Zum Erfolg von Christa Dungel
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich muß nicht im Mittelpunkt stehen und genieße eine gewisse Sicherheit.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich übe zwar einen Männerberuf aus, konnte jedoch immer durchsetzen, was ich mir in den Kopf setzte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Entscheidend war, daß wir auch Kleinstaufträge annahmen und auf eine sehr persönliche Kundenbetreuung Wert legten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Bei Problemen bessern wir im Sinne unseres Kunden aus oder verändern nach seinen Vorgaben.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Zum Teil ja. Generell ist die Frau in der Wirtschaft benachteiligt. Ich selbst empfinde keine Benachteiligung. Als ich nach der Betriebsübernahme zu einem Rechtsanwalt kam, und er merkte, daß ich die Leitung innehabe, meinte er zuerst, ein Mann wäre eben ein Mann und wollte schließlich nur einen kleinen Teil des Kostenvoranschlags in Auftrag geben. Aber schon nach dem ersten Arbeitstag hatte er das Gefühl, in guten Händen zu sein und erweiterte den Auftrag. Auch mit Werkmeistern oder Ingenieuren der Gemeinde habe ich keine Probleme.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich ab den siebziger Jahren als erfolgreich, danach wurde der Markt immer schwieriger, da Kontrahenten oft Preise anbieten, die 60 bis 70 Prozent unter dem üblichen Tarif liegen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität, denn Imitation ist Abklatsch.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, mit meinem Großvater durfte ich schon als Kleinkind viele Baustellen besuchen. Mein Sohn wurde später von meinem Vater begleitet.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung fand ich durch Wiederholungsaufträge und wenn von Neukunden Empfehlungen ausgesprochen werden.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein Problem bereitet beispielsweise das Anfordern einer Halteverbotszone vor Baustellen, denn vom Einreichen bis zum Lokalaugenschein mit bis zu sieben Beamten der Kommission (inklusive Bezirksvorsteher) vergehen rund drei Wochen , der anschließende Bescheid der Behörde dauert weitere zwei Wochen. Wenn dann das Wetter nicht mitspielt, wiederholt sich die Prozedur, da Ersatztermine nicht vorgeplant werden dürfen, es könnte ja jemand anderer den Platz benötigen. So muß ich oft überlegen, ob ich mich mit einem Halt in zweiter Spur begnüge.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich stehe zu meinem Wort, bin höflich, kann aber auch anders und stehe mit beiden Beinen fest auf der Erde.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter sind am Erfolg sehr beteiligt, ohne sie kann nichts funktionieren.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich wähle verläßliche Menschen, die nicht trinken, seriös sind, leistungsbezogen arbeiten und ein gewisses Benehmen haben. Sie müssen auch schwindelfrei, charakterfest und verantwortungsbewußt sein. Wichtig ist auch stabile Gesundheit, weil man als Dachdecker immer dem Wetter ausgesetzt ist. Im Winter arbeitet man ungeschützt in der Kälte, im Sommer ist man oft 60 bis 70 Grad ausgesetzt, kann aufgrund der Hitze nichts anfassen und bleibt am Blech kleben. Fähigkeiten sind wichtig, nicht die Zeugnisse.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Eigenständigkeit wird von mir gefördert, Ideen werden honoriert.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Es gibt drei Hierarchieebenen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Qualität, prompte Termine und persönlicher Kontakt zählen zu unseren Stärken. Der Kunde erwartet alles aus einer Hand, ich muß Zimmermann und Spengler beistellen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Da Mitbewerbsanbote oft bis zu 80 Prozent unter dem Tarif liegen, können wir nur durch Qualitätsarbeit überleben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Diese Bereiche sind nicht leicht zu trennen, denn auch im Urlaub erfolgt der Blick zum Dach.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Wir führen einmal monatlich einen Dachdeckerstammtisch, das ist ein gemütliches Zusammensein mit Background, zum Beispiel mit Kursen zur Unfallverhütung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte mehr auf Persönlichkeit setzen und bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Emails können persönlichen Kontakt nicht ersetzen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich versuche mit persönlichem Service, Kontakt und Qualität den Betrieb weiterzuführen, bis ich in Pension gehe und mein Sohn den Betrieb übernimmt.
Ihr Lebensmotto?
Ehrlich währt am längsten.