Zum Erfolg von Doris Alfort
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich Unabhängigkeit und Anerkennung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Erfolgreich zu sein bedeutet für mich, meine Zeit frei einteilen zu können und von niemanden abhängig sein zu müssen. Nach meinen Richtlinien sehe ich mich als erfolgreich, wenn auch im kleinen Rahmen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Den Beruf des Technischen Zeichners erlernte ich, weil ich ein korrekter Zahlenmensch bin und als Jugendliche samstags nicht arbeiten wollte, was in den typischen Frauenberufen zumeist nötig gewesen wäre. Für meine Entwicklung war das Beste, was mir passieren konnte, meine Scheidung im Jahr 1992. Ab diesem Zeitpunkt lernte ich auf eigenen Füßen zu stehen. Möglich war mir dies durch die wunderbare Unterstützung bei der Kindererziehung durch meine Eltern, da ich in den ersten Jahren drei Jobs gleichzeitig ausführte. Ausschlaggebend ist auch, daß es mir möglich ist, mich sehr schnell in einer neuen Umgebung zurechtzufinden.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich mußte erfahren, daß viele Arbeitgeber ein großes Problem haben, wenn in der Männerdomäne, in die mein Beruf fällt, eine sehr selbstbewußte - und noch dazu geschiedene - Frau mit zwei Kindern einen Job übernehmen möchte. Es wurden sehrwohl meine gute Ausbildung und Qualifikationen anerkannt, aber das Klischee ließ in den meisten Fällen keine Einstellung zu. Dies war auch in anderen Branchen zu beobachten. Sobald ich weniger attraktiv und selbstbewußt auftrat, war es viel einfacher, zu einer Anstellung zu kommen. Später hatte ich das Problem, daß ich aufgrund der Qualifizierung und hoher Anzahl von Dienstjahren in ein zu hohes Gehaltsschema fiel, das man einer Frau offensichtlich nicht bereit war zu bezahlen. Seit meiner Selbständigkeit kann ich immer wieder beobachten, daß mich manche nicht ernst nehmen und mir gewisse organisatorische Fähigkeiten nicht zutrauen, obwohl ich schon viele Veranstaltungen problemlos organisierte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Sehr geprägt hat mich ein früherer Chef, bei dem ich als Marketingassistentin tätig war. Er hat mich so geschickt geführt, daß ich stark gefordert, aber nie überfordert war.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Besonders stolz war ich, daß ich bei einer Kapfenberger Firma als Marketingassistentin im Vertriebsinnendienst 20 Mitbewerber mit einer HTL-Ausbildung ausstechen konnte. Als Anerkennung sehe ich, daß die Gäste im Café Canapé zu 80 Prozent Stammkunden sind.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Für mich ist die Ausbildung nicht wichtig, sondern die Einstellung zur Arbeit. Am liebsten sind mir Mitarbeiter, die bereits Erfahrung mit dem Umgang und der Lösung von Problemen hatten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich führe kein Chef-Angestellten-Verhältnis, sondern versuche das Gefühl zu vermitteln, daß jeder einzelne Mitarbeiter ein Stützpfeiler des Betriebes ist. Meine Mitarbeiter können selbständig arbeiten und tragen ein gut dosiertes Maß an Verantwortung.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis, wobei jeder seine Grenzen kennt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Beim Umbau des Cafés waren wir bemüht, ein schönes, angenehmes und offenes Ambiente zu gestalten. Wir vermieten außerhalb der Öffnungszeiten des Einkaufszentrums unsere Räumlichkeiten für Meetings und Großveranstaltungen, was mittlerweile schon gerne angenommen wird. Neben unserem Cateringservice bieten wir Firmen auch die Möglichkeit zu PowerPoint-Präsentationen auf unserem großen Flachbildschirm an.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Kaffeehaus ist mein Baby, und dementsprechend engagiere ich mich beruflich. Abschalten kann ich nur, wenn ich auf Urlaub fahre, was seit der Eröffnung nicht möglich war. Meine Kinder sind inzwischen erwachsen und leben ihr eigenes Leben, somit ist es für mich kein Problem, daß Beruf und Privatleben ineinander verschmelzen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich beobachte sehr gerne Menschen und lerne aus deren besonderen Eigenschaften. Mir ist es wichtig, das Selbsterlernte auch in Form einer theoretischen Schulung mit einem Zertifikat nachweisbar zu machen. Leider scheitert eine intensivere Weiterbildung im Bereich Marketing und Management momentan noch an der Zeit.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wichtig ist, an sich selbst zu glauben und ständig an sich zu arbeiten. Man kann niemanden für sein eigenes Leben verantwortlich machen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
In erster Linie möchte ich natürlich das Niveau dieses Betriebes halten und das Vertrauen der Kunden, Banken, Lieferanten, etc. weiter aufbauen. Der Grundgedanke bei der Gründung des Cafés war, weitere Filialen in Österreich zu eröffnen. Dieses Ziel versuche ich langfristig zu erreichen. Kurzfristig möchte ich gemeinsam mit der Leitung des Einkaufszentrums Lösungen finden, wie der Markt noch attraktiver aufgebaut und zum Publikumsmagnet werden kann.
Ihr Lebensmotto?
Gemeinsam sind wir stark!