Zum Erfolg von Maria Trieb
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg innere Ruhe, Zufriedenheit und Selbstvertrauen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Die Art und Weise wie ich mein Geschäft aufgebaut habe und wie es heute läuft, macht mich zufrieden und auch sehr stolz auf das bisher Geleistete. Ich zähle nicht zu den Menschen, die sich aufgrund der Selbständigkeit ständig abrackern. Natürlich steckt im Aufbau und Weiterbestand sehr viel Zeit und Kraft, aber es ist mir auch wichtig, eine gewisse Lebensqualität zu erhalten und das Erreichte auch zu genießen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Nach meiner dreijährigen Karenzzeit hatten mein Mann und ich die Idee, eventuell gemeinsam eine Augenarztpraxis und ein angeschlossenes Optikfachgeschäft zu eröffnen. Bei einem befreundeten Grazer Optiker, bei dem ich beschäftigt war, entdeckte ich dann mein Interesse zu diesem Beruf. Daher absolvierte ich vorerst die Optikerlehre in Graz und anschließend die Meisterschule sowie die Meisterprüfung in Wien. Die Dreifachbelastung von Kind, Beruf und Schule konnte ich dank der großartigen Unterstützung meines Mannes und meiner Familie schaffen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Eigentlich ist mein Mann daran schuld, daß ich heute mein eigenes Optikergeschäft führe, und ich bin ihm dafür sehr dankbar. Er hat mich zu diesem zweiten Bildungsweg motiviert und mir immer wieder Kraft gegeben, diesen Weg zu gehen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Eine große Anerkennung ist es für mich, Kunden, deren Problem in anderen Fachgeschäften nicht behoben werden konnte, zufriedenstellen zu können. Es kam schon vor, daß sich solche Kunden mit einem großen Blumenstrauß bedankten, ihre Zufriedenheit bereitet mir große Freude. Eine weitere große Auszeichnung war für mich der Wirtschafts-Oscar, der mir im Jahr 2000 überreicht wurde. Für diese Ehrung kann man sich selbst nicht bewerben, sondern wird von einem eigenen Komitee geheim ausgewählt. Diese Auszeichnung hat mir großen Auftrieb gegeben und gezeigt, daß ich auf dem richtigen Weg bin.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein großes Problem ist die Lehrlingsausbildung. Einerseits fehlen der Branche gute Facharbeiter, andererseits jedoch ist die Ausbildung eines Lehrlings für kleine Betriebe oft zu kostspielig und aufwendig. Ein weiteres Problem ist, daß jeder für sich arbeitet, aber gerade für einen Kleinunternehmer wäre ein Zusammenschluß z.B. für eine faire Einkaufskooperation von großem Wert. Ich habe das Glück, weitere Optiker für eine derartige Kooperation gefunden zu haben, und wir erzielen daraus wirtschaftliche Vorteile.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich bin ein eher zurückhaltender Mensch, der vorher lange beobachtet, ehe er sich eventuell seinem Gegenüber öffnet. Ein guter Freund hat mich einmal darauf aufmerksam gemacht, daß ich von Kunden oder sonstig flüchtig Bekannten vorerst möglicherweise als arrogant eingestuft werde. Ich denke, nach näherem Kennenlernen wird diese Meinung revidiert. Mittlerweile habe ich dazugelernt, und es ist mir möglich, schneller eine ehrliche Vertrauensbasis zu Mitmenschen zu schaffen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Es ist in unserer Region sehr schwer, fachlich und menschlich gute Mitarbeiter zu finden. Ich achte auf fachliche Qualität und wähle anhand meiner Menschenkenntnis, also nach meinem Gefühl, aus.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuche den idealen Mittelweg zu finden und gleichzeitig Kollegin und Vorgesetzte zu sein. Unsere Arbeitszeiten sind sehr familienfreundlich, da wir an den Wochenenden das Geschäft nicht geöffnet halten. Jeder Mitarbeiter erhält im Dienst täglich ein warmes Mittagessen. Wir veranstalten gemeinsame Ausflüge und nehmen an sportlichen Firmenbewerben teil. Durch dieses angenehme und familiäre Betriebsklima fühlt sich jeder wohl und ist somit automatisch motiviert.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, daß mich meine Mitarbeiter mögen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ein großer Vorteil für Kunden ist die Kombination der Augenarztpraxis mit dem Optikfachgeschäft. Sollte es zu Problemen und Reklamationen kommen, schiebt keiner dem anderen die Schuld zu, sondern es wird im Sinne des Kunden gemeinsam eine Lösung gesucht. Fachkompetenz und Markenqualität sind natürlich Voraussetzung. Der Verkauf allein steht bei uns nicht im Vordergrund, sondern die fachliche Kundenberatung. Es ist uns ein großes Anliegen, daß sich der Kunde bei uns wohl und mit seinen optischen Problemen und Anliegen gut aufgehoben fühlt.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Der Mitbewerb ist auf engstem Raum angesiedelt. Zu Beginn meiner Tätigkeit merkte ich starken Unfrieden, weshalb ich gemeinsam mit dem Innungsmeister ein Zusammentreffen organisierte, bei dem wir uns aussprachen. Seither haben wir keine Probleme mehr.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Privatleben und meine Freizeit sind mir sehr wichtig. Nach der Aufbauphase genieße ich die Freiheit, mir meine Arbeit selbst einteilen zu können.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung ist sehr wichtig. Ich lese sehr viele Fachzeitschriften, versuche regelmäßig verschiedene Seminare zu besuchen und mich mit Kollegen zu einem Meinungsaustausch zu treffen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die Ausbildung ist sehr wichtig, und es ist notwendig, durchzuhalten, auch wenn der Weg nicht immer der leichteste ist. Während der schwierigen Zeit meiner zweiten Berufsausbildung hat mir der Laufsport sehr viel geholfen, indem ich Frust ab- und Energie aufbaute.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich investiere zur Zeit sehr viel Energie und Zeit in den Laufsport. Mein nächstes Ziel ist es bei einem Marathon teilzunehmen.