Zum Erfolg von Wolfgang Zatlasch
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der Begriff des Erfolges ist ein zweischneidiges Schwert. Immer mehr setzte ich ihn mit dem persönlichen Begriff der Zufriedenheit gleich: Ich übe einen konfliktbehafteten Beruf aus, und je mehr es mir gelingt, Konflikte frühzeitig aus der Welt zu schaffen beziehungsweise im Vorfeld Regelungen zu treffen, desto erfolgreicher fühle ich mich. Das macht den Erfolg im Sinne der persönlichen Zufriedenheit aus. Das Pekuniäre ist dabei zweitrangig.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja und Nein. Das ganze Leben verläuft in Sinuskurven. Wenn man eine schwierige Situation meistert, einen schwierigen Vertrag schafft oder einen Prozeß gewinnt und dafür anerkannt wird, ist man als Rechtsanwalt erfolgreich. Das sind die Höhepunkte im beruflichen Alltag. Dann gibt es die Zeit der Tiefen, in der viele Dinge nicht so funktionieren, wie ich mir das vorstelle. Das sind Fälle, bei denen die Geschwindigkeit der Erledigung bei öffentlichen Behörden zu lange dauert, sodaß der Anwalt nur mehr als Prellbock für seine Mandanten fungiert. Ich muß dann ständig erklären, warum ein Antrag monatelang liegen bleibt und manche Verfahren generell so lange dauern. Solche Zeiten gibt es, und da komme ich mir als der bloße Verwalter vor. Nichts bewegt sich, und das sind dann eher Frustrationserlebnisse.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich versuche in jeder Situation, auch wenn sie noch so schwierig erscheint, die Nerven zu bewahren.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Unsere Herausforderung besteht in der Kunst, die Gesetze des Bundesgesetzblattes ständig zu aktualisieren, weil die Publikationen oft erst ein halbes Jahr nach Inkrafttreten veröffentlicht werden. Eine weitere Herausforderung ist im Universalismus gegeben. Spezialisierung ist ein großes Wort, gelassen ausgesprochen. Ich muß in jedem Fall überprüfen, beispielsweise im Mietrecht, welches Recht zum jeweiligen Zeitpunkt galt und welche Bestimmungen zu beachten sind. Man soll sich schon in Sachgebieten spezialisieren, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ich mich ausschließlich mit dem Mietrecht beschäftige. Mir war es immer ein Anliegen, mich mit verschiedenen Sachfragen auseinanderzusetzen. Spezialisierung in ein Fachgebiet finde ich nicht zielführend, denn bald sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht. Man braucht einfach einen größeren Horizont, und das hilft.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Nein, ich habe nie ein besonderes Vorbild gehabt. Ich habe einen Freund, Notar Dr. Wolf, und wir haben immer gegenseitige Initialzündungen verursacht. Wir unterstützen einander und erledigen viele Fälle gemeinsam, jeder in seinem Bereich. Er fungierte sozusagen als ständiges Beleitinstrument meiner beruflichen Tätigkeit.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Im Laufe der Zeit habe ich sicher einige Anerkennungen bekommen. Heute ist das eher aus der Mode gekommen. Viele nehmen einfach, was gegeben wird. Am Beginn meiner Praxis waren die Mandanten noch dankbar, und das sprachen sie auch aus. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein Problem ist, daß sich die Rechtsanwaltskammer in einer Kampfsituation mit verschiedenen Rechtsberatungen befindet, die keine fundierte Ausbildung haben. Diese sogenannten Rechtsberater rühmen sich, in sämtlichen Fällen Rechtsberatung geben zu können und sind meist Rechtsabsolventen ohne Praxis. Die Figur des Rechtsberaters sollte im Verwaltungsrecht dringend neu beurteilt werden. Ein anderes Problem lösten wir soeben. Denn es war bis zur letzten Vollversammlung der Rechtsanwaltskammer nicht einmal möglich, von einem Pensionssystem ins andere zu wechseln. Dadurch gibt es nun eine neue Richtlinie, wobei noch immer existentielle Fragen wie die Absicherung der Altersversorgung im Raum stehen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich wähle meine Mitarbeiter nach ihrer Ausbildung und ihrer Bereitschaft zu lernen aus. Nach einem Probemonat weiß ich sehr genau, ob der Kandidat meine Vorstellungen erfüllen kann.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich glaube, sie sehen mich als toleranten Menschen mit guten Nerven.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Unsere Stärken liegen sicherlich im Zivilrecht mit Hausverwaltungen, im Schadenersatz- und Kfz-Recht und schließlich auch im Kindschaftsrecht und Erbrecht.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Für meine Fortbildung wende ich einen Tag im Monat auf.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Der Ausbildungsstand der österreichischen Anwälte ist sehr gut und immer gut gewesen. Man muß in gewisser Weise ein Universalist im Zivil- und Strafrecht sein, um zu erkennen, wo die persönlichen Stärken liegen. Im Insolvenzrecht ist das besonders wichtig. Man sollte immer am derzeitigen Stand der Rechtssprechung sein und muß sehr komplex denken können.