Zum Erfolg von Ernst Niederndorfer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, etwas anzustreben und zu erreichen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, und zwar insofern, als der Betrieb noch existiert. Ich gründete die OHG mit meiner damaligen Gattin, nach einigen Jahren ließen wir uns aber scheiden. Wir verstehen uns noch immer bestens. Ich arbeite in der Backstube und sie ist für das Kaufmännische zuständig. Wir hatten das Pech, daß neben unseren Filialen - wir hatten schon einmal drei - Supermärkte gebaut wurden, und wenn in einem Supermarkt Brot gebacken wird, geht niemand mehr extra zum Bäcker. Wir haben zwei Filialen geschlossen, denn die Arbeit soll auch Gewinn bringen. Die ersten zehn Jahre nach der Geschäftsübernahme arbeiteten wir nur, ohne jemals Urlaub zu machen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich übernahm den Betrieb von meinem Vater in einem desolaten und hochverschuldeten Zustand und hatte den Ehrgeiz, das Unternehmen zu sanieren. Das schafften wir mit viel Einsatz und Mühe.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Solange man gute Qualität verkaufen kann, gibt es keine Probleme. Wir versuchen jeden Tag die gleiche hohe Qualität zu erreichen. Rationelle Arbeitsweise ist sicher eine meiner Erfolgsstrategien.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolg empfand ich in dem Moment nach den ersten zehn Jahren, als ich die drei Millionen Schilling Schulden meiner Eltern getilgt hatte. Meine Exfrau ist gelernte Bürokauffrau und managt den kaufmännischen Teil sehr gut.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität ist meiner Meinung nach der bessere Weg, und so haben wir einige spezielle Brote, wie das Attnanger Milchbrot oder das Attnanger Hausbrot kreiert, die uns von der Konkurrenz abheben.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Das waren mein Großvater und mein Vater, denn ich war der logische Nachfolger, obwohl es nicht unbedingt mein Wunsch war, Bäcker zu werden.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist für mich die Zufriedenheit meiner Kunden.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ungelöst ist die Konkurrenz der Supermärkte, die das Bäckerhandwerk verdrängen, obwohl das aus tiefgefrorenen Teiglingen gebackene Kleingebäck schneller hart wird. Unsere Stärke liegt darin, daß wir frische Produkte liefern, die auch noch am nächsten Tag genießbar sind.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich lege großen Wert auf fachliche Kompetenz und Freude am Bäckerhandwerk.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere meine Mitarbeiter mit meinem eigenen Arbeitseinsatz. Ich bin im Betrieb der erste, der kommt und der letzte, der geht.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind sehr flexibel in der Produktion und können auch Sonderwünsche erfüllen. Wir haben auch sonntags geöffnet, lassen unser Verkaufspersonal laufend schulen und arbeiten sehr kundenorientiert.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Heute gelingt es mir besser, Beruf und Privatleben zu trennen. Meine Exfrau und ich haben früher den Beruf immer ins Privatleben mitgenommen, und das war nicht beziehungsfördernd.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man wird nur dann bestehen können, wenn man außergewöhnlich ist. Als selbständiger Bäcker hat man keinen Achtstundentag und keine Fünftagewoche. Andererseits hat man jeden Tag die Bestätigung, daß man gute Arbeit geleistet hat.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte demnächst den Betrieb verkaufen oder verpachten.
Ihr Lebensmotto?
Ich freue mich über jeden Tag.