Zum Erfolg von Peter Oswald
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat man, wenn es gelingt, ein Projekt, für das man brennt, für das man sich engagiert, dorthin zu führen, wo man es sich erträumt hat. Natürlich freue ich mich auch über positive mediale Resonanz in der internationalen Presse. Der entscheidende Stellenwert ist aber, daß mir ein Künstler nach fünf Jahren sagt: Dank Ihrer Aktivität bin ich dort, wo ich heute stehe. Das ist für mich persönlicher Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil es mir bei allen Tätigkeiten gelungen ist, sehr früh auf Künstler zu setzen - und nicht erst dann, wenn sie schon gemacht worden waren. Das inkludiert natürlich auch das Risiko des Scheiterns, denn jeder Mißerfolg wird sofort von der Presse in der Luft zerrissen. Aber auch das ist Bestandteil meiner Arbeit.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend ist ein gewisses künstlerisches Temperament auf der einen Seite und ein gewisses soziales Temperament auf der anderen Seite. Die Sozialisation in einem sehr konservativen gesellschaftlichen Ambiente förderte die Lust an und die Bereitschaft zu Veränderung, am Aufbrechen von erstarrten Strukturen. Im künstlerischen, kreativen Bereich hängt der Erfolg für mich ganz stark mit Passion und höchster Energie zusammen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Natürlich Originalität! Imitation ist grauenhaft und hat weder in der Kunst noch in der Wissenschaft eine Existenzberechtigung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Alfred Schlee, der ehemalige Direktor der Universal Edition, hat immer wieder sehr früh auf Künstler wie z.B. Boulez gesetzt, als diese von der Presse noch geprügelt und vom Publikum ausgepfiffen wurden. Keine Persönlichkeit prägte mich in meiner künstlerischen Sozialisation stark wie Alfred Schlee.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Da kann ich mich nicht beklagen, ich habe beruflich sehr viel Anerkennung erfahren - zu Beginn meiner Karriere als Autor beim Falter, durch Künstler und Veranstalter bei der Universal Edition oder durch das Publikum. Ich werde heute noch auf Konzerte angesprochen, die ich vor 18 Jahren gemacht habe. Dazu kommen noch die zahlreichen internationalen Auszeichnungen und Preise, die wir mit dem Label Kairos erringen konnten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Kairos will die Musik der Gegenwart wieder zu Musik für die Gegenwart machen. Dabei gehen wir in der Auswahl der Komponisten und ihrer Stücke keine Kompromisse ein: nur Musik, an deren Kraft und Fortbestehen wir glauben, die herausfordernde ästhetische Positionen einnimmt und neue Wege des Klangempfindens erschließt, soll in einer auf das individuelle Werk abgestimmten Aufnahmequalität präsentiert werden. Die einzelne CD wird so zu einem Gesamtkunstwerk.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Natürlich geht man an neue Projekte mit besonders viel Energie und Einsatz heran, aber grundsätzlich halte ich nichts von Managern, die noch um 22 Uhr im Büro sitzen. Niemand kann permanent 16 Stunden täglich kreativ arbeiten, da bleibt nur ein Schwarzes Loch zurück. Ich denke, daß ich Beruf und Privatleben recht gut vereinbare.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Das ist unterschiedlich, zwischen 30 Minuten und drei Stunden täglich. Meine bevorzugten Medien sind dabei Bücher, Fachliteratur und das Internet. Auch im Diskurs mit den vielen Künstlern, mit denen ich arbeite, erhalte ich unendlich wertvolle Anregungen und Impulse, die zum Nachdenken anregen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Konsequent bleiben, sich nicht beirren lassen, nicht imitieren, sondern ständig weiter forschen und die ganze Moderne als unabgeschlossenes Projekt begreifen!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Offen bleiben und immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen.