Zum Erfolg von Wolfgang P. Stabauer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflicher Erfolg ist für mich, wenn es mir gelingt, den Leuten, mit denen ich arbeite, das zu geben, was sie wollen. Wenn ich meine langjährige Erfahrung so nützen kann, daß ich 51 Prozent von meinen Vorstellungen durchsetzen kann, dann sehe ich mich als erfolgreich. Menschlichkeit und das Motto Leben und leben lassen! dürfen nicht zu kurz kommen. Außerdem kann Erfolg natürlich am Umsatz gemessen werden. Erfolg ist der Unterschied zwischen Wissen und Tun.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich. Mein erlernter Beruf ist Bäcker, doch dieser Beruf ließ sich nicht mit einem normalen Familienleben vereinbaren. Deswegen wurde ich in dieser Branche immer unzufriedener. Heute bin ich rundherum zufrieden und für mich behaupten, daß ich den schönsten Job der Welt habe, deswegen bezeichne ich mich als erfolgreich. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bin ein bodenständiger und fleißiger Mensch und stehe mit beiden Beinen im Leben. Ich war lange Zeit ein Workaholic. Ich glaube, daß es heutzutage unumgänglich ist, eine gewisse Zeit lang Tag und Nacht zu arbeiten, wenn man sich selbständig machen will. Wichtig ist, daß die Familie dafür Verständnis hat. An meinem 40. Geburtstag beschloß ich, an den Wochenenden und an Feiertagen nicht mehr zu arbeiten, aber dafür an allen anderen Tagen ohne Unterbrechung. Der zweite Vorsatz, den ich damals faßte, war, abzuschalten, sobald ich nach Hause komme. Das mußte ich allerdings erst lernen. Heute arbeite ich bestimmt genauso viel wie früher, aber konzentrierter und effizienter. Ich versuche, mehr intuitiv zu entscheiden und weniger zu analysieren.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Bei uns ist immer nur das Team als Ganzes erfolgreich. Einer alleine kann Ideen haben, kann inspirieren, aber umsetzen muß diese Ideen das ganze Team. Eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Es gibt den Vergleich mit der sogenannten Verständnispyramide: Wenn ich vergesse, das Glied auf der zweiten Treppe nachzuziehen und bereits auf der fünften stehe, dann kann ich das nicht mehr ausbessern. Das heißt, man muß auf alle Leute eingehen, auf die Mitarbeiter und die Kunden.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Fachliche Voraussetzungen müssen heutzutage gegeben sein. Der erste Eindruck zählt am meisten. Beim Einstellungsgespräch verlange ich von den Bewerbern, sich selbst richtig einzuschätzen. Meine Mitarbeiter müssen schnell denken und entscheiden können, sie müssen einsatzbereit und kontaktfreudig sein, um in das Team zu passen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich verfolge einen sehr kommunikativen Führungsstil. Ich möchte, daß meine Mitarbeiter ihre Meinung sagen. Jeder braucht seinen Freiraum, um motiviert arbeiten zu können. Ich versuche, meine Mitarbeiter an meiner Lebenserfahrung teilhaben zu lassen und ihnen dadurch Fehler, die ich machte, zu ersparen. Doch natürlich gibt es hier auch Grenzen, und es gibt Situationen, in die ich mich nie einmischen würde. Wir veranstalten sogenannte Beratungstage, seither sind meine Mitarbeiter viel selbständiger und motivierter, und ich muß weniger arbeiten. Ich motiviere meine Mitarbeiter auch mit Prämien, denn ich vertrete die Meinung, daß es auch meinen Mitarbeitern gut gehen soll, wenn das Unternehmen gut läuft. Meine Mitarbeiter werden über alle Vorgänge im Unternehmen informiert, deswegen vertrauen sie mir.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich war 21 Jahre lang verheiratet. Meine Frau trennte sich vor drei Jahren von mir. Ich hatte aufgrund meines Jobs meine Familie verloren, das war eine bittere Erkenntnis. Ich wußte damals, daß ich so nicht weitermachen konnte, die Arbeit fraß mich regelrecht auf. Der Verlust meiner Familie war der hohe Preis, den ich für meine Karriere bezahlen mußte und der größte Fehler meines Lebens. Heute habe ich eine sehr liebe Lebenspartnerin und regle mein Privatleben genau, ich mache Urlaube und nehme mir Zeit für meine Freundin. Ich brauche sie als einen Ruhepol in meinem Leben und erzähle ihr nur sehr wenig über meinen Beruf. Seit ich Beruf und Privatleben sauber trenne, funktioniert mein Privatleben perfekt. Wichtig sind Toleranz, Akzeptanz und vor allem Vertrauen. Zu meinem Sohn habe ich heute eine gute, freundschaftliche Beziehung.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man soll den jungen Leuten keine Ratschläge geben, weil sie sie ohnehin nicht befolgen werden. Jeder muß seine Fehler selbst machen. Wichtig ist meiner Meinung nach, daß man nicht vergißt, wo man herkommt.
Ihr Lebensmotto?
Jeder kriegt, was er verdient.