Zur Karriere von Stephan Rabl
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich bin als jüngstes von sechs Kindern am Bauernhof aufgewachsen, und unsere Familie ist so etwas ähnliches wie ein Clan, der eine sehr starke Basis und ein sehr großes Vertrauensumfeld für mich darstellte. Die Volksschule besuchte ich am Land mit vier Klassen bzw. Schulstufen, die parallel von einem Lehrer unterrichtet wurden. Der Umstieg in die Mittelschule mit ihren straffen Regelungen war für mich ein Schock, den ich einerseits im Sport, aber andererseits noch viel intensiver mit dem Tanz bekämpfte, aus dem ich viel Kraft schöpfte. In der Folge wechselte ich an eine HTL, wo ich mit Auszeichnung maturierte. Anschließend geriet ich in die typische Selbsterfahrungsszene der achtziger Jahre und schaffte es, mich dabei zu erfahren, aber nicht zu verlieren: ein positiver Aufwärtstrend meiner Entwicklung. Ich nahm die Impulse auf, blieb aber trotzdem auf dem Boden der Realität. In diesen Zeitraum fällt mein Zivildienst an der Steiner Schule für behinderte Kinder. Ich befaßte mich mit Psychologie und Architektur. Während der nächsten Jahre waren die drei Ebenen Psychologie, Architektur und Kultur in meinen Leben bestimmend, wobei es die Architektur war, mit der ich Geld verdiente. Die ersten Häuser, die ich geplant und gezeichnet habe, sind jene meiner Geschwister. Meine erste aktive Zuwendung zur Kultur zeigte sich in der Gründung der Clown-Company, die damals einzige mobile Kindertheatergruppe. Aus organisatorischen und finanziellen Gründen hat sich die Gruppe nach einigen erfolgreichen Jahren getrennt. Ich wollte in Amsterdam oder New York die Schauspielschule nachholen und hatte auch schon alles entsprechend vorbereitet, mußte aber aufgrund meiner Schulden dieses Projekt fallen lassen, um stattdessen in Österreich etwas Neues aufzubauen. So kam mir die Idee zur Szene bunte Wähne, einem Festival der modernen Theaterkultur für ein junges Publikum. 1990 formierte sich diese Szene, und folgende Forderungen waren von Anfang an unser Leitbild: Ein eigener Beirat, Förderung durch die MA 7, die Etablierung als anerkannter Kulturbereich und ein eigenes Haus. 1991 hob ich das Festival allen Widerständen zum Trotz aus der Taufe. Ich wollte von Beginn an einen internationalen Standard bieten, reiste daher als ein in der Szene komplett Unbedarfter in die großen Zentren in Holland, Belgien, Skandinavien, Deutschland und der Schweiz und schaffte es, dort gute Kontakte zu knüpfen. Mein Festival etablierte sich in Kleinstädten wie Horn, Zwettl oder Krems und ist letztendlich genauso erfolgreich wie die Festivals in Großstädten wie Berlin, Zürich oder Amsterdam. Es entwickelte sich von der Idee zur Initiative und von der Initiative zum Kulturbetrieb und wurde dadurch zum österreichischen Sprungbrett für Künstler und Kompanien, die heute durchaus internationalen Bekanntheitsgrad haben. Ab 1995 akquirierte ich in der Wirtschaft zusätzliche Sponsoren durch den Verkauf unseres Know-hows im Event-Bereich. Was nun das Theaterhaus selbst betrifft, so war die Durchsetzung des Hauses ein jahrelanger Kampf mit den Behörden. Nachdem auch unsere finanziellen Möglichkeiten immer weniger wurden, gründeten wir ein Informationsbüro, um täglich agieren zu können, die politischen Grundlagen zu schaffen und den Weg zum Theaterhaus zu ebnen. Seit Anfang 2004 bin ich offizieller Direktor dieses Hauses, die Eröffnung wird im Herbst 2004 stattfinden. im Moment wird noch gebaut, und ich stecke in den Vorbereitungsarbeiten, wobei unsere erste offizielle Produktion bereits Anfang März 2004 in der Schweiz Premiere haben wird.