Zum Erfolg von Karl Engelbrecht
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß ich mein Leben und mein unternehmerisches Handeln im Griff habe. Wenn ich mein Leben durch meine Tätigkeit als Unternehmer finanzieren kann und der Deckungsbeitrag für das Unternehmen gegeben ist, dann kann man heute von Erfolg sprechen. Zusätzlich wäre es natürlich sehr angenehm, nicht mehr zehn bis zwölf Stunden zu arbeiten, sondern täglich nur mehr täglich acht bis neun Stunden zu arbeiten, vier Wochen im Jahr meinen Urlaub zu genießen und trotzdem den Deckungsbeitrag zu erreichen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch, daher kann ich mich nicht als erfolgreichen Menschen klassifizieren.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich konnte ein Problem der Branche, nämlich das Preisdumping der Mitbewerber, zu meinem Vorteil nutzen, indem ich mich nicht rein auf den Verkauf von Waren, sondern auf deren Reparatur konzentrierte. Es ist zwar eine Schwachstelle in den Dienstleistungen beinhaltet (keine Vorhersehbarkeit der Auftragslage), doch kann sich diese - wie es bei mir war - zu einem eigenen Standbein des Unternehmens entwickeln. Ich versuchte stets über andere Wege zum Erfolg zu gelangen, so wurde ich auch Mitglied in einer Vereinigung, in der sich etwa 200 Händler zu einer Kooperationsgemeinschaft zusammenschließen. In dieser Vereinigung tauschen wir Erfahrungen aus, kaufen gemeinsam ein und versuchen gemeinschaftlich zum Erfolg zu gelangen. Ich wurde zum Gruppenvorsitzenden für Wien, Niederösterreich und das Burgenland gewählt. Als diese Vereinigung von Red Zac aufgekauft wurde, arbeitete ich einige Zeit mit. Als ich zum Obmann der Einkaufsstraße Wiedner Hauptstraße gewählt wurde, legte ich meinen Vorsitz ab, um mich nur mehr für die Einkaufsstraße zu engagieren. Nach kurzer Zeit holte man mich als Beirat für ganz Österreich in die Vereinigung zurück, und ich wurde in weiterer Folge Beiratsvorsitzender. Da das Unternehmen Red Zac nicht so handelte, wie wir uns dies vorgestellt hatten, traten wir aus dieser Vereinigung aus und führen nun die Vereinigung EP Electronic Partners mit mehr als 200 Unternehmen als eigenständige Vereinigung. Verantwortlich für diesen Erfolg war mein Einsatzwille und das Vertrauen der Unternehmer in meine Person, das ich mir über Jahrzehnte erarbeitet hatte. Jetzt sind wir die stärkste Unternehmergruppe mit 600 Outlets in ganz Österreich.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Durch meine lange Branchentätigkeit konnte ich mir große Erfahrungen aneignen, die mich flexibel auf die jeweilige Marktsituationen reagieren ließen. Diese Flexibilität ist in meiner Branche ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor, daher führe ich heute auch das einzige Geschäft in Wien, das noch Rasierapparate und Videokameras repariert. Ich bin auch der Meinung, daß man sich den Herausforderungen des beruflichen Alltags am besten stellen kann, wenn man für sich und seine Produkte Marktlücken entdeckt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ich weniger Streß, weniger Arbeit und mehr oder gleichviel Geld hatte, in dieser Zeit empfand ich mich als erfolgreich.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich empfinde Originalität als eher ansprechende Maßnahme, um zu Erfolg zu kommen. Ich glaube, daß man bei eigens definierten Lösungen mehr Möglichkeiten im Leben hat.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Gewinnspannen in meiner Branche wurden durch die Angebote der Großbetriebe immer geringer, daher mußten sich die Klein- und Mittelbetriebe in diverse Marktlücken flüchten bzw. ihre Unternehmen auflösen. Durch die allgemeine Wirtschaftsschwäche entstand im Jahr 2003 ein großes Problem am Absatzmarkt, und ich konnte nur durch die Forcierung meiner Dienstleistungen dieses Problem in den Griff bekommen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich wähle meine Mitarbeiter hauptsächlich aus der Vereinigung von Jugend am Werk aus. Hierbei muß man mit großem Feingefühl agieren, um die richtigen Mitarbeiter zu finden. Mir ist es jedoch wichtig, Menschen, die es im Leben nicht so leicht haben, eine Chance zu geben. Wenn man sich diesbezüglich in graue Zonen begibt, ist es natürlich auch immer wieder möglich, daß mit dem vorgestreckten Vertrauen Mißbrauch betrieben wird. Sehr schön ist es jedoch, zu sehen, wenn - wie es bei mir jetzt der Fall ist - ein Mensch, der in Schwierigkeiten steckte, diese durch eine gute Ausbildung meistern konnte. Für mich als Unternehmer ist es auch sehr wohltuend, einen Mitarbeiter gefunden zu haben, der gerne arbeitet und zusätzlich noch sehr gut in seinem Job ist.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Eine Empfehlung weiterzugeben ist schwierig, da es so viele Faktoren des Erfolges gibt. Würde ich neu beginnen, würde ich die Richtung meiner Idee genau ausloten und konsequent mein Ziel vor Augen verfolgen. Sehr wichtig sind konkrete Ziele und die Maßnahme, seine Stärken zu stärken und Schwächen zu schwächen.