Zum Erfolg von Udo Kaubek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wer seine persönlichen Vorlieben in seinem Beruf umsetzen kann, hat in der Regel auch Erfolg, wobei betriebswirtschaftliche Voraussetzungen natürlich Basis sind - es bedarf auch eines Marktes, und das vergessen einige. Es bedarf daher einer gehörigen Portion Realitätsbewußtseins und gleichzeitig genügend Phantasie, um erfolgreich sein zu können. Meßinstrument ist und bleibt letztlich aber der wirtschaftliche Erfolg, denn von Glücksgefühlen kann niemand leben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Viel erreichen kann nur jemand, der als selbständiger Unternehmer tätig ist; die wahren Helden der Wirtschaft sind die Eigentümer, die ihr Kapital einsetzen und hohes privates Risiko in Kauf nehmen, nicht die Manager, die ständig in den Medien präsent sind. Ich bin nur ein Diener meines Herren und auch wenn ich versuche unternehmerisch zu denken, nur ein Angestellter. Ich versuche meine Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen, und wenn mein Arbeitgeber mit mir zufrieden ist, habe ich Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wesentlich ist die Fähigkeit, mich in den Eigentümer zu versetzen und mich vor jeder Anschaffung zu fragen, ob ich sie als Eigentümer tätigen würde. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, mich in den Kunden bzw. Konsumenten zu versetzen und seine Wünsche zu erkennen, dabei spielt meine langjährige Erfahrung eine große Rolle. Nicht zuletzt ist die Tatsache, daß ich mein Hobby zum Beruf machen konnte und in meinem Tätigkeitsbereich kreativ und gestalterisch agieren kann, ausschlaggebend für meinen Erfolg.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich betrachte Herausforderungen als Aufgaben, die bestmöglich gelöst werden müssen. Es gibt Probleme, über deren Lösung ich lang nachdenken muß und solche, die ich sofort löse. Grundsätzlich hilft mir mein militärischer Background, Herausforderungen nach gründlicher Analyse zu meistern und sachliche Entscheidungen zu treffen. Am wichtigsten ist es allerdings, meine Mitarbeiter bei der Lösung von Problemen zu unterstützen und als Mediator zu fungieren.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Konsum ist ein Teil der Lebensfreude, Konsum ist Genuß, das haben viele Menschen vergessen; sie rücken statt dessen die Schnäppchenjagd in den Mittelpunkt. Geiz ist geil, suggeriert die Werbung; wichtig ist, daß alles billig ist; so aber nimmt man den Menschen ein gutes Stück ihrer Lebenskultur weg. Der Lebensmittelhandel hat den Fokus auf Aktionen gerichtet, die natürlich erfolgreich sind, aber unterm Strich verlieren sowohl der Handel als auch der Konsument, wenn Vielfalt und Genuß dem Anspruch weichen, daß alles billig sein muß. Ein großes Problem, mit dem unsere Branche kämpft, ist das schlechte Image des Verkäuferberufs. Es ist schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die sich für ihren Beruf interessieren.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wir stehen grundsätzlich unter Druck - die Shareholder fordern ihr Recht auf Kapitalertrag ein, der Eigentümer erwartet die Verzinsung seines eingesetzten Kapitals - und eine der wesentlichsten Kostenstellen ist das Personal. Ich erwarte von meinen Mitarbeitern Identifikation mit dem Haus und seiner Philosophie. Meinl am Graben ist etwas ganz Besonderes, und jeder Mitarbeiter ist ein Teil davon. Wesentlich ist schließlich auch der Dienstleistungsgedanke, daher muß jedem Mitarbeiter bewußt sein, daß er den Kunden in den Mittelpunkt seiner Bemühungen stellen muß. Neben fachlicher Qualifikation bzw. der Bereitschaft zur Weiterbildung innerhalb unseres Hauses lege ich vor allem auch Wert auf ein gepflegtes Äußeres, um den Anforderungen unserer Kunden zu entsprechen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Julius Meinl genießt in Österreich den Ruf, Lebenskultur und Lebensgenuß auf höchstem Niveau zu kultivieren. Diese Philosophie, Qualität auf höchstem Level zu bieten, setzt sich in allen Geschäftsfeldern fort und wird nicht zuletzt von Fachmedien immer wieder gewürdigt. Eine wesentliche Stärke unseres Hauses ist unsere Kompetenz, weiters spielt die Orientierung am Kunden eine große Rolle. Unsere Klientel ist bunt gemischt, und wir betrachten uns als absolute Dienstleister, die ihre Bedürfnisse erfüllt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich glaube nicht, daß es möglich ist, Beruf und Privatleben zu trennen. Für mich ist der Übergang zwischen den beiden Bereichen ein fließender. Ich interessiere mich für gute Restaurants und erkunde auch im Urlaub bzw. in meiner Freizeit Supermärkte, Märkte und Lokale, weil das für mich ein Erlebnis ist. Dennoch ist mir mein Privatleben wichtig, und daher nehme ich mir genug Zeit dafür.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate einem jungen Menschen, sich ein Ziel zu stecken und dieses konsequent zu verfolgen. Um im Beruf erfolgreich zu sein, muß man sich die Frage stellen, was man im Leben erreichen will und beharrlich an der Realisierung dessen arbeiten. Vor allem sollte man sich nicht der Erwartungshaltung anderer beugen und sich nicht den Druck von außen auferlegen lassen, einen Beruf zu ergreifen, den man nicht wirklich ausüben will, nur weil ihn jemand anderer für besonders vielversprechend oder angesehen hält.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe meine Karriere nicht geplant, sondern hatte das Glück, laufend Angebote zu bekommen, die mich interessierten. Wichtig war und wird in Zukunft sein, meine Aufgaben abzuschließen, auch wenn es Verlockungen gibt. Ich bin für Herausforderungen offen und bereit, interessanten Rufen zu folgen, habe aber keine konkreten Ziele, mich zu verändern. Wichtig ist mir in jedem Fall meine Lebensqualität.