Zum Erfolg von Andrea Hauptmann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich persönliche Zufriedenheit, wenn ich Ziele, die ich mir setze, auch erreiche. Das ist ein kontinuierlicher Prozeß, es gibt kein Stehenbleiben, sobald ich ein Ziel erreicht habe nehme ich das nächste in Angriff.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe bis dato erreicht, was ich wollte. Ich mag meinen Beruf und habe mir ein Leben nach meinen Vorstellungen aufgebaut. Meine Großmutter war eine Putzfrau ohne Schulbildung - ich werde nie vergessen, wie stolz sie war, als ihr Enkelkind promovierte.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bin sehr konsequent und zielorientiert - wenn ich für mich beschlossen habe, etwas ist richtig, ziehe ich es durch. Meine Entscheidungen sind nicht von der Tagesverfassung oder einer Laune abhängig. Außerdem kann ich begeistern und mein Team mitreißen. Ein weiterer Faktor ist der enorme Einsatz, den ich leiste. Ich entschied mich für die Karriere, stehe absolut hinter dieser Entscheidung und bringe mich vollkommen in meinen Beruf ein. Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? Meine Entscheidungen treffe ich oft aus dem Bauch heraus, weil ich meinem Gefühl vertraue und es vor allem bei menschlich-sozialen Aspekten für zielführender halte als rein strategischen Entscheidungen. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Als Frau steht man irgendwann vor der Entscheidung, ob man den Karriereweg wählt oder eine Familie gründet. Diese Entscheidung muß getroffen werden, und man darf sie nie bereuen, denn egal, wie man sich entscheidet, man gibt sehr viel auf. Ich hatte zu Beginn meiner Laufbahn das Glück, eine Chefin zu haben, aber generell war das Umfeld in der Bank 1984 nicht gerade frauenfreundlich. Das hat sich mittlerweile in Richtung Gleichberechtigung verändert. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Das war sicher mein Vater, obwohl ich bei einigen wichtigen Entscheiden genau das tat, was er nicht wollte. Trotzdem hat er mich geprägt, auch in der Opposition. Weitere Persönlichkeiten waren zwei Lehrerinnen in der Hofzeile, die meinen Charakter prägten; meine damalige Chefin Frau Horvath und Direktor Hödl in der RZB - ich überlege mir heute noch bei vielen Entscheidungen, wie diese Menschen sie getroffen hätten.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mein Team besteht inzwischen aus 22 Mitarbeitern, vor allem aus Frauen und Müttern, was enorm hohe Flexibilität erfordert. Wichtig dabei ist, daß sich die Mitarbeiterinnen untereinander verstehen, dann ist es kein Problem, wenn eine Mutter plötzlich zuhause bleiben muß, weil ihr Kind krank ist. Außerdem beschäftige ich in meiner Abteilung ganz bewußt nicht nur Akademiker, da ich es für wichtig halte, daß sich die Abteilung aus verschiedenen Charakteren zusammensetzt. Es gibt Teamleader, Arbeitsbienen, und Mitarbeiter, die mit einfachen Tätigkeiten zufrieden sind. Das Ganze ergibt eine funktionierende Abteilung. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Neben der fachlichen Qualifikation ist mir extrem wichtig, wie die Bewerberin ins Team paßt. In meiner Abteilung gibt es fast keine Fluktuation, der Kern besteht seit 1988. Das trägt wesentlich zum Erfolg unserer Abteilung bei - es ist ein eingespieltes Team, das auch in stressigen Situationen schnell regieren kann. Die Ausbildungsphase dauert etwa zweieinhalb Jahre. Daher kommt der Auswahl der richtigen Mitarbeiter eine große Bedeutung zu, weil ich es mir nicht leisten kann, jemanden nach ein oder zwei Jahren wieder zu verlieren.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich selbst kann nicht motivieren, ich kann den Mitarbeitern nur zeigen, wie sie sich selbst motivieren. Ich versuche ein Vorbild zu sein, bin dynamisch und kann Menschen begeistern.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich lebe alleine und habe keine Kinder. Meistens arbeite ich zwölf Stunden oder mehr und bin auch sehr viel im Ausland unterwegs. Da ich in einem Risikogeschäft arbeite, in dem ich Verantwortung über sehr viel Geld übernehme, brauche ich Zeit für mich, wenn ich nach Hause komme. Das wäre einem Partner gegenüber unfair, und mit Kindern läßt sich das nicht vereinbaren. In meiner Freizeit und im Urlaub will ich mich entspannen und Kraft sammeln, da schalte ich auch das Handy ab. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Gerade bei jungen Mitarbeitern habe ich oft das Gefühl, daß sie Arbeit als schrecklich empfinden. Manchmal frage ich mich, wie sich junge Menschen das Berufsleben eigentlich vorstellen. Bei den meisten Bewerbungsgesprächen schwanke ich zwischen Lachen und Weinen. Die Entwicklung ist im großen und ganzen nicht erfreulich. Es gehört eine gewisse Freude an der Tätigkeit dazu, man sollte nie einen Beruf ergreifen, der einem nicht liegt - aber generell ist Arbeit Streß, Belastung und macht manchmal keinen Spaß. Deswegen soll man sich vorher sehr genau überlegen, was man will und welche Neigungen und Talente man hat, denn man sollte doch längere Zeit in einem Beruf ausharren. Da gehört schon auch etwas Durchhaltevermögen dazu.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel liegt darin, meine Aufgabe gut zu erfüllen - als Abteilungsleiterin trage ich Verantwortung nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für deren Familien. Meiner Meinung nach kann man nicht flexibel sein, wenn man sich starre Ziele setzt, aber wenn ich in meinem Bereich gut bin, bin ich immer gefragt.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen - man muß akzeptieren, daß jeder eine eigene Persönlichkeit ist und besondere Fähigkeiten hat.