Zum Erfolg von Anneliese Bauer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg verbinde ich vorrangig mit persönlicher Zufriedenheit mit mir als Mensch, mit meinen Leistungen und mit meiner Umgebung. Erfolg hat bestimmt auch mit Anerkennung zu tun. Es freut mich, wenn jene Menschen, die mir wichtig sind, mich und meine Leistungen anerkennen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich mittlerweile als sehr erfolgreich. Ich erreichte den Erfolg und führe ein rundum zufriedenes Leben, wobei ich zur Zufriedenheit keine Statussymbole brauche.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? In meinem beruflichen Umfeld genieße ich das Vertrauen meiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Meine Ziele verfolgte ich mit einer gewissen Hartnäckigkeit. Die ersten drei Jahre nach meiner Unternehmensgründung waren sehr hart, und ich dachte öfters an das Aufhören, doch ich wollte mir beweisen, daß ich es schaffe. Es braucht seine Zeit, bis man einen Schutzmantel um sich aufbaut, um nicht mehr so empfindlich zu sein. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich mußte mir in einer männerorientierten Branche meinen Platz erkämpfen, und diese Herausforderung war eine harte. Heute sind wir als sehr frauen- und familienorientiert bekannt. Vier angestellte Männer sind ein gutes Regulativ bei so vielen Frauen im Betrieb. Sie fühlen sich bei uns sehr wohl und zeigen sehr viel Offenheit für Kinderfragen, auch wenn sie selbst noch keine haben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Nach den ersten drei Jahren der Betriebsgründung begann es bergauf zu gehen. Wir waren zwei Frauen mit Kindern, die ihre Geschäftsidee umsetzten, und das gegenseitige Verständnis wie auch der Wille, etwas zu bewegen, ließen uns schließlich wachsen.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Beweggrund für meine berufliche Selbständigkeit war, daß ich das Gefühl hatte, keinen Chef zu brauchen, der mir sagt, wie ich etwas machen soll. Eine Schweizer Firma, die ich immer noch als Zulieferant habe, bot mir in der Anfangszeit Rückhalt. Ich bewunderte Menschen, die mit mir kooperierten und wollte günstige Eigenschaften auch bei mir aktivieren, wenn sie mir gefielen. Ein italienischer Geschäftsmann mit Stil, Manieren und bestem Fachwissen beeindruckte mich beispielsweise enorm.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Mittlerweile habe ich den Eindruck, daß unser Unternehmen sehr angesehen ist. Es ist ein schönes Kompliment, wenn man überall freundlich willkommen geheißen wird. Die Auszeichnung zum familien- und frauenfreundlichsten Mittelbetrieb Wiens bzw. Österreichs ehrt mich sehr, weil ich darauf hingewiesen wurde, mich zu bewerben und mich schon lange - wenn auch gar nicht so bewußt - für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben engagierte. Mir sind die Menschen, die in meinem Betrieb arbeiten, auch persönlich wichtig.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Zeugnisse sind sekundär. Hat jemand schon zehn Mal den Job gewechselt, bin ich skeptisch. Meine Intuition spielt bei Personalentscheidungen eine wichtige Rolle.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ein familiäres Klima schließt Querelen nicht aus, und so ist es wichtig, Konflikte früh und vor allem offen anzusprechen. Ich arbeite nicht über, sondern mit meiner Belegschaft: als ein Teil des Teams. Wir arbeiten Hand in Hand, damit es uns allen gut geht. Jeder ist über Ziele und Zahlen informiert, und so gesehen ist jeder im Interesse der Erhaltung des eigenen Arbeitsplatzes ein Unternehmer im Unternehmen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich trennte die beiden Bereiche nie wirklich. Immer wird auch das eine oder andere berufliche Thema privat besprochen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man muß sich für etwas interessieren, dann ist auch das berufliche Fortkommen einfacher. Wer sich früh in Gruppen engagiert, entwickelt ein soziales Gespür und ein ebensolches Verhalten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich führe meinen Betrieb seit 22 Jahren mit hohem Engagement. 30 unternehmerisch aktive Frauen sind in der Familienallianz der Wirtschaftskammer bemüht, Wege zu finden, um als Unternehmerinnen besonders familien- und frauenfreundlich zu agieren. Gerne engagiere ich mich nun in dieser Allianz für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Gesundheit ist für mich ein sehr wichtiger Faktor. Ich betreue meine Stammkunden persönlich; zudem möchte ich meine Tochter die nächsten Jahre auf die Nachfolge des Unternehmens vorbereiten.