Zum Erfolg von Josef Schmidt
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, für meine Leistungen eine gewisse Anerkennung zu erfahren, sei es durch die Medien, Gäste oder Freunde. Auch die Anerkennung der fachlichen Kompetenz stellt einen Aspekt des Erfolges dar.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich nicht als erfolgreich, doch ich führe ein zufriedenes Leben. Es gibt immer noch höhere Ziele, die man erreichen könnte, daher möchte ich in meinem Fall nicht von überdurchschnittlichem Erfolg sprechen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend für meinen Erfolg und für den Erfolg des Betriebes ist, daß ich immer persönlich anwesend bin und den privaten Kontakt zu den Gästen pflege. Ich arbeite ungefähr 80 bis 100 Stunden in der Woche, was bestimmt zum Erfolg des Unternehmens beiträgt. Meine Flexibilität und Spontaneität, mein persönliches Engagement und meine Freude an der Arbeit sind bestimmt ganz wichtige Erfolgsfaktoren. Ich bilde mich ständig weiter und informiere mich über das internationale Geschehen, was den Weinbau betrifft, dadurch kann ich auch meinen Gästen internationales Niveau bieten.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Es ist wichtig, authentisch zu sein, daher halte ich Imitation nicht für eine sinnvolle Erfolgsstrategie.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich hatte immer Vorbilder in allen möglichen Lebensbereichen, an denen ich mich orientierte. Ich ging jedoch nie soweit, jemanden nachzuahmen, da ich meinen eigenen Weg gehen wollte. Eine bestimmte Person kann ich in diesem Zusammenhang aber nicht nennen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Es ist mir wichtig, daß sich meine Mitarbeiter mit mir und meinen Produkten identifizieren können.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind ein traditionsreiches Unternehmen und verfügen über viel Erfahrung im Weinbau - schon mein Großvater war als Weinbauer tätig. Unsere größten Stärken sind die gemütliche Atmosphäre im Lokal und die hohe Qualität der Weine. Wir beliefern angesehen Restaurants, wie zum Beispiel das Steirereck. Das Geheimnis unseres Erfolges ist allerdings das gute Heurigenbuffet, mit dem ich mich intensiv beschäftige, und für das ich kreativ tätig bin.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich möchte diese beiden Bereiche nicht trennen, das wäre auch gar nicht möglich. Ich lebe meinen Beruf.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Vorausgesetzt, daß ein junger Mensch Unternehmer werden möchte und als Selbständiger tätig sein will, rate ich ihm, viel Zeit und Geld in seine Ausbildung zu investieren, denn sie ist die notwendige Basis, um ein Unternehmen erfolgreich führen zu können. Enorm wichtig ist Flexibilität. Man soll sich immer weiterbilden und darauf achten, daß man stets am neuesten Wissenstand ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich brachte in meinem Leben bereits über 30 Ernten ein und denke an den Ruhestand. In den nächsten zehn Jahren möchte ich den Betrieb stabilisieren. Ich denke, daß es angesichts der derzeitigen Wirtschaftslage nicht möglich ist, zu expandieren. Jedenfalls möchte ich die gute Qualität der Weine und der Betriebsführung im allgemeinen erhalten. Es wäre schön, wenn meine Kinder den Betrieb eines Tages übernehmen könnten. Im Ruhestand möchte ich vor allem meinen Hobbys frönen.
Ihr Lebensmotto?
Ich vergleiche das Leben gerne mit dem Trinken von Wein: Das Wichtigste ist, daß der Wein bekömmlich ist, daß man davon weder Magen- noch Kopfschmerzen bekommt, daß er gesund ist. Der zweitwichtigste Faktor ist die Harmonie: Der Geschmack des Weines soll harmonisch sein, alles muß zusammenpassen. Der letzte Aspekt ist der individuelle Geschmack des Weintrinkers, nach dem er sich nun aus den bekömmlichen und harmonischen Weinen seinen Lieblingswein aussuchen kann. Diese Geschichte kann man nun als Metapher auf alle Lebensbereiche anwenden: Es hat zum Beispiel keinen Sinn, etwas zu tun, das einem Spaß macht, wenn es nicht gesund ist. Man soll vor jeder Entscheidung zuerst die Bekömmlichkeit und die Harmonie prüfen. Nicht alles, was einem gefällt, tut einem auch gut.