Zum Erfolg von Brigitte Schaden
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, die Freiheit zu haben, das zu tun, was ich möchte. Mein Tun und Handeln soll für andere Menschen hilfreich und unterstützend sein. Das gilt für Beruf und Privatleben gleichermaßen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn ich mich als Person betrachte: Ja. Aus gesellschaftlicher Sichtweise kann ich die Frage nur schwer beantworten. Während meines Studiums und der ersten Berufsjahre hatte ich den Ehrgeiz zu beweisen, daß ich als Frau in diesem Beruf genauso erfolgreich sein kann wie ein Mann. Diese Werte und Status haben sich mit zunehmendem Alter gewandelt. Heute gehe ich auch auf Menschen viel offener und unvoreingenommener zu. Ausschlaggebend ist allein die Frage, ob dieser Mensch sympathisch und interessant ist - und nicht, ob er der Portier oder der Generaldirektor einer Firma ist.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, daß die Wurzeln schon in der Familie liegen. Mein Großvater war Universitätsprofessor und Vizepräsident des Verfassungsgerichtshofes und beherrschte 18 Sprachen in Wort und Schrift. Mein Onkel war Universitätsprofessor an der TU und Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherung. Die Schwester meiner Großmutter war eine der ersten Frauen in Österreich, die Chemie studiert hat. In meiner Familie gab es also zahlreiche bemerkenswerte Karrieren und Erfolgsgeschichten. Das war für mich sicher auch ein großer Ansporn.Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? In Phasen, in denen man 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche erreichbar ist, stellt es schon eine Herausforderung dar, Zeiten zu finden, während derer man eben nicht erreichbar ist. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, mein Handy abends auszuschalten. Man braucht einfach Ruhe- und Entspannungsphasen, um für die Aufgaben des nächsten Tages gerüstet zu sein.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich persönlich hatte und habe keine Probleme. Das verdanke ich aber nur dem Umstand, daß ich mich gegen eine herkömmliche Familie mit Kindern und für die Karriere entschieden habe. Beides zur gleichen Zeit ist meiner Meinung nach unvereinbar.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn ich eine Firma oder Abteilung verließ, um mich neuen Projekten zu widmen, und meine Kollegen und Vorgesetzten bedauerten mein Ausscheiden, so war das immer eine sehr schöne Anerkennung meiner Person und meiner geleisteten Arbeit.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Leider nehmen immer noch viel zu wenige Firmen die professionelle Unterstützung eines Projektmanagers in Anspruch. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, warum Projekte scheitern. Diese Fehler wären also ganz einfach zu verhindern, dennoch werden sie gemacht. Das ist ein Phänomen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich lasse meine Mitarbeiter bis zu drei Bewerber auswählen, die ihrer Meinung nach für die Stelle am besten geeignet sind. Aus diesem Kreis der engsten Kandidaten treffe ich dann die Entscheidung. Die wichtigsten Kriterien dabei sind Intelligenz und Eigenständigkeit, außerdem muß die Chemie stimmen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich halte nichts davon, Mitarbeiter zu motivieren. Jeder muß von sich selbst aus motiviert sein. Meine Aufgabe ist es, die Menschen dort einzusetzen, wo sie ihre Fähigkeiten am besten einbringen können.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Es gibt bei pma und IPMA einen erprobten Projektmanagement-Standard, nach dem die einzelnen Länder zertifizieren. Unsere Mitglieder kommen von Universitäten, aus der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung. Für sie und für am Projektmanagement Interessierte stellen wir eine Plattform zum Erfahrungsaustausch und zur Weiterbildung dar.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Der Klient kommt durch Mundpropaganda zu mir, und dies setzt Vertrauen voraus. Weiters muß die Chemie stimmen, und wenn dies der Fall ist, dann ist auch die Konkurrenz eigentlich kein Thema.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das klappt sehr gut, da mein Lebensgefährte von Anfang an wußte, daß ich keine typische Hausfrau bin, sondern sehr stark für und mit meinem Beruf lebe.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Keinen, denn auch Ratschläge sind Schläge. Ich kann aus meinem Leben erzählen und diese Erfahrungen als einen möglichen Weg zur Diskussion stellen. Jeder muß selbst herausfinden, was er möchte und wo seine Stärken und Schwächen liegen. Und davon soll man sich nicht abbringen lassen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe mir niemals Ziele gesteckt, sondern Chancen gesehen und sie ergriffen. Das werde ich so beibehalten.