Zum Erfolg von Evelyn Wohlmuth
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Im geschäftlichen Bereich ist es ein Erfolg, in Zeiten der Rezession innerhalb der Branche einen florierenden Betrieb aufrechtzuerhalten und alle Arbeitsplätze zu erhalten. Als persönlichen Erfolg werte ich die Tatsache, daß ich in dem von mir erträumten technischen Handwerk in einem angenehmen Betriebsklima arbeite. Es war mir immer schon sehr wichtig, meine Vorlieben und Hobbys zu verwirklichen und sowohl meinen Reitstall als auch mein Familienleben in mein Berufsfeld zu integrieren.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe mein Lebensziel gefunden, meine Linie klar und konsequent verfolgt und bin mit mir selbst und meinem Umfeld im Einklang.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich wollte immer einen technischen Beruf ergreifen. Ich habe mir meinen Traum in kleinen Schritten mittels harter Arbeit, Energie und Konsequenz erfüllt. Es gab anfangs einige Abweichungen vom Ziel, durch die ich aber sehr viel gelernt habe. Ich ließ mich jedoch weder durch elterliche Vorgaben, gesellschaftliche Vorurteile noch meine Sehbehinderung vom Lebensweg abbringen. Jetzt kann ich in der Schlosserei alle handwerklichen Arbeiten selbst ausführen, wie ich es mir von Anfang an gewünscht habe.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mit Ruhe. Ich lasse die Dinge wachsen. Ich halte es nicht für sinnvoll, hektische und überstürzte Entscheidungen zu treffen, sobald eine Entscheidung gefallen ist, soll man aber beherzt und flott an die Dinge herangehen.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? In meiner Jugend war die Ausbildung an einem Mädchengymnasium nicht geeignet, Grundlagen für ein technisches Studium zu bieten. Derzeit ist es im Maschinenbau allgemein schwierig, erfolgreich zu sein. Für den Kunden sind Verläßlichkeit und Produktqualität ausschlaggebend.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Mit jedem erreichten Nahziel, sei es die Beförderung von der Chefsekretärin zur Assistentin der Geschäftsleitung, der Kauf des Bauernhofes, die Gründung des Betriebes, der Ausbau und Umbau oder der Betrieb des Reitstalls. Es gibt viele kleine Erfolge, an denen ich mich freuen kann.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Jedesmal, wenn ich mir ein neues Ziel gesetzt habe. Zuletzt haben wir beschlossen, ein Konkurrenzprodukt zum bisher als Generalvertreter vertriebenen Produkt zu entwickeln, das sehr erfolgreich ist. Noch bauen wir dieses aus zugekauften Teilen zusammen, eine Expansion und die Aufnahme der Eigenfertigung stehen in Aussicht, sofern sich die Exporte nach Deutschland und Osteuropa weiterhin so zufriedenstellend entwickeln. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Die Produktausführung selbst muß exakt sein, aber wenn man auf ein Problem stößt, muß man einen möglichst kreativen Lösungsansatz finden.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Prägend war mein Vater, der nur Leistung anerkennt und mir und meiner Schwester Vorbild zum Erfolg war.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die lokale Anerkennung ist sowohl für das Unternehmen, das trotz Rezession noch immer Aufträge hat, als auch für mich persönlich spürbar. Unser Reitstall ist in der Gemeinde sehr beliebt, wir veranstalten jährlich ein Turnier und Feste wie Stallweihnachten und sonstige Brauchtumspflege, und mein Mann leitet den Kirchenchor.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich bin allseits als Menschenfreundin und Tierliebhaberin bekannt und lege großen Wert auf gute zwischenmenschliche Beziehungen. Ich hoffe, als Beispiel dafür zu dienen, daß man nicht nur mit Ellbogentechnik sondern sogar besser mit Menschlichkeit zu einem erfolgreichen und zufriedenen Leben kommen kann.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter sind Freunde. Man kann nichts alleine machen, man wird vom sozialen Netz getragen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Meist ergibt sich eine Zusammenarbeit aus dem Freundes- und Bekanntenkreis. Wichtig ist, daß jemand in den Betrieb hineinpaßt und keine Hektik ausstrahlt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es handelt sich hier um eine Art Familienbetrieb. Alle Mitarbeiter sind über alle Vorgänge informiert, welche Aufträge vorhanden sind, welche Arbeiten zu erledigen sind, jeder hilft dem anderen, wir halten gemeinsame Pausen. Es ist wesentlich, daß sich alle gut kennen und verstehen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Wie eine eher strenge Mutter, die sich um alles kümmert. Unzuverlässigkeit, Schlampigkeit und unpräzises Arbeiten werden von mir nicht toleriert.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Kundenorientierung, wir fertigen nach Kundenwunsch und bieten Service, Planung und Beratung in jeder Hinsicht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe immer alles mit meinem Mann gemeinsam gemacht und lebe in einem Umfeld, in dem ich mich wohl fühle. Für mich fließen Beruf und Privatleben ineinander.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich habe viele Interessen und lerne auf allen Gebieten ständig dazu. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Es ist wichtig, ein Lebensziel zu finden und dieses nicht aus den zu Augen verlieren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Die Unternehmensziele sind von Lieferanten und Kunden abhängig. Nachdem die Generalvertretung der amerikanischen Produkte an einen europaweiten Generalvertreter übergeben wurden, mußten wir eine Produktumstellung vornehmen. Mittelfristig haben wir eine Expansion in Richtung Eigenfertigung angepeilt.