Zum Erfolg von Herta Enzi
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Persönlichen Erfolg definiere ich im Zehnjahresrhythmus. Alle zehn Jahre Resümee zu ziehen, zeigt mir, was auf dem persönlichen wie beruflichen Lebensweg erfolgreich verlief. Erkenntnisse daraus ergeben weiter Perspektiven für den nächsten Lebensabschnitt. Als junge Mutter war mir die angemessene Begleitung meines Sohnes wichtig. Im weiteren war der Erwerb von Bildung bedeutsam.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Dank meiner intensiven, mich erfüllenden Weiterentwicklung sehe ich mich als erfolgreich. Ich erreichte mein Karriereziel als Krankenschwester und bin darüber hinaus zur Führungskraft gewachsen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Freude am Beruf und das Beziehen von Sinnhaftigkeit aus meiner Tätigkeit verhalfen mir zum Erfolg. Als Krankenschwester bildete ich mich persönlich fort, so unter anderem auf dem Gebiet der Entspannungsmethoden und im kathatymen Bilderleben, um vom Burn-Out-Syndrom verschont zu bleiben. Vorgesetzte erkannten und förderten meine Fähigkeiten glücklicherweise schon als junge Krankenschwester.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Es ist bedeutsam, sich als Frau weiterentwickeln zu wollen. Frauen sind gut beraten, sich Durchsetzungsvermögen anzueignen, um ihren Standpunkt innerhalb des eigenen Geschlechts und gegenüber anderen Berufsgruppen zu behaupten. Gegenüber Ärzten betrachtete ich mich nie als Assistentin, sondern vielmehr als Partnerin und räumte damit der Krankenpflege den hohen Stellenwert ein, den sie meiner Meinung nach verdient. Die Pflege erfährt ja leider vielerorts nicht die entsprechende Gewichtung. Persönlich zeigte ich nie Scheu davor, meine Bedürfnisse anzusprechen und zu diskutieren und hielt es aus, mitunter auch für eine Revoluzzerin gehalten zu werden. Ist mir eine Sache wichtig, trete ich dafür ein. Ich bin keine Jammerin, sondern eine aktive Gestalterin. Mein Engagement galt stets der Professionalisierung des Pflegebereichs. Gesellschaftspolitische Akzeptanz der Pflege ist ein mir wertvolles Anliegen, und dies erfordert den Beitrag jedes einzelnen Mitglieds in der Führungsebene der Pflegenden.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität ziehe ich eindeutig vor. Vorbilder dienen meiner Meinung nach zur Orientierung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Eine besondere Mentorin war die Pflegedirektorin in der Poliklinik und im Elisabeth-Spital, bei denen ich Disziplin und Abgrenzungsvermögen in Form einer gewissen Härte erlernte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Rückmeldungen von Vorgesetzten und besonders von den mir anvertrauten Patienten sind mein Maßstab für persönliche Anerkennung. Das Danke der Bewohner des Pflege- und Sozialzentrums der CS und ihrer Angehörigen war und ist für mich richtungsweisend.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
In der Pflege ist das Niveau der Ausbildung zu verbessern. In Graz ist bereits ein Lehrstuhl für Pflegewissenschaften eingerichtet. Die hohe Anforderungen, die der Pflegeberuf stellt, sind nur mit kontinuierlicher Fortbildung zu bewältigen. Neben körperlichen sind auch seelische Störungen von Patienten auszuhalten und handzuhaben, und das größte Dilemma in Politik und Gesellschaft liegt im Irrglauben, zu meinen, jeder könne ohne qualifizierte Ausbildung spielend in der Pflege zurechtkommen. Die Schaffung von Strukturen und eines entsprechenden Umfeldes, das allen Systemmitgliedern - Pflegerinnen, Patienten und deren Angehörigen - dient, um sich wohl zu fühlen, ist ein wichtiger Punkt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mein Erfolg ist abhängig von den Mitarbeitern. Vollbringen sie ihre Leistung gut, fällt das bewirkte Ergebnis auf mich zurück.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich schätze besonders Wiedereinsteigerinnen nach dem Mutterschutz und Spätberufene, die den zweiten Bildungsweg antreten. In der Regel erlebe ich diese Menschen persönlich als sehr gereift und deshalb für die Pflege als geeignet. Ausschlaggebend sind vorrangig der Kommunikationsstil, das Sozialverhalten und die Fähigkeit zur Gestaltung des persönlichen Umfeldes. Abgesehen von einer qualifizierten Ausbildung und auch die Bereitschaft sich laufend fort- und weiterzubilden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Lob spreche ich aus. Für essentiell halte ich die Einräumung persönlicher Weiterbildungsmöglichkeiten, um Mitarbeiterinnen unterschiedlichster Ebenen zu motivieren. Die Forcierung von Teamarbeit liegt mir am Herzen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere ganzheitliche Pflegephilosophie und der hohe Professionalisierungsgrad sowie der palliative Gedanke in der Pflege zählen zu unseren Stärken. Unser Zentrum ist im Grünen gelegen, wir verfügen über sehr viele Einzelzimmer mit sehr guter Ausstattung. Moderne Beschäftigungstherapie, auch in unserem Garten, zählt zu unseren Besonderheiten. Wir gehen auf die Bedürfnisse unserer alten und teilweise hochbetagten sehr pflegeintensiven Menschen ein. Wir sind bemüht auch diverse Events zu gestalten, um Lebensfreude in den Alltag zu bringen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Flexible Arbeitszeiten verschaffen mir Ausgleich. Ich plane beruflich genau, in meiner Freizeit lasse ich mich von meiner Spontaneität leiten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Dem Pflegenachwuchs empfehle ich, das breite Spektrum, daß dieser Beruf bietet, auszuschöpfen. Um den WHO-Standard in der Pflege zu erreichen, gibt es umfassende Bildungs- und zahlreiche praktische Lernangebote, die ich rate, in Anspruch zu nehmen.
Ihr Lebensmotto?
Liebe das Leben!