Zum Erfolg von Brigitte Bouvain
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich die Umsetzung meiner Vorstellung von Leben, indem ich als Lehrer Sprache vermittle und den Studenten Türen öffne.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich wählte sehr bewußt den Standort meiner Schule aus. Einerseits ist er verkehrsgünstig gelegen, andererseits bietet sich die Möglichkeit, im Sommer im dazugehörigen Hof zu unterrichten. Meine Idee ist, mit alles Sinnen zu lernen. Dementsprechend stattete ich die Wohnung wohnlich und mit einer kleinen Bibliothek aus. Die Unterrichtszeiten passen wir den Bedürfnissen der Studenten an, das heißt, wir beginnen sehr früh am Morgen mit dem Unterricht und unterrichten bis spät abends. Wir zeichnen uns durch Fähigkeit zur Organisation, Überblick und Sinn für Prioritäten aus. Um Erfolg zu haben, muß Arbeit Teil des Lebens sein. Ich habe Liebe zur Arbeit, zur Sprache und zu den Menschen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich lernte, mit Ruhe an Dinge heranzugehen und meine Grenzen zu akzeptieren.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich bin davon überzeugt, eine Frau muß dreimal soviel arbeiten wie ein Mann, um den gleichen Erfolg zu haben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich mühsam lernte, mit mir selber umzugehen, und meine Grenzen und Fähigkeiten erkannte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Großmutter, die eine sehr emanzipierte Persönlichkeit war, und meine Eltern, die mir vorlebten, daß Leben Arbeit bedeutet und umgekehrt. Er interessierte sich für viele Dinge und gab das an mich weiter. Mir wurde die Möglichkeit geboten, sehr viel zu lernen und Lernen als Freude zu betrachten. Der Historiker Prof. Hamann vermittelte mir ein breites Wissen über die Zusammenhänge der österreichischen Geschichte und veranstaltete für uns Studenten vorbildliche Führungen, was mir als Reiseleiterin sehr zugute kam. Auch die Art, wie Frau Professor Dietrich unterrichtete und damit das Interesse der Studenten für die Zusammenhänge von Theater und Leben weckte, beeinflußte mich sehr.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich werte es als Anerkennung, wenn ich in den Gesichtern meiner Studenten Zufriedenheit ablese.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
In den Medien wird vermittelt, daß man durch Tricks auf sehr einfache Weise lernen kann. Dies stimmt nicht, Lernen bedeutet Arbeit.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Natürlich eine sehr wesentliche, da sie mit den Studenten arbeiten.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
In erster Linie nach fachlichen. Im Laufe der Jahre entwickelte ich gute Menschenkenntnis und verlasse mich auf mein Gefühl, ob jemand in mein Bild der Schule paßt. Ich suche meine Lehrer nach der Art, wie sie sich präsentieren, aus. Zeigt ein Bewerber für diese Arbeit Begeisterung und ist er willig selber den Unterricht zu entwickeln, ist er geeignet.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich finde, jeder Mitarbeiter sollte für sich selbst motiviert sein. Bei besonderen Leistungen sind jedoch Lob und eine eventuelle Feier angebracht.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Wir haben ein sehr freundschaftliches und kollegiales Verhältnis. Man muß eine gute menschliche Beziehung haben, ohne in die Privatsphäre abzugleiten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die gemütliche Ausstattung meiner Schulräume und der permanente Versuch, Unterrichtsmaterialien zu verbessern und den Bedürfnissen der Studierenden anzupassen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Es hat sich herumgesprochen, daß der Unterricht in unserem Institut sehr gut ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Problemlos.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mein Leben mit Anstand über die Bühne bringen. Beruflich würde ich gerne einen Fernlehrbetrieb installieren. Ein zusätzliches Ziel wäre es, wieder journalistisch zu arbeiten.