Zum Erfolg von Karl Bernegger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wichtig sind Gesundheit und das finanzielle Auslangen. Erfolg bedeutet für mich, daß ich mir alles, was ich benötige, kaufen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Als wirklich erfolgreich sehe ich mich nicht, ich hatte immer die Absicht, mit meiner ungefähr gleichaltrigen Frau gemeinsam in Pension zu gehen. Nun muß sie aber noch zwei Jahre arbeiten, daher bin auch ich noch im Lokal tätig. Die Kinder meiner Frau bezeugen kein Interesse für unser Gewerbe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wir übernahmen 1989 ein desolates und wenig besuchtes Lokal, das heruntergewirtschaftet war und einer gründlichen Renovierung bedurfte. Zunächst renovierten wir die Küche, das Herzstück des Gasthofes, und danach die anderen Räumlichkeiten. Wir begannen sofort, mit guter Hausmannskost und schmackhaften Angeboten Kunden zu werben. Da ich als Fleischhauer nur die besten und delikatesten Fleischstücke auswählte und kaufte, wurde unsere Küche bald bekannt und gelobt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich war bereits als Fahrverkäufer sehr erfolgreich, verdiente immer Spitzengehälter, besonders bei Vöslauer. Ich war bei allen von mir belieferten Firmen gut eingeführt und überall gern gesehen. Auch mit dem Gasthof konnte ich bereits nach einem Jahr großen Erfolg verzeichnen, sodaß ich mit der Erweiterung des Lokals begann.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine Frau und ich entschieden uns für die Einführung des sogenannten Abendtellers, ein reichhaltiges und bekömmliches Nachtmahl zu günstigem Preis. Da gibt es dann abends allerdings keine Speisenauswahl, natürlich bleiben à la carte-Speisen aufrecht. Diesen Abendteller servieren wir jetzt schon im siebenten Jahr, es war eine gute Idee, zur Ankurbelung des Umsatzes diese Neuheit einzuführen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es ist nicht gut, daß sich die Wirte preislich untereinander nicht einig werden können, sondern einander Konkurrenz machen anstatt sich zu verabreden. Die Preise für die gängigen Menüs werden unterboten, was mir aber inzwischen bereits egal ist, weil ich keine Konkurrenz mehr fürchte. Wenn jemand Spezialitäten anbietet, ist es in Ordnung, mehr zu verlangen. Aber bei den Mittagsmenüs sollte eine gewisse Einigkeit herrschen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich werde menschlich als in Ordnung, allerdings ab und zu als zu vorlauter Zeitgenosse empfunden. Im allgemeinen kann mich jeder gut leiden. Ich kann von mir behaupten, daß ich ein guter Wirt bin, der sich gern mit seinen Gästen unterhält.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter sind natürlich sehr wichtig für mich, ich kann ja nicht alles selbst machen. Da ich jetzt aufgrund meiner Fußverletzung nicht mehr so aktiv mitarbeiten kann, bin ich mehr denn je auf gute Mitarbeiter angewiesen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Meine Mitarbeiter sehen mich als kollegialen Chef.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Stärke liegt in dem gute Essen, das die Gäste sehr schätzen. Wir bieten nicht nur die gute Wiener Küche, sondern auch Spezialitäten. Unsere Freundlichkeit als Wirte und das gute Verhältnis mit unseren Kunden ist bekannt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Im Gastgewerbe kommt das Privatleben immer zu kurz, wir können zum Beispiel viel zu wenig Urlaub machen. Da meine Frau und ich gemeinsam im Betrieb arbeiten, sind wir natürlich die meiste Zeit zusammen. Daher ist das Privatleben oft mit dem Beruf verbunden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein Rat ist, nie eine Arbeit zu scheuen und alle anstehenden Aufgaben korrekt und sofort zu erledigen, sei es im Betrieb, in der Buchhaltung oder bei Amtswegen. Wenn Einspruch wegen schlechter Behandlung oder Beratung nötig ist, soll das nicht auf die lange Bank geschoben werden. Ich habe diesbezüglich mit einem schlechten Steuerberater meine Erfahrungen gemacht. Eine gute Schulung in Buchhaltung und Finanzgebarung ist daher sehr wichtig, damit man auch eventuelle Fehler der Steuerberater kontrollieren kann. Durch meine Unwissenheit in diesen Dingen mußte ich viele Verluste hinnehmen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Zwei Jahre müssen wir noch das Gasthaus betreiben, wenn dann auch meine Frau in Pension ist, verkaufen wir den Betrieb, um uns einen kleinen Garten anzuschaffen und Urlaubsreisen in ferne Länder nachzuholen, was bisher nie möglich war.