Zum Erfolg von Günther Lachner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist meiner Meinung nach stark mit Eitelkeit gekoppelt. Zur Zeit besteht mein Erfolg jedoch darin, daß ich in der Lage bin, meine Familie zu ernähren.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich eigentlich nicht mehr als erfolgreich. Ich war leidenschaftlicher Pilot und gab aus verschiedenen Gründen meinen Traumberuf auf. Ich war auch ein sehr guter Hubschrauberpilot, wurde jedoch nur dort eingesetzt, wo andere Verkehrsmittel versagten. Ich übte diesen gefährlichen Beruf zwar sehr gerne aus, hätte ihn jedoch mit meinem Familienleben nicht vereinbaren können.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Als ich mich in Österreich etablieren wollte, wußte ich, daß ich eine Marktlücke finden mußte, um mich von meinen Tischlerkollegen abheben zu können. Ich hatte das Glück, daß ich als Jugendlicher die Kunst der Intarsienarbeit erlernte, hatte jedoch auch das Problem, daß in Österreich diese Kunst kaum verlangt wird. Ich halte mich mit Intarsienarbeiten über Wasser und biete außerdem Kurse und Workshops an. Ich bin in Wien der einzige Anbieter dieser Kunstform und erhalte Anerkennung aus Schweden und aus anderen Ländern, habe es jedoch sehr schwer, mich hier erfolgreich fortzubewegen. Mein Leben war geprägt durch meinen abenteuerlichen Charakter. Ich war nie seßhaft und hatte Dutzende von Wohnsitzen. Mit diesem Abenteuergeist arbeitete ich unter anderem auch für das Luftamt von Rhodesien. Dort erlernte ich den Beruf des Fluglotsen und wäre Direktor bei den Viktoria-Wasserfällen geworden, hätte mich nicht der Regierungswechsel in andere Gefilde getrieben. Ich denke, das Leben legt den Grundstein zum Erfolg, man darf sich nur dem Leben nicht verschließen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Der Erfolg ist prinzipiell sicher in der Originalität zu finden. Originelle Ideen zu haben und diese umzusetzen ist für mich persönlich ansprechender, als jemanden nur zu imitieren. In Österreich ist es sicher schwieriger, durch Originalität erfolgreich zu werden, als in anderen Staaten der Welt. Weder Bill Gates noch Frank Stronach wären in Österreich so erfolgreich geworden. Ich bin der Überzeugung, daß in Österreich die Politik einen zu großen Einfluß auf die Wirtschaft ausübt.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Industrie bietet so viele Tischlerarbeiten zu einem Spottpreis an, daß man als normaler Tischler kaum überleben kann. Meines Erachtens ist jedoch das größte Problem meiner Branche im Nachwuchs gelegen. Lehrlinge werden zu sehr geschützt, sodaß man sich als Unternehmer keine Lehrlinge mehr leisten kann. Wählt man bei der Einstellung den Falschen aus, kann man seine Entscheidung nicht mehr revidieren. Ein Universalproblem in Österreich ist auch die Schulbildung. Die jungen Menschen, die aus den Pflichtschulen austreten, befinden sich an der Grenze zum Analphabetentum. Ich hatte einige Aufnahmegespräche, bei denen sich herausstellte, daß weder eine Fläche berechnet werden konnte noch Additionen, geschweige denn Multiplikationen ordnungsgemäß durchgeführt werden konnten. Ich verstehe natürlich die Problematik der Schulpolitik. Wenn an Wiener Schulen zwei Drittel der Schüler die deutsche Sprache nicht beherrschen, wirkt sich das naturgemäß auf den Standard der ganzen Klasse aus.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Mir ist sehr wichtig, daß Bewerber nicht nur irgendeinen Job suchen, sondern mir glaubhaft darstellen können, daß sie den Beruf des Tischlers erlernen möchten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Abgesehen von meiner Spezialfertigkeit der Intarsienarbeit beherrsche ich alle Fähigkeiten eines Tischlermeisters und spezialisierte mich zusätzlich auch auf den Nachbau und die Restauration alter Möbel.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Für Piloten sei gesagt, daß die monetären Möglichkeiten stark nachlassen werden. Daher sollte man diesen Beruf nur dann ergreifen, wenn man dafür große Begeisterung hegt. Prinzipiell sollte man sich genau überlegen, für welchen Beruf man geeignet ist, und auch dazu bereit sein, sich ständig weiterzubilden.