Zum Erfolg von Liliana Niesielska
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Privater Erfolg bedeutet für mich, rundum zufrieden zu sein, geschätzt zu werden und das Vertrauen anderer Menschen zu genießen. Beruflich ist die Anerkennung für die Qualität der erbrachten Leistung ein Erfolgserlebnis. Finanzielle Unabhängigkeit gehört zu meiner Erfolgsdefinition dazu, auch wenn ich damit nicht das Erzielen von großem Reichtum meine. Natürlich hängt Erfolg im Schauspielberuf mit Popularität zusammen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ohne Vertrauenswürdigkeit kann man im Dolmetsch-Metier nicht überleben, und ich freue mich besonders über Vertrauensbeweise anderer Menschen. In beiden Berufen sind Auftreten und Benehmen wichtige Größen, die zu Anerkennung führen. Außerdem spielt die Qualifikation eine zentrale Rolle. Ich hab immer viel, aber auch sehr gerne gearbeitet, und diese Faktoren bürgen für gute Leistungen, die immer wieder nachgefragt werden. Disziplin war mir immer wichtig, und ich lege auch großen Wert auf Kollegialität, die in freien Berufen eine grundsätzlich hohe Gewichtung hat.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Als Zwölfjährige von Ungarn nach Wien zu kommen, empfand ich anfangs als kulturellen Schock. Ich wurde aber gut im Akademischen Gymnasium aufgenommen. Daß mir nach anfänglichen schlechten Erfahrungen in Wien hier nun ein Mädchen den Platz neben sich anbot, war für mich damals ein Schlüsselerlebnis, und zudem hatte ich bemühte Professoren im Unterricht, die mir den Schulalltag erleichterten. Bestimmt habe ich als Ausländerin damals einen gewissen Ehrgeiz entwickelt. Die humanistische Bildungsvermittlung meines Klassenvorstandes war sehr wertvoll. Professor Wolfring, der als Regisseur exzellent griechische Tragödien vorzutragen verstand, prägte mich besonders - und zu jener Zeit meldete ich mich in Choreographie an und machte so meine ersten Schritte auf der Bühne - im Stück Elektra. Es gab auch viele andere Vorbilder, die ich des Umfangs halber nicht einzeln aufführen kann. Auch im Dolmetschstudium hatte ich ethische, humanistisch gesinnte Professoren zum Vorbild. Die meisten Menschen haben etwas Positives, dem man etwas abgewinnen kann, und natürlich waren auch meine Eltern Leitbilder für mich.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In jedem Beruf ist die Persönlichkeitsbildung von hohem Wert. Jeder hat gewisse Gaben, die es auszuleben und zu kultivieren gilt. Natürlich ist das nur machbar, wenn ein Entwicklungswunsch besteht und das Bewußtsein des eigenen Wertes sich entwickelt. Dies ist jedenfalls ein Vorteil. Man wird nur in einem Beruf erfolgreich sein, der zu einem paßt und einem Freude bereitet. Ein Dolmetscher agiert zum Beispiel im Hintergrund, aus der Distanz heraus, wohingegen die Schauspielerei ein starkes persönliches Engagement bedingt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich wurde in Choreographie ausgebildet, und in diesem Fach habe ich pädagogisches Talent, dem ich mich stärker widmen möchte. Nicht jeder Schauspieler kann gut moderieren, doch da ich zum Glück auch hierin talentiert bin, möchte ich mehr Kulturveranstaltungen moderieren und mich verstärkt literarischen Übersetzungen widmen.
Ihr Lebensmotto?
Lebe für den Tag!