Zur Karriere von Andrea Alt
Wie war Ihr Werdegang?
Ich ging bei den englischen Fräulein in Krems in die Volksschule und dann weiter ins Gymnasium. Nach der Matura besuchte ich die Fremdenverkehrsschule in Krems. Diese Schule brach ich ab und wechselte in den elterlichen Betrieb. In weiterer Folge absolvierte ich ein Praktikum in der Bundesrepublik Deutschland. Um meine Kenntnisse in der englischen Sprache zu verbessern, ging ich ein Jahr in die USA. Nach meiner Rückkunft aus den USA arbeitete ich wieder bei meinen Eltern. Mein Vater starb dann plötzlich, und ich übernahm den Betrieb. Ich reorganisierte den ganzen Betrieb und reduzierte die Öffnungszeiten drastisch. Wir führen unser Restaurant als Abendrestaurant in der Zeit von Mai bis Oktober. Das Hotel ist allerdings ganzjährig geöffnet. Das Problem dabei ist, daß man die einheimischen Gäste verliert. Diese Gäste wollen natürlich ein Lokal, das das ganze Jahr über geöffnet hat. Anfangs war meine Mutter auch noch im Betrieb tätig. Es gab leider auch bei uns einen Generationskonflikt. Ich führe seit diesem Zeitpunkt den Betrieb absolut alleine. Ich setzte mir dann zum Ziel, jedes Jahr in der Zeit von Mai bis Oktober so viel Geld zu verdienen, daß ich die notwendigen Investitionen vornehmen konnte. Ich erhielt von den Eltern meines Freundes große Unterstützung. Die Mutter war zu dieser Zeit Direktorin in einer Bank, und der Vater war handwerklich sehr geschickt und konnte mir auch helfen. Ich hatte den Betrieb mit Schulden übernommen, und es war in der Anfangsphase für mich nicht einfach, damit umzugehen. Ich suchte mir einen neuen Steuerberater und wollte wissen, ob ich mit meinen Vorstellungen eine Chance auf wirtschaftlichen Erfolg mit diesem Betrieb hätte. Er zeigte mir Möglichkeiten auf, aber er machte mich auch darauf aufmerksam, daß es nicht einfach sein werde. Ich entschied mich für die Weiterführung des Betriebes, um mir nicht irgendwann selbst den Vorwurf machen zu müssen, es nicht probiert zu haben. Die Situation war damals so, daß der Betrieb veraltet und das Image nicht das beste war. Ich investierte dann jedes Jahr so viel, wie ich in der Saison davor verdient hatte. Ich nahm für meine Investitionen prinzipiell keinen Schilling Kredit auf. Es freut mich besonders, daß ein großer Teil der Stammkunden wieder zurückgekommen ist. Man merkt an den Gästen, daß sie es honorieren, wenn sie sehen, daß der Wirt etwas für sie tut. Wir haben 75 Betten und dadurch viele Reisegruppen. Diese Leute sind zum großen Teil ganztägig unterwegs und brauchen nur das Abendessen. Ich habe meine Mitarbeiter exakt nur ein halbes Jahr angemeldet, es sind ausschließlich Saisonarbeiter. Wir sind ein relativ junges Team. Ich versuche ständig im Betrieb zu renovieren und betreibe intensive Weiterbildung. Ich habe zum Beispiel vor kurzem einen Dale-Carnegie-Kurs absolviert. Besonders unmittelbar nach der Übernahme des Betriebes hatte ich mir spezielle Literatur besorgt und daraus auch sehr viel gelernt. Innerhalb von fünf Jahren habe ich den Betrieb saniert, und ich bin für die Zukunft optimistisch.Haben Sie Ihre finanziellen Sorgen in den Griff bekommen? Mittlerweile ist es so, daß ich wieder beruhigt schlafen kann. Ich kann Kapital und Zinsen zurückzahlen. Wenn ich die Entwicklung des Betriebes rückblickend betrachte, habe ich heuer meine beste Saison gehabt. Wenn die Entwicklung so bleibt wie in den letzten Jahren, bin ich zufrieden. Arbeitet Ihre Mutter jetzt wieder im Betrieb? Ich habe bereits sehr viel renoviert, aber ich habe von meiner Mutter noch nie gehört, daß irgend etwas schön wäre. Ich erwarte auch gar nicht, daß jedem mein Stil gefällt. Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Trotzdem denke ich mir, daß besonders in einer Familie eine Leistung anerkannt werden sollte. Im Vordergrund steht jedoch, daß die Gäste meine Anstrengungen schätzen und durch ihre Besuche auch honorieren.