Zur Karriere von Stefan Mras
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura am Piaristengymnasium in Wien schlug ich auf Anraten meiner Eltern eine Staatslaufbahn ein und ging zu den Österreichischen Bundesbahnen, wo ich als Fahrdienstleiter und im Verwaltungsfachdienst beschäftigt war. Als leidenschaftlicher Besucher des Kabarett Simpl knüpfte ich Kontakt mit Martin Flossmann, der zu dieser Zeit gerade das Etablissement übernommen hatte. Die französische Revue Burlesque, eine Art Travestieshow, war damals der große Sensationserfolg in Wien. Martin Flossmann sprach mich darauf an, ob ich das Management und die Betreuung dieser Gruppe übernehmen möchte. Den Staatsdienst gab ich auf. Mit 22 Jahren war diese Aufgabe eine Herausforderung für mich, und es machte mir großen Spaß, ich hatte dabei die Gelegenheit, die Theaterwelt wirklich von der Pike an und vom kleinen bis zum ganz großen Theater kennenzulernen. Diese Lehrzeit beflügelte mich stets in dem Wunsch, ein eigenes Theater zu leiten. Auch wollte ich endlich in der Situation sein, daß man bei meinem Theater anklopft und nach einem Engagement fragt, denn wenn man mit einer Tourneegruppe unterwegs ist, muß man mindestens drei bis vier Monate im voraus die Engagements planen, was mir bald auf die Nerven ging. Erst beabsichtigte ich mein Theater in München aufzubauen, durch einen Zufall hatte ich jedoch mit einer Gastspielgruppe im Wiener Internationalen Theater ein Engagement. Um dieses Theater stand es zu diesem Zeitpunkt finanziell sehr schlecht. Es tat mir um dieses schöne Haus leid, und es reizte mich, es zu sanieren. Jedoch war es so stark verschuldet, daß nichts mehr zu machen war. Das Unternehmen wurde delogiert, und es hätte eine Fahrschule ins Haus einziehen sollen. Ich einigte mich mit dem Hausherrn darauf, die angefallenen Mietschulden zu begleichen, und gründete dort 1979 das Theater-Center-Forum, was mir dank meines guten Rufes und der Unterstützung durch Fremdkapital gelang. Ich engagierte einen künstlerischen Leiter, der mir auf Wunsch einen hochkarätigen Spielplan erstellte. Zu dieser Zeit war ich der jüngste Theaterdirektor Österreichs. Dir. Stoß und Prof. Ernst Häussermann, der den Begriff prägte, waren mir sehr wertvolle Ratgeber hinsichtlich des künstlerischen Managements, um Theater, Kunst und das Kommerzielle, was damals ein Widerspruch war, unter einen Hut zu bringen. Es gab Anfangsschwierigkeiten, die Besucherauslastung war zu gering. Andere Theaterdirektoren meinten, solche Schwankungen seien normal in Wien. Damit gab ich mich nicht zufrieden und beschloß, das Theater zu reformieren. Änderte den Spielplan, verpflichtete neue Regisseure, trennte mich vom künstlerischen Leiter, machte quasi alles selbst, und von diesem Augenblick an hatte das Theater Erfolg. Ich nahm mir ein Beispiel an London und nahm Krimis ins Programm, das schlug ein. Parallel organisierte ich 1980 das erste Festival freier Gruppen in Wien, um jungen Künstlern Chancen einzuräumen. Es war mir immer ein Anliegen, jungen Künstlern ein Sprungbrett für deren Karriere zu ermöglichen. Im Theater-Center-Forum begannen Künstler wie Schlabarett, Düringer, Dorfer, Christine Vasicek, die Hektiker, u.v.a. Das Haus verzeichnete dann eine hundertprozentige Auslastung. Zu dieser Zeit wagte ich einen Ausbau des Theaters und nahm im Zuge eines großen Umbaus das Kellergeschoß dazu. Wir hatten nun drei Bühnen, die permanent bespielt wurden. Das Haus war immer in Bewegung und ist seit der Gründung zu einem Gesamtkunstwerk gewachsen. Es stellt sicher eine internationale Visitenkarte für die Stadt Wien dar.