Zur Karriere von Christine Preßl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wuchs in einer kinderreichen Familie auf. Meine Mutter, eine Landwirtin, verstarb leider sehr früh. Nach meiner Grundschulzeit in Deutschland besuchte ich eine dreijährige Fachschule für wirtschaftliche Frauenberufe. Nach kurzer Tätigkeit in einem Büro absolvierte ich Kurse für Buchhaltung. Während dieser Zeit heiratete ich meinen Mann, und ich bekam ein Jahr später mein erstes Kind. Wir waren damals auch mit unserem Hausbau beschäftigt. In den Jahren darauf war ich zuerst als Marktfahrerin tätig, später machte ich mich im Textilhandel selbständig, den ich seither permanent erweiterte. 1990 eröffnete ich mein erstes Geschäft in der SCA Amstetten. 2001 nahmen wir unser neues Geschäft in Amstetten/Ost mit dem ersten Schießkino Österreichs in Betrieb. Heute arbeiten wir auf 1.000 Quadratmeter mit 14 Mitarbeitern und vertreiben Freizeitbekleidung sowie Jagd- und Wandermode.

Zum Erfolg von Christine Preßl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mein Unternehmen so zu führen, daß meine Kunden und Mitarbeiter zufrieden sind. Das bereitet mir selbst Freude und macht mich zufrieden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Meine bisherige Arbeit und deren Ergebnisse sowie die Akzeptanz geben mir das Gefühl, erfolgreich zu sein.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich denke, daß all meiner Arbeit eine gewisse Beharrlichkeit zu Grunde liegt. Diese war sicher in meinem bisherigen erfolgreichen Berufsleben ein ausschlaggebender Faktor.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich hatte bisher mit keinen Ressentiments zu kämpfen und habe nicht das Gefühl, daß mein Frau-Sein mir Nachteile bringt. Ich hatte das Glück, meine Kinder sehr früh bekommen zu haben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich hatte schon als junge Frau oft Erfolg, wenn mir manche berufliche Dinge besser gelangen als anderen. Seit zehn Jahren bin ich mir meines Erfolges aber um einiges sicherer.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es gab einige Situationen, in denen wir mit Problemen konfrontiert wurden, die uns aber dann zu guten Entscheidungen führten, obwohl wir ursprünglich nicht vollkommen überzeugt von unseren Lösungen waren. So hatten wir in unserem ersten Geschäft ein Vertragsproblem mit unserem Vermieter, weshalb wir kurzer Hand die Möglichkeit ergriffen, in die SCA Amstetten zu übersiedeln. Dies markierte einen wichtigen Punkt unseres weiteren Wachstums.Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein? Es ist unser Grundsatz, nichts nachzumachen, sondern eigene Ideen zu verwirklichen. Diese Philosophie gab uns bisher recht. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Mann ist der geborene Händler. Er hat großen Anteil am Entstehen unseres Geschäftes und beeinflußte mich in meiner Selbständigkeit und Ambition enorm. Ohne ihn wäre ich heute sicher ein anderer Mensch. Auch durch den frühen Tod unserer Mutter wurden meine Geschwister und ich sehr früh selbständig.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Kürzlich gab es einen Wettbewerb im Mostviertel, bei dem ein Dirndl prämiert wurde, mit dessen Vertrieb wir anschließend betraut wurden. Dies demonstriert unseren guten Ruf und macht mir viel Freude. Im Mostviertel konnten wir die Marktführerschaft übernehmen. Das ist Anerkennung und macht mich stolz.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Wir machten eine Umfrage unter unseren Kunden, bevor wir mit dem Neubau des Geschäfts begannen und erhielten dabei große Zustimmung. Ich denke, daß unser Engagement durchwegs positiv gesehen wird.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Bisher hatten wir mit unseren Mitarbeitern bis auf eine einzige Ausnahme großes Glück. Sie spielen bei unserem Erfolg natürlich eine große Rolle, da sie für die Kunden unser Gesicht darstellen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Wichtig ist uns persönliche Ausstrahlung. Schulnoten sind nicht von großer Bedeutung, dafür gewisse Fähigkeiten kaufmännischer Natur. Es kommt aber generell auf die gesamte Person an. Dabei verlasse ich mich auf mein Gefühl.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wenn ich sehe, daß jemand etwas gut macht, lobe ich ihn gern und halte dies auch für enorm wichtig für ein gesundes Miteinander. Mit Tadel gehe ich sehr vorsichtig um und bemühe mich um Diskretion.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich glaube, daß ich als fleißige und zähe Person gesehen werde, die gewisse Prinzipien eingehalten wissen will. Dies muß ich aber nicht mit Druck erzwingen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir haben mittlerweile eine Größe erreicht, die es uns ermöglicht, den Kunden alle erdenklichen Wünsche zu erfüllen. Wir bieten ein überdurchschnittliches Angebot und eine erstklassige Beratung. Mittlerweile haben wir im Geschäft ein Café integriert und sind besonders auf Jagd- und Trachtenmessen präsent. Wir verfügen über einen großen Kundenstock aus ganz Österreich.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Es ging uns nicht darum, Konkurrenz zu vertreiben. Unsere heutige Stellung resultiert einfach aus unserer Arbeit. Ich beobachtete Betriebe, die versuchten gegen Konkurrenz anzukämpfen und damit scheiterten. Mitbewerb steigert auch meine Ansprüche und tut mir somit selbst gut.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In unserer Familie gibt es diese Trennung nicht, da mein Mann und ich das Geschäft gemeinsam betreiben und daher ebenfalls beruflich viel Zeit miteinander verbringen. In unserer Freizeit gehen wir - seit ich die Jagdprüfung ablegte - gern gemeinsam auf die Jagd.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man sollte nichts nachmachen, sondern eigene Ideen verwirklichen. Aus Krisen sollte man das Beste machen, denn was einen nicht umbringt, macht einen nur stärker, Mit Zähigkeit und Menschlichkeit kommt man zum Erfolg, dabei ist auch der Zusammenhalt in der Familie wichtig.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte unsere Stellung und unseren Mitarbeiterstand weiterhin beibehalten können.