Zum Erfolg von Christine Freitag
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ob als kleine Steuerfachangestellte und Bilanzbuchhalterin oder als Partnerin einer erfolgreichen Kanzlei - ich war und bin immer mit Freude und Spaß bei der Arbeit. Ich könnte nie in einem Job arbeiten, wo ich morgens schon mit Bauchschmerzen hingehe und nur auf den Feierabend oder das Wochenende hinarbeite. Mein Beruf füllt mich innerlich aus, und ich habe das Glück, in einem tollen Team zu arbeiten - da kommt der Erfolg fast von alleine. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Mein damaliger Chef und heutiger Partner Werner Fuhr erkannte meine Fähigkeiten und trieb mich auch ein wenig an, das Steuerberaterexamen in Angriff zu nehmen. Er hat mich in vielen Belangen tatkräftig unterstützt, weshalb ich ihm sehr viel verdanke. Selbstverständlich muß man aber auch selbst sehr viel Fleiß, Ausdauer und Zielstrebigkeit mitbringen. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Auf jeden Fall! Schon bei der Steuerberaterprüfung hatte ich das Gefühl, daß es den männlichen Kollegen leichter gemacht wurde. Auch in meiner Anfangszeit als Kanzleipartnerin waren viele Mandanten auf Herrn Fuhr fixiert und standen mir als Frau reserviert gegenüber. Die Steuerberatung ist nach wie vor eine Männerdomäne, und ich mußte mir, manchmal auch mit Ellbogeneinsatz, meinen Platz erkämpfen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich 1987 die Bilanzbuchhalterprüfung bestand, fühlte ich mich schon erfolgreich. Diese Ausbildung ist nämlich gar nicht einfach, und die Durchfallquote bei der Prüfung ist sehr hoch. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Die fachliche Kompetenz muß stimmen, egal ob als Sekretärin oder als Bilanzbuchhalter. Neue Mitarbeiter sollten sich auch mit unserer Arbeitsweise, mit unserer Philosophie identifizieren können. Ein gutes Betriebsklima ist uns sehr wichtig, darum muß der Kollege oder die Kollegin auch menschlich zu uns passen. Wir bilden aber auch selbst Fachkräfte aus, die wir nach Möglichkeit anschließend weiter beschäftigen. Derzeit sind vier ehemalige Auszubildende in unserer Kanzlei tätig.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die Mitarbeiter sind an allen weitreichenden Entscheidungen, die das Unternehmen betreffen, beteiligt. Wir halten regelmäßige Besprechungen mit allen Kollegen ab und beziehen sie in geschäftliche Abläufe ein. Die Meinung der Mitarbeiter ist uns wichtig, und das alleine ist schon eine große Motivation. Außerdem übertragen wir ihnen möglichst viel Eigenverantwortung und unterstützen sie bei der Weiterbildung. Gute Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Als Steuerberater kann man heute nicht nur von der Lohnbuchhaltung oder Jahresabschlüssen leben. Viele Unternehmen müssen den Sparstift ansetzen und geben die Buchhaltung nicht mehr außer Haus. Werner Fuhr und ich suchten daher nach Möglichkeiten, unsere Kanzlei weiter auf Erfolgskurs zu halten. Wir entwickelten einige Konzepte, mit denen wir mittlerweile auch sehr erfolgreich sind, beispielsweise in den Bereichen der Existenzgründung und der Vermögensplanung. Bestes Zeichen für unseren Erfolg ist die langjährige Treue unserer Klientel und ihre Empfehlungen, die uns neue Kundenkreise erschließen. Wir versuchen uns aber auch in kleinen Dingen von der Konkurrenz abzuheben, beispielsweise durch einen sehr persönlichen Stil in der Geschäftskorrespondenz. Außerdem veranstalten wir für unsere Mandanten regelmäßig Infoabende, um über Änderungen und Neuheiten zu informieren. Die Kanzlei ist kontinuierlich gewachsen, und im Zuge dieser Expansion errichteten wir vor einiger Zeit auch unser eigenes, modernes Bürogebäude.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Vereinbarkeit dieser beiden Bereiche klappt bei mir eigentlich sehr gut, da ich nicht verheiratet bin und keine Kinder habe. Ich bin in der Kanzlei stark engagiert, trotzdem bleibt noch genug Freizeit, um mich zu erholen. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich besuche zwei- bis dreimal pro Quartal eine Fortbildungsveranstaltung, dazu beschäftige ich mich mit jeder Menge Fachliteratur.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es ist ein mittelfristiges Ziel, den bisherigen Erfolg der Kanzlei nicht nur beizubehalten, sondern weiter auszubauen. Auch bieten die Räumlichkeiten in unserem neuen Firmengebäude noch Kapazitäten.