Zum Erfolg von Karl G. Nigl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Gesetzte Ziele zu realisieren und durch deren Verwirklichung Werte zu entwickeln.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Es wäre kokett, wenn ich sagen würde, unerfolgreich zu sein, ich sehe mich aber nur in bescheidenen Maße als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mehr zu arbeiten als der Durchschnitt, eine komplexere Wahrnehmung der Aufgaben, als sie in Jobbeschreibungen dargestellt werden, und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Ausschlaggebend sind auch die Mitarbeiter und deren Qualität. Erfolg ist immer als der Erfolg einer ganzen Mannschaft zu sehen. Innerhalb strukturierter Organisationen bestimmen das Übernehmen von Verantwortung, die Auswahl der passenden Mitarbeiter und Leadership die Mixtur für den Erfolg. So eine Position könnte man nur theoretisch anstreben. Tatsächlich ist es eine Frage der Schnittstellen, die sich räumlich und zeitlich günstig darstellen. Ich wollte sicher etwas für die landwirtschaftliche Ausbildung Atypisches machen, und als ich erst einmal die Chance erkannt hatte, passierte diese Entwicklung. Es war eine Aneinanderreihung von Weggabelungen, wobei ich das Glück hatte, immer den richtigen Weg zu wählen. Politisches Agieren und zu glauben, daß man in einer Organisation anders als mit der Wahrheit leben kann ist ebenso hinderlich für den Erfolg wie der sorglose Umgang mit moralischen Prinzipien und die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. Man muß seinen Job bewältigen können.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es gab zwei signifikante Entscheidungen: Erstens der Wechsel zu Pepsi, da ich sah, daß die Entwicklung für Cola-Produkte in Osteuropa große Chancen und ein großes Wachstumspotential hatte und sich somit auch mir Entwicklungschancen boten. Wir erbauten damals 45 Abfüllbetriebe, und bis zu meinem Ausscheiden war Pepsi der absolute Marktführer in Osteuropa. Die zweite, wesentliche Entscheidung war, von der internationalen Aktivität weg wieder nach Österreich zurückzukehren. Ich wollte wieder Bezug zu meinem sozialen Umfeld in Österreich haben und vor meinem familiären Hintergrund sowie aus einem sentimentalen Touch heraus etwas für die Landwirtschaft tun.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich habe kein einziges personenbezogenes Vorbild, sondern segmentweise einzelne Ausprägungen: Im Bezug auf Universalbildung und Philosophie Erhard Busek; in Bezug auf Ruhe und Kraft Raiffeisen-General Herbert Simetschek; aufgrund seines wirtschaftlichen Weitblicks Raiffeisen-Generalanwalt Dr. Christian Konrad, intellektuell und moralisch Kardinal König.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In der Tiefe meines Herzens habe ich ein großes Harmoniebedürfnis. Wenn man für eine Gemeinschaft etwas tut, hat man auch den Wunsch, zumindest beachtet zu werden. Ich wünsche mir Respekt, nicht vordergründige Lobhudelei.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Das kann immer nur eine Momentaufnahme sein, da es in der Entwicklung einer Persönlichkeit immer verschiedene Stufen gibt, zu denen Familie und Freunde jeweils gewisse Meinungen haben. Aus der momentanen Sicht heraus sieht man mich als jemanden mit eingeschränktem Zeitbudget, der in wirtschaftlich schwierigem Umfeld versucht, einen gesellschaftlichen Bezug für das Wachstum und die Hoffnung auf eine positive Entwicklung der Landwirtschaft herzustellen. Die Betrachtungsweise ist dabei durchaus ambivalent, denn Macht und Umsetzungskraft wecken auch negative Assoziationen. Mein engerer Kreis sieht mich als wertkonservativ orientiert und umgänglich; als jemanden, der Freundschaften schätzt und in Gesellschaft ein eher fröhlicher Typ ist.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Nach fachlicher Qualität und Persönlichkeit. Ich habe keine Angst vor Mitarbeitern, die in ihrem Teilsegment wesentlich mehr können als ich.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation basiert nicht nur darauf, Verantwortung zu verteilen, sondern sie auch zu übernehmen. Motivation ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur, womit nicht ausschließlich sachliche Aspekte verbunden sein dürfen. Der Mitarbeiter muß den Eindruck haben, daß durch seine Tätigkeit ein beiderseitiges Wachstum stattfindet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ohne soziale Einbindung kann man nicht nachhaltig erfolgreich sein, die Zeiten des einsamen Wolfes sind vorbei. Sehr wesentlich ist unter Partnern (sowohl privat als auch beruflich) die gegenseitige Einschätzbarkeit.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Erfolg hat auch viel mit Glück zu tun, denn man muß in seinem Umfeld auch Umsetzungsmöglichkeiten der eigenen Vorhaben finden. Diese müssen auch multifunktionell ins wirtschaftliche, politische und kulturelle Umfeld passen. Innerhalb der Chancenbandbreite gehört also auch ein Quentchen Glück dazu.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Am Ende der persönlichen Entwicklung sollte man ein geachtetes Mitglied einer Gesellschaft sein. Das Streben nach diesem Endresultat treibt einen dazu, Verantwortung zu tragen und Mühsal auf sich zu nehmen. Dazu kommt auch der Wunsch, in dem Kreis, in dem man sich wohlfühlt, einen Lebensraum mit Qualität vorzufinden und wirtschaftlich abgesichert zu sein.