Zum Erfolg von Walter Kosar
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich im Grunde Lebensfreude, die durch verschiedenste Dinge genährt werden kann. Wichtig dabei ist, daß mir meine Tätigkeit Freude bereitet und ich mich damit identifizieren kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich, obwohl - oder gerade weil - ich manchmal mit sehr geringen finanziellen Mitteln mein Leben bestreiten mußte und trotzdem jeden Tag genießen konnte und mich in den Spiegel schauen kann.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, mein oftmaliges Scheitern im Leben und die darauffolgenden Konsequenzen, die ich zog, aber auch die Begegnungen mit Menschen waren wesentlich für meinen Erfolg.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Begegnungen mit Menschen wie George Tabori, Keith Johnstone, Peter Turrini, Caroline Koczan, Henri Brugat haben mich künstlerisch beeinflußt. Aber auch zufällige und flüchtige Begegnungen oder Partnerschaften mit interessanten Frauen waren prägend. Jede Beziehung ist einzigartig und faszinierend. Besonders mein Sohn Joël beeinflußt mein Leben sehr stark und positiv.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
the company stage® bekam den Walter Nettig Preis 2001 der Wirtschaftskammer Wien, als Auszeichnung für das innovativste Jungunternehmen Wiens. Dies war eine sehr schöne Anerkennung von der wirtschaftlichen Seite. George Tabori hat mir einmal auf die Schulter geklopft und mir mit seiner sanften Stimme ins Ohr geraunt: Kosilo, mein großer Clown, das war eine wunderschöne Anerkennung von einem der größten Theatermenschen. Aber die wichtigste Anerkennung bekomme ich von meinem Publikum.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ungelöst sind die sozialen Nöte vieler freischaffender Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeit von der Gesellschaft nicht genügend beachtet, anerkannt und bezahlt wird. Dabei ist Theater ist die älteste Form von Konfliktdarstellung und auch Konfliktlösung, die die Menschheit kennt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Helga Stattler, meine Geschäftspartnerin, kommt aus der Wirtschaft und ich selbst war nicht nur in großen Betrieben tätig, sondern auch 30 Jahre im Theater. Diese Erfahrungen aus beiden Welten machen uns sehr kompetent und authentisch. Trotzdem kenne ich die Angst zu versagen. Viele Menschen versäumen Schönes und Wichtiges, allein durch die Angst, nicht bestehen zu können. Erwachsene, die mit mir arbeiten, ich nenne das lieber spielen, erfahren das Zusammenspiel zwischen Intellekt und Intuition, entdecken ihre einzigartige Originalität, verlieren irrationale Urängste und finden oftmals neuen Mut, Selbstachtung und Empathiefähigkeit wieder.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich wünsche den jungen Menschen, sich selbst zu leben, ihre einzigartige Kreativität zu manifestieren, sich weder von elterlichen, noch gesellschaftlichen Mantras behindern zu lassen. Arbeitet für das Leben, nicht für Geld.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Streng genommen keines. Im Ernst: Ich möchte weiter Theater und Musik machen, mich künstlerisch weiterentwickeln, den Moment spüren, den Duft der Erde nach dem Regen riechen und 100 Jahre alt werden. Das mag für andere fatalistisch klingen, aber es ist so.
Ihr Lebensmotto?
Derer gibt es viele: Atmen, Tanzen, Lachen, Weinen, Scheitern, Lieben, Spielen. Ich werde mein Leben nicht im Sinne der Spaßgesellschaft und der globalen Versklavung verschwenden, sondern immer tun, was ich will, und offen für jeden und jede sein.