Zum Erfolg von Zoran Ilic
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mir ist es wichtig, einen Kreis aufzubauen, dem ich mich zugehörig fühle und in dem ich selbständig agieren kann. Erfolg hat auch mit Verantwortung zu tun. Als Firmenleiter bin ich für meine Mitarbeiter verantwortlich, und hinter jedem Mitarbeiter steht eine Familie, eine Existenz. Der Druck ist groß. Damit umgehen zu können und diese Herausforderung wahrzunehmen, gehört zu meiner Erfolgsdefinition. Materielle Dinge wie eine teure Uhr oder ein tolles Auto machen Spaß, aber nicht langfristig zufrieden. Geld ist nicht der Schlüssel zum Glück, aber es garantiert ein Stück Freiheit.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin mit meinen 31 Jahren vielleicht zu jung, um darüber zu sprechen, ob ich erfolgreich bin. Aber es macht mich schon stolz, daß wir uns durch harte und konsequente Arbeit trotz des schlechten Images unserer Branche im allgemeinen und der jugoslawischen sogenannten ic-Firmen im speziellen einen guten Ruf schaffen konnten. Wir bekommen von der Stadt Wien genauso Aufträge wie beispielsweise von bekannten Unternehmen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Wenn ich ein Ziel vor Augen habe, bin ich bereit, lange und schwierige Wege zu gehen, um es zu erreichen. Konsequenz und eine gewisse Portion Sturheit, im Vertrauen auf mich selbst, sind wahrscheinlich meine auffälligsten Eigenschaften. Ich war schon immer so etwas wie ein Rebell, den vorgegebene Wege weniger reizten als selbst eingeschlagene. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich bin bereit, auf andere zu hören, Ratschläge entgegenzunehmen, aber danach muß ich meinen Weg selbständig und alleine gehen. Ich mag die Idee von Vorbildern oder Idolen nicht. Ich will niemanden imitieren, sondern meinen eigenen Ideen folgen, meine eigenen Fehler machen und daraus lernen. Es ist für mich sehr wichtig, auf meine Art und Weise ans Ziel zu kommen. Ein Beispiel: Ich startete mit null Kapital, wollte aber trotzdem nie einen Kredit aufnehmen. Also mußte ich mich mit kleinen Schritten vorwärts arbeiten, sparsam sein und eine Zeitlang einen gewissen Leidensweg akzeptieren. Das gelang mir, und ich habe bis heute niemals Schulden gemacht oder einen Überziehungsrahmen in Anspruch genommen.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die Baubranche ist bekanntermaßen eine sehr problematische Branche. Viele Firmen arbeiten unseriös und treiben einiges an Unfug. Schwarzarbeit, hohe Lohnnebenkosten und eine schlechte Zahlungsmoral gehören zu den Hürden des täglichen Geschäftslebens. Unsere Antwort darauf ist, in der Größe des Unternehmens überschaubar zu bleiben - ich möchte z. B. nicht mehr als 30 Mitarbeiter beschäftigen - und durch ehrliche und gute Arbeit auf uns aufmerksam zu machen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter spielen eine große Rolle. Schließlich erarbeiten wir den Erfolg gemeinsam. Mein Verhältnis zu ihnen würde ich als korrekt und streng bezeichnen. Meine Devise ist es, dabei einen gewissen Abstand zu bewahren. Und ich übernehme die nötige Verantwortung. Wir bemühen uns etwa, in der in unserer Branche schwierigen Winterzeit genügend Innenarbeitsaufträge zu haben, um unsere Mitarbeiter ganzjährig zu beschäftigen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich denke, daß die relativ große Autonomie, über die meine Mitarbeiter verfügen, sie motiviert, ihr Bestes zu geben.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir arbeiten nie als Subunternehmen. Wir haben unsere eigenen Kunden, unsere eigenen Preise und unsere eigenen Projekte. Der Kunde weiß demnach, woran er ist, und wir versuchen, die Erwartungen durch ein Höchstmaß an Kompetenz, Beratung und flexibler Preisgestaltung zu erfüllen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin zur Zeit ledig und habe keine Kinder. Das liegt wohl daran, daß ich mit der Firma verheiratet bin. Es gelingt mir nicht so gut, wirklich abzuschalten, und ich trage viele Probleme aus der Arbeit auch danach mit mir herum. Es gilt eben, die Firma aufzubauen, und in dieser arbeitsintensiven Phase bleibt nur wenig Platz für ein Privatleben.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Am wichtigsten ist es, eine genaue Vorstellung von dem zu haben, was man tun möchte. Ich würde auch jedem raten, seinen Weg offen und ehrlich zu beschreiten. Als Ratgeber kann ich zwar meine eigenen Erfahrungen weitergeben, ich möchte jedoch nicht emotional auf die Entscheidung eines anderen Einfluß nehmen. Das wäre aus meiner Sicht ein falsches Verständnis von Verantwortung.