Zum Erfolg von Hildegunde Piza
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn meine Bemühen akzeptiert und positiv angenommen werden, egal in welchem Bereich, empfinde ich ein Erfolgsgefühl.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Mit den Augen der Außenwelt werde ich bestimmt als erfolgreich gesehen. Ich denke aber, daß ich die Arbeit an meiner Person etwas vernachlässigte, obwohl ich beruflich außerordentlich viel Kraft, Zeit und Mühen investierte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich besuchte in Graz die Mittelschule der Ursulinen, die mich in der 7. und 8. Klasse an anderen Klassen unterrichten ließen, um mich zu fördern. Einerseits lernte ich dadurch sehr viel, andererseits befand ich mein Hervorheben als Schülerin nicht ganz in Ordnung. Mein Vater war als Arzt mein prägendes Vorbild und lehrte mich, wie man mit Menschen kommuniziert. Er war jemand, der sich um seine Patienten sehr kümmerte, und ein guter Zuhörer. Medizin studierte ich, weil ich den Vater nicht kränken wollte. Mein Vater war skeptisch, ob Frauen auch gute Berufschancen haben würden. Sein Beistand war vielleicht eine Art Rückendeckung. Damals waren studierende Medizinerinnen eher Ausnahmen. Mein Leben verlief im Rückblick fast logisch nach einem bestimmten Weg. Es gab Wegbegleiter und Kreuzungen, und das Besondere war, immer wieder richtige Entscheidungen zu treffen. Als junge Ärztin war es damals noch einfach, eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Ich setzte mich sehr in meinem Beruf ein und genoß hervorragende Kooperationen. Trotz der Erfolge an der Universitätsklinik als Oberarzt kommt der Zeitpunkt, wo man sich nach beruflicher Selbständigkeit sehnt. In bestimmten Dingen strebe ich Perfektion an, vielleicht, weil ich manchmal in anderen Dingen doch eher etwas nachlässig bin. Mein Durchhaltevermögen kann man bestimmt als außergewöhnlich bezeichnen. Manchmal bin ich richtig besessen von einer Idee. Auch meine Neugier zeichnet mich aus. Ist es für Sie als Frau in der Medizin schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich schrieb einmal einen Brief an einen Professor, in dem ich ihn darauf hinwies, wie wichtig es ist, darüber nachzudenken, daß Frauen ebenso als Ärztinnen ihren Platz haben sollten. In entscheidenden Gremien sitzen Männer, und sie haben ein Bild der Frau, das nicht dem des 21. Jahrhunderts entspricht. Als Frau muß man aufrecht stehen und darf nicht am Boden liegen bleiben.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich hatte stets das Glück, einige wenige wohlgesinnte Menschen um mich zu haben, die meine Stärken förderten. Besondere Weggefährten in meinem Leben waren jedenfalls mein Vater und mein Ehemann.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne meine 18 MitarbeiterInnen, die sehr engagiert und fleißig sind, gäbe es keinen Erfolg.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich bevorzuge Bewerber, die hohe Bereitschaft zu Engagement zeigen. Mit meinen Oberärzten wird gemeinsam entschieden, wer welche Stelle erhält. Bei der Auswahl gehen wir sehr individuell vor.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich heiratete einen Mann mit zwei Kindern, und selbst hatten wir noch drei Kinder. Ich habe einen guten Geist in meiner Haushälterin gefunden, die seit 22 Jahren bei uns beschäftigt ist. Die Großeltern waren für die Kinder da, auch die Lehrer waren stets verständnisvoll, und mit einfacher Organisation gelang es uns, die Kinder bodenständig aufwachsen zu lassen. Natürlich war es nicht einfach, Familie und Beruf zu vereinbaren und ausreichend Zeit für die Familie zu haben. Mein Glück war es, viel Positives in der Jugend von meinen Eltern mitbekommen zu haben.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Junge Ärztinnen brauchen viel Kraft und Unterstützung in ihrer chirurgischen Karriere. Dieses Fach erfordert Kontinuität. Unterbrechungen sind nicht sinnvoll. Die Kinderfrage ist deshalb vor der Karriere zu diskutieren. Eine Karriere als Chirurgin ist nicht wirklich planbar. Schade finde ich, wenn gut ausgebildete Frauen nach einer Schwangerschaft nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren. Entscheidungen über Familie und Beruf gut vorzubereiten, erachte ich deshalb als wertvoll.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein oberstes Ziel ist, mich selbst besser kennenzulernen.
Ihr Lebensmotto?
Nach einem Mißerfolg aufstehen, nicht liegenbleiben!