Zum Erfolg von Johann Zusser
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet, daß mir mit relativ wenig Schwierigkeiten das gelingt, was ich mir vornehme, obwohl dies in der heutigen Zeit nicht so einfach ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Für den Erfolg ausschlaggebend war Fleiß und die Tatsache, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. In dieser Branche wird die Luft immer dünner, und man muß hart arbeiten, um im Spitzenfeld mit dabei sein zu können. Das Erreichte zu halten, ist oft schwieriger als der Aufbau selbst.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich versuche so wenig Fehler wie möglich zu machen und die Herausforderungen positiv zu bewältigen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als wir zu meinem 40. Geburtstag dieses Restaurant erworben haben.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität währt am längsten.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich habe mich weder an Vorbildern orientiert, noch gab es jemanden, der mich beruflich geprägt hätte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Es bereitet mir Freude, wenn ich durch meine Gästeklientel beobachte, daß ich von der gehobenen Schicht anerkannt werde. Von der Familie Taittinger wird jährlich ein internationaler Grand Prix ausgeschrieben. Der jeweilige Landessieger kann an einem Wettbewerb teilnehmen, der als spezielle Weltmeisterschaft der Köche zu bewerten ist. 1993 habe ich mich beworben und konnte das Finale erreichen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein großes Problem sind unsere Interessensvertreter, die sich meiner Meinung nach zu wenig einsetzen. Das Wettbewerbsproblem zwischen Gastronomie und Heurigen ist überhaupt nicht gelöst, da die Heurigenwirte steuerlich deutlich im Vorteil sind, das ist für mich unlauterer Wettbewerb. Zum herkömmlichen Heurigen kommt noch, daß Räumlichkeiten dazugebaut und außerhalb der Heurigenzeit für Veranstaltungen vermietet werden. Generell sind auch Kostenexplosionen beispielsweise bei der Müllabfuhr und den Kanalgebühren nach der Euroumstellung festzustellen. Was früher 100 Schilling gekostet hat, ist plötzlich auf 10 Euro angestiegen. Nicht einzusehen ist die Krankenkassengebühr für das 13. und 14. Gehalt, schließlich kann man nur in 12 Monaten des Jahres krank sein. Ein weiteres Problem ist das Kursangebot. Es werden keine oder kaum Kurse am Morgen bzw. frühen Nachmittag angeboten, und abends hat man in dieser Branche einfach keine Zeit für die Fortbildung.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Wir haben speziell im Restaurantbereich in unserer Gegend Akzente gesetzt, die von den Gästen sehr geschätzt werden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne gute, loyale Mitarbeiter kann man nicht erfolgreich sein.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Speziell achte ich auf Gepflegtheit, weil das in unserer Branche einfach sehr wichtig ist. Bei Lehrlingen achte ich nicht auf das Zeugnis, sondern orientiere mich danach, wann die Anfrage kam. Eine frühe Bewerbung zeigt mir, daß sich der Lehrling über seine Ausbildung Gedanken macht und sie ihm auch wichtig ist.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich lobe und ich kritisiere, wenn es angebracht ist. Wobei ich nach der Kritik immer einen Verbesserungsvorschlag unterbreite. Zudem organisiere ich spontan Betriebsausflüge und Veranstaltungen für meine Mitarbeiter.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, daß sie positiv über mich denken. Negatives erfährt man immer über Umwege und das war bisher noch nicht der Fall.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Stärke ist sicher der Küchenbereich. Wir sind eine nette, kleine Familie und achten sehr auf gemütliche Wirtshaus-Kultur. Die Gäste können sich gut unterhalten und bei uns wohlfühlen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich persönlich habe kein Problem mit dem Mitbewerb, im Gegenteil, ich freue mich, wenn es auch anderen gut geht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe leider relativ wenig Zeit für das Privatleben, weshalb auch meine Ehe in die Brüche ging. Wir haben einen Ruhetag, an dem aber selten nicht gearbeitet wird.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich habe mich bis zum heutigen Zeitpunkt sehr viel weitergebildet. Was mich jetzt noch interessieren würde, wäre ein Computerkurs, leider werden solche Kurse nur abends angeboten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte immer versuchen, das, was man erlernt hat, für seine Visionen zu nützen und vehement durchzuziehen. Auch Rückschläge gehören zum Erfolg und sollten einen nicht aus der Bahn werfen. Das Gastgewerbe ist eine sehr schöne, wenn auch harte Branche und hat nach wie vor eine große Zukunft.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte diese Tätigkeit weiterhin ausüben, bis auch meine Tochter so weit ist, sich entscheiden zu können, ob sie das Restaurant weiterführen will. Dann möchte ich mich aus dem Betrieb verabschieden und das machen, was mir Spaß macht.
Ihr Lebensmotto?
Im Leben etwas erreichen und für die Gesellschaft Gutes tun.