewerbeberuf ja auch die Familie und Kinder versorgen, beaufsichtigen und betreuen mußte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
In der Selbständigkeit mußte ich eine fünfjährige Anlaufzeit hinnehmen, bis ich mit Recht auf Erfolg verweisen konnte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Das Lokal zu reaktivieren und auszubauen, war eine gute Entscheidung, wenngleich auch eine gewisse Durststrecke zu überwinden war, da der Ausbau des Saales sehr kostspielig war. Den Saal zur heutigen Größe auszubauen, war aber eine sehr kluge Entscheidung, weil viele Besucher der Veranstaltungen später auch Gäste in unserem Gasthaus werden.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es ist nicht einfach, gute und verläßliche Mitarbeiter zu finden, denen man voll vertrauen kann.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Der Arbeitseinsatz meiner Mitarbeiter ist unverzichtbar. Wir sind ein Team und wechseln einander in allen Bereichen des Gasthauses ab.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich erwarte fachliche Qualifikation und Belastbarkeit. Ehrlichkeit, Fleiß und Teamfähigkeit setze ich voraus. Bis jetzt hatte ich mit meiner Personalauswahl immer Glück.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Unsere Mitarbeiter müssen natürlich motiviert und belohnt werden, sei es durch Sonderzahlungen, Theaterkarten oder Hilfestellung bei all ihren Problemen. Wir haben immer ein offenes Ohr für etwaige Mißstände.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Unser Privatleben kommt eindeutig zu kurz, weil mein Mann und ich in verschiedenen Bereichen arbeiten.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich verwende zwischen drei und sieben Tage pro Jahr für Kursbesuche, zum Beispiel zu den Themen Marketing und Strategie, und lese auch sehr viel Fach- und Personalführungsliteratur.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die Berufswahl sollte allein getroffen werden. Familiäre Unterstützung ist natürlich zu begrüßen, aber der junge Berufsanfänger im Gastgewerbe darf sich nicht beeinflussen lassen. Ich rate jedem jungen Wirt, alle Entscheidungen allein zu fällen. Er muß natürlich auch in der Lage sein, die Verantwortung allein zu tragen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wir wollen unserem Sohn, der Wirtschaftsinformatik studiert, in etwa sechs Jahren einen gesicherten und gut geführten, schuldenfreien Gasthof übergeben. Da der Saal wegen seiner Größe nicht immer ausgelastet ist, möchten wir ihn künftig auch separat vermieten, ohne unseren Gaststättenbetrieb mit einzubeziehen.