Zum Erfolg von Herbert Mandl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin mit meinem Leben zufrieden, ich arbeite in einem Krankenhaus, wo Menschlichkeit besonders groß geschrieben wird, und Patienten kommen zu mir, weil ich empfohlen werde. Für mich bedeutet Erfolg, eine Position errungen zu haben, wo es mir gelingt, aus meiner Tätigkeit Zufriedenheit zu schöpfen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, durchaus. Es spielt für mich eine Rolle, daß ich eine Position innehabe, in der ich alleinverantwortlich bin. Was mir wesentlich erscheint, ist, daß ich das, was ich kann, weitergeben kann und daß meine Patienten zufrieden sind, daraus schöpfe ich wiederum Zufriedenheit. Das wäre auch eine neue Verantwortung für die Gewerkschaften: man sollte beachten, daß mehr Zufriedenheit aus der Arbeit geschöpft werden kann, auch wenn es sich um weniger schöpferische Berufe handelt wie den des Arztes. Dann würden die Leute weniger krank werden, und es wäre auch der Antritt der Pension nicht so wichtig, man wäre zufriedener.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich begann meine chirurgische Ausbildung unter Prof. Freilinger, der immer nur fallweise den einen oder anderen Assistenten bei Operationen hatte. Ich war der erste, der bei ihm hängenblieb. Offenbar war seine Zufriedenheit groß, und somit waren die Weichen gestellt. Ein weiterer Schritt war, als ich - noch als Assistenzarzt - im Sanatorium Hera eine Ambulanz bediente. Es stellte sich die Frage, die Hera auszubauen oder sich dort zurückzuziehen. Es war damals eine weitreichende Entscheidung, denn als Assistenzarzt hatte ich eine sichere Position. Obwohl ich damals schon drei Kinder hatte, verließ ich diese sichere Position und wagte den Sprung ins kalte Wasser. Das Schöne ist, daß ich jetzt eine Tätigkeit habe, die eine Mischung aus rekonstruktiver und ästhetischer Chirurgie ist. Als ich die Klinik verließ, hatte ich auch ein Angebot, ganz in die ästhetische Chirurgie zu wechseln. Auch wenn dies der finanziell gewinnbringendere Weg gewesen wäre, bereue ich meine Entscheidung bis heute nicht.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Sicherlich ist die Habilitation ein besonderer Zeitpunkt in der Karriere eines Arztes.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich wollte Kinderarzt werden, aber erhielt damals die Auskunft, daß ich in absehbarer Zeit keinen Platz bekommen hätte. Heute bin ich mit meiner manuellen Tätigkeit in der Chirurgie sehr zufrieden. Ich wäre sicher auch ein guter Kinderarzt gewesen, aber bereits während des Studiums zeichnete es sich ab, daß ich die Leidenschaft für eine manuelle Tätigkeit in mir trug.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Besonders nett sind Briefe, in denen Patienten ihrer Dankbarkeit Ausdruck verleihen.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Es wird vielleicht zu wenig nach menschlichen Qualitäten gefragt. Wenn jemand diese Charaktereigenschaften nicht in sich trägt, werden diese auch nicht gefordert. Zusammenarbeit ist sehr wichtig, es wird aber zu wenig überprüft, ob diese auch erbracht wird. Auch werden mehr Ärzte ausgebildet, als Positionen zur Verfügung stehen. Es sollte mehr Konsiliarstellen geben.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich bin ein sehr genauer Mensch, Kritiker meinen vielleicht, ich sei ein Pedant. Aber man muß diese Geduld aufbringen, um exakte Arbeit zu liefern.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich nehme mir Zeit für jeden Patienten - und zwar mehr Zeit als viele anderen Kollegen. So kann ein Patient, wenn er von mir weggeht, kaum sagen, er sei nicht aufgeklärt worden. Das kostet Zeit und wird auch so vom Gesetz gefordert, auch wenn nirgendwo erklärt wird, wie das gehandhabt werden soll. Ich bin auch als Gutachter tätig, und es gab in den letzten zehn Jahren kaum einen Prozeß, der nicht aufgezeigt hat, daß ungenügend aufgeklärt wurde.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich überlege gerade, was meine Frau jetzt sagen würde. Mein Beruf geht sicherlich immer noch auf Kosten meiner Freizeit.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Das Wissen ändert sich ständig, und ich nehme an Kongressen der Brustchirurgie, speziell der Senologie, teil. Diese Gesellschaft ist interdisziplinär zusammengesetzt, Themen werden regelmäßig in Kongressen behandelt. Alle zwei Jahre halte ich auch selbst ein Symposium ab. Zusätzlich lese ich Fachzeitschriften, meine Frau unterstützt mich zudem als Lektor.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man soll einen Mittelweg gehen - sich nicht durch Karrieristen an den Rand drängen lassen, aber auch nicht die Menschlichkeit vergessen.