Zum Erfolg von Richard Stadler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, glücklich zu sein, mir und meiner Familie gut geht, genug Arbeit zu haben, daß meine Kunden zufrieden sind und die Rechnungen zeitgerecht zahlen. Man wird als Handwerker zwar nicht reich aber es ist schön aus Altem, Neues zu machen, Erfolg ist es jedoch natürlich auch dann gegeben, wenn ich monetäre Rücklagen bilden kann. Er liegt für mich auch darin, einen jungen Menschen während seiner Lehrzeit so weit zu bringen, das er gewappnet für seine Zukunft ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Da mein Unternehmen floriert und meine Familie und ich gesund sind, sehe ich mich durchaus als erfolgreich.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Wesentlich war mein Interesse für Stilmöbel, das mich dazu motivierte, mir Wissen anzueignen. Ich bin Spezialist in der Oberflächenbehandlung von Möbeln und arbeite mit einem sehr guten Tischler zusammen, mit dem ich mich gut ergänze. Ausschlaggebend für meinen unternehmerischen Erfolg ist auch, daß ich der persönliche Ansprechpartner für meine Kunden bin. Mein Fachwissen in sämtlichen Bereichen meiner Tätigkeit als Tapezierer und Dekorateur spielt eine große Rolle. Ich bin ein sehr genauer Mensch und stets auf die Zufriedenheit meiner Kunden bedacht. Ich teilte meine Kunden in drei Zielgruppen ein und kann mich auf meine wichtigste Zielgruppe konzentrieren, dem Zweiteinrichter. Ausschlaggebend war weiters die Zeit in meiner Lehrfirma. Mein Lehrmeister, Herr Friedrich Beisteiner und Mutter, brachten mir die Liebe zum Detail bei. Er nahm sich die Zeit, mich auszubilden, und ich war bereit, sein Wissen anzunehmen. Tatsache ist jedoch, daß der Grundstein zum Erfolg bereits in der Kindheit initiiert wird. Vernachlässigte Kinder tun sich im Leben schwerer und müssen sich, wenn sie trotzdem erfolgreich werden wollen, viel stärker engagieren als behütete.Gibt es jemanden der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Von meinem Vorgänger Herrn Kacer lernte ich sehr viel, und er stellte mir auch seinen Kundenstock zur Verfügung.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Es gibt leider nur mehr sehr wenige Unternehmen in Europa, von denen man konservatives Polstermaterial als Einlage für Polstermöbel einkaufen kann wie zum Beispiel Afrik, Rosshaar, Kapok. Ein großes Problem sehe ich auch darin, daß sich meine Generation, die ich als neue Generation betrachte, auf die Schaumstoffarbeiten spezialisiert hat. Die Abläufe in der gesamten Wirtschaft sind auf Zeitersparnis ausgelegt, die sich natürlich auch in meinem Bereich auf die Höhe der Kosten auswirkt. Der Preis eines Schaumstoffmöbels ist niedriger als ein mit konservativer Polsterung ausgestattetes. Ein daraus resultierendes Problem ist, daß nur ein Fachmann merkt, worauf er sitzt. Ein Kunde denkt, daß auch das günstigere Möbel ausreichen müßte, daß er jedoch auf Originalität verzichtet, wird nur von einer sehr kleinen Anzahl sehr bewußt lebender Menschen wahrgenommen, die den Erwerb als Investition und nicht nur als Kauf betrachten. Zur Zeit haben wir auch noch mit dem Problem zu kämpfen, daß die Menschen durch die Terroranschläge, durch die Weltwirtschaftslage und durch den Wert des Euro verunsichert sind, Geld sparen und Anschaffungen auf später verschieben. Unternehmer in unserer Branche können es sich nicht leisten, viel für Werbung auszugeben; in diesem Bereich würde ich mir mehr Unterstützung durch die Innung wünschen. Problematisch ist auch die Zukunft der Branche, da wir jetzt schon große Probleme mit dem Nachwuchs haben. Ich kann, obwohl ich selbst noch sehr jung bin, immer nur mit dem Kopf schütteln, welche Jugendliche sich um eine Lehrstelle bewerben. Abgesehen davon, daß keiner von ihnen Kopfrechnen kann, sind sehr viele nicht einmal in der Lage, einen Besen gerade zu halten. Jeder weiß zwar, was er nicht darf, von den Pflichten jedoch will keiner etwas wissen. Diese Einstellung kann niemals zu einem erfolgreichen Leben führen. Sehr wichtig wäre es auch, die Preisgestaltung in der Branche in den Griff zu bekommen. Gerade in den Monaten Jänner und Februar läßt meistens die Auftragslage zu wünschen übrig, daher ruinieren manche Kollegen mit ihrer Preisgestaltung den Markt.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? 95 Prozent meiner Tätigkeit sind im Dienstleistungsbereich angesiedelt. Ich bin einer der wenigen Unternehmer des Landes, der den gesamten Tapeziererbereich abdecken kann und sich auf konservative Polstermöbel spezialisiert hat. In meiner Generation bin ich vielleicht sogar der einzige, der mit Möbelfedern arbeiten kann. Ich arbeite mit konservativen Polstermaterial, daher sind zum Beispiel Biedermeiermöbel nach einer Reparatur wieder wie neu und wertbeständig.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? In meiner Branche ist es sehr wichtig, seinen Beruf zu lieben und sich für alle Fachbereiche zu interessieren.