Zum Erfolg von Jutta Kohler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, ein zufriedenes und angenehmes Leben zu führen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich genieße mit meinem Geschäft eine große Freiheit. Ich kann machen, was und wann ich es will. Ich habe eine Arbeit, die mir Freude macht, was ein sehr angenehmes Gefühl ist. Ich habe es als Mutter von drei Kindern geschafft, seit Beginn meiner Selbständigkeit daheim zu einem kleinen Geschäft zu gelangen und Sachen herzustellen, die meinen Kunden gefallen und Freude bereiten. Ich stelle Dinge her, die man woanders nicht erhält.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Es ist wichtig, auf Kunden zuzugehen, ihnen zuzuhören und den richtigen Entwurf zu machen. Gemeinsam mit dem Kunden entwerfe ich das Schmuckstück, manchmal skizziere ich auch selbst und der Kunde wählt aus. Ich zeige den Kunden das Stück noch im Rohbau, damit auch noch etwaige Änderungen gemacht werden können.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich glaube, daß es für eine Frau nicht leicht ist, sich in der Wirtschaft durchzusetzen, weil sie oft nicht ernst genommen wird. Als Frau wird man leicht übervorteilt, oder es wird zumindest der Versuch dazu gemacht. Bei Vertragsabschlüssen, Mietverträgen, Amtswegen oder ähnlichem muß eine Frau sich durchzusetzen wissen. Mit Kunden habe ich überhaupt keine Probleme.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich mich zu Hause mit meinem Arbeitsplatz selbständig machte und bemerkte, daß meine Auftraggeber mit mir sehr zufrieden waren, konnte ich meinen Erfolg erkennen. Damals machte ich noch keine eigenen Entwürfe, in meinem eigenen Geschäft war dann mein Erfolg noch sichtbarer für mich.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich 1990 das Geschäftslokal in Hietzing mietete, war das eine sehr gute Entscheidung. Es ist viel angenehmer, in einem Geschäft zu arbeiten, man hat auf diese Weise viel mehr Kontakt mit Kunden.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Lehrherr, Herr Gerhard Pichler, hat im wesentlichen meinen beruflichen Lebensweg forciert. Er betrieb eine Goldschmiede-Werkstatt und hat mir mit viel Geduld und Liebe sehr viel beigebracht. Ich kann heute noch zu ihm gehen, wenn ich etwas brauche.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Wir können nur schwer Lehrlinge ausbilden, weil die Löhne und die Lohnnebenkosten zu hoch sind. Ebenso bezahlen wir den Pflichtbeitrag für die Kammern ohne irgendeine Unterstützung oder Hilfe zu bekommen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine Kunden haben eher ein freundschaftliches Verhältnis zu mir, sie kommen auch manchmal nur zu mir, um zu plaudern. Geschäftlich schätzt man meine Kreativität und Kompetenz, so weit ich mich an die Richtung des alten, antiken Schmucks anlehne. Meine Kreativität umfaßt eher gute, genaue Handarbeit, da ich mich meist mit altem Schmuck und nicht mit Neuheiten befasse. Auf Wunsch stelle ich aber auch neuen Schmuck her.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Privatleben läßt sich mit meinem Beruf zwar vereinbaren, aber manchmal habe ich sehr viel zu tun, dann müssen private Dinge eben zurückstehen. Ich erledige meine Buchhaltung und alle Wege selbst, wie beispielsweise den Materialeinkauf, den ich meist morgens zwischen 8 und 10 Uhr durchführe. Bis 18 Uhr bin ich im Geschäft, habe aber oft auch noch nachher Geschäftliches zu erledigen. Ich bemühe mich aber, konsequent um 18 Uhr das Geschäft zu schließen, abzuschalten und mich nur noch meinem Privatleben zu widmen. Früher nahm ich mir noch Arbeit mit nach Hause, das habe ich aber abgestellt.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Meinen Kindern empfehle ich immer, nur das zu tun, was ihnen Spaß macht. Junge Menschen dürfen sich nicht in einen Beruf hineindrängen lassen. Eine Arbeit wird nur gut erledigt, wenn man sie gern macht. Profunde Schulkenntnisse und Weiterbildung sind in der heutigen Zeit sehr wichtig. Zum Erfolg gehört, daß man sehr viel kann. Mit Mittelmäßigkeit kommt man nicht weiter.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich will mein kleines Geschäft so weiterführen wie bisher und auch künftig zweimal jährlich Ausstellungen veranstalten.