Zum Erfolg von Hugo M. Mlejnek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich das Erfüllen meiner Pflicht im Sinne meiner Klienten. Tatsache ist, daß man im Leben nicht jedes Rennen gewinnen kann, daher ist für mich der Erfolg auch dann gegeben, wenn Klienten mich als Freund und Berater sehen. Der monetäre Erfolg muß - im Sinne meines Berufes - für mich und meine Klienten gegeben sein, denn daran werde ich von meinem Umfeld gemessen. Für mich persönlich ist jedoch das Gefühl, nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet zu haben, der wahre Erfolg des Lebens. Erfolg ist daher eher ein Gefühl als ein materieller Vergleichswert. Erfolg in meiner Branche ist erst dann gegeben, wenn man nicht mehr jedes Geschäft annehmen muß, daher erkennt man erfolgreiche Steuerberater an der Qualität ihrer Klientel.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Bereits mein Vater war sehr bemüht, ein gutes Unternehmen aufzubauen. Wenn ich bedenke, daß ich meine Unternehmen auf die dreifache Größe erweitern konnte als mein Vater zu seinen besten Zeiten, kann ich ruhigen Gewissens meine Taten als erfolgreich bezeichnen. Würde ich mich nach reinen Umsätzen einstufen, muß ich feststellen, daß es wohl Millionen von Menschen gibt, die erfolgreicher sind als ich. Erfolg zu haben bedeutet daher für mich, das man als Mensch den Platz positiv ausfüllen muß, an den man gestellt wurde.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Bis Mitte der siebziger Jahre befand sich Österreich in einem enormen Wirtschaftsaufschwung. Wer damals seine Sinne am rechten Platz hatte, konnte von 1960 bis 1975 sehr viel Geld verdienen. Nach dem frühen Tod meines Vaters, der mir sein Büro mit acht Mitarbeitern überlassen hatte, ergab es sich, daß viele Klienten zu anderen Steuerberatern wechselten, da man mich schließlich nur als Sohn kannte und ich zu Beginn meiner Tätigkeit natürlich noch kein Naheverhältnis zu diesen Klienten aufgebaut hatte. Die Kanzlei brach dadurch zusammen, und ich stand vor der großen Verantwortung, die Mitarbeiter meines Vaters weiterhin beschäftigen zu können. Ich schaffte es jedoch, alte und neue Klienten zu akquirieren, da es mir immer gut gelang, mich in Menschen hineinzuversetzen und für sie neue Wege zu erschließen. Weiters war ich sehr darauf bedacht, alle meine Aktivitäten mit einer freundschaftliche Gesinnung sehr zielorientiert zu gestalten. So konnte ich mich von meinen Mitbewerbern abheben, die immer mit der Fluktuation ihrer Klienten zu kämpfen hatten. Ich kann noch heute auf Vollmachten aus den sechziger Jahren zurückgreifen, wenn schnelle Entscheidungen notwendig sind. Natürlich ist notwendig, einen hohen Arbeitseinsatz zu leisten und teilweise sogar mit Fieber nicht zu Hause zu bleiben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich ab meinem 40. Lebensjahr als erfolgreich. Ich wußte damals schon das, daß ich zwar weitermarschieren mußte, dies jedoch mit großer Lebenserfahrung und hohem Fachwissen tun konnte. Das Gefühl des Erfolges ist daher kein permanentes, sondern ein erneuerbares Gefühl, das man sich tagtäglich hart erarbeiten muß. Man kann seinen Erfolg nur dann wahrnehmen, wenn man es schafft, sich auch an seinen kleinen Erfolgen zu erfreuen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das Hauptproblem meiner Branche ist die Diskussion um die drei Berufsgruppen der Wirtschaftstreuhänder. Die selbständigen Buchhalter, die Steuerberater und die Wirtschaftsprüfer arbeiten nicht Hand in Hand, sondern begeben sich immer öfter in die Sphären anderer Berufsgruppen. Das Problem ist für mich dann gegeben, wenn ich einen Mandanten jahrelang betreue und ihn bis zu einer gewissen Größe führe. Wenn er dann pflichtprüfungsgemäß einen Wirtschaftsprüfer benötigt, bin ich ein halbes Jahr später das Mandat los. Daher dürften Wirtschaftsprüfer, die auch Banken und Versicherungen prüfen, nicht die Agenden eines Steuerberaters übernehmen. Das Hauptproblem meiner Branche ist also die Gesetzgebung mit ihrer Toleranz von Interessenskonflikten.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter liegen mir sehr am Herzen und sind auch das Kernstück meiner Unternehmen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn man sich in eine unternehmerische Funktion begibt, muß man bereit sein, sein letztes Hemd zu verkaufen, um sein Unternehmen am Leben zu erhalten.